Hulamädchen auf Abwegen
Verschwinden wie die Feuerwehr, ehe ihr Ehemann nach Hause
kommt. Allerdings gab es auch noch eine andere Methode, der Unsicherheit
abzuhelfen — man machte die Tür entschlossen auf. Und das tat ich denn auch.
Obwohl im Flur draußen weder
Ananasspaliere noch Kokospalmen wuchsen, hatte ich doch das bestimmte Gefühl,
diese Wohlgerüche zu genießen. Vielleicht bildete ich mir das nur ein weil ich
den Klang von elektrischen Gitarren immer damit in Verbindung bringe. Und
diesen Klang vernahm ich wirklich. Gleichzeitig hatte ich die Vision eines
langhaarigen Geschöpfes, das mir scheu zulächelte und leise sagte: » Aloha nui loa «.
Aloha nui loa , dachte ich. Mochte der Himmel wissen, was das hieß. Die Vorstellung, jemand
würde angesichts eines solchen Körpers ein Lexikon herausziehen und nachsehen,
erheiterte mich ungemein. Da es sich dabei offensichtlich nicht um eine
Beleidigung handelte, lag mir nichts im Wege, sie ebenfalls anzulächeln.
Außerdem machte ich zweimal die Augen auf und zu, um mich zu vergewissern, daß
ich nicht doch an Halluzinationen litt. Hawaii war schließlich noch sehr neu
für mich.
»Mr. Boyd?« fragte sie. » Kemo sagt, Sie mich sprechen wollen.«
» Kemo ?«
»Der Kellner aus der Hauoli Bar«, erklärte sie. »Ich sein Ulani , die Tänzerin.«
»Das hätten Sie mir gar nicht
erst sagen müssen, mein Goldstück«, erwiderte ich bewundernd. »Und richten Sie Kemo aus, wenn Sie ihn das nächste Mal sehen, er sei ein
Genie. Aber kommen Sie doch herein!«
Sie glitt an mir vorbei und
blieb in der Mitte des Raumes stehen. Der farbenprächtige Sarong ,
den sie trug, hinterließ jenes elektrisierende Rascheln, das mich immer auf
sündige Gedanken bringt. Ich schloß die Tür sorgfältig hinter ihr zu und
betrachtete sie mit einem Ausdruck tiefempfundener Verzückung. Sie schenkte mir
ein warmes Lächeln und hielt mit nervöser Hand ihren Sarong zusammen.
»Mögen Sie einen Drink?« fragte
ich heiser. Ich räusperte mich, doch der Kloß in meinem Hals saß fest wie ein
Astronaut in seiner Kapsel.
»Danke, gern«, sagte sie
schnell.
Ich machte uns zwei Drinks und
setzte mich neben sie auf die Couch. »Auf Ihr Wohl!« prostete ich ihr zu.
» Okole maluna !« gab sie zurück.
»Und was bedeutet das?«
»Oh — wie sagt man? Hoch die
Tassen!« Sie kicherte leise.
»Erzählen Sie mir nicht so lose
Sachen, Sie bringen mich nur auf dumme Gedanken«, murmelte ich leise und trank
zur Beruhigung etwas von dem Bourbon. Das Blut brannte mir in den Adern.
»Ich habe Sie heute abend tanzen sehen«, berichtete ich ihr. »Es war
hinreißend.«
»Da kine «, hauchte sie und hob anmutig
die Schultern.
Oje! Vielleicht war der
Gedanke, kein Lexikon zu brauchen, etwas voreilig gewesen.
»Es hat Ihnen — gefallen?«
meinte sie gleichmütig. Dabei machte sie wieder die anmutige Geste mit den
Schultern. »Warum Sie mich sprechen wollen, Mr. Boyd?«
»Danny«, sagte ich.
Sie blickte mich strahlend an.
»Danny?«
»Weil ich ein paar Fragen an
dich habe, mein Goldstück«, grinste ich. »Kennst du eine Dame namens Arlington,
Blanche Arlington?«
Sie schüttelte verneinend den
Kopf.
»Oder einen Mann namens Emerson
Reid?«
»Nein.« Ulani sah mich groß an.
»Und sagen dir auch folgende
Namen nichts: Virginia Reid, Erik Larsen, Kayo Choy ?« fragte ich verzweifelt.
» Aole «, sagte sie fest. »Ich niemand davon kennen.«
»Gut.« Ich winkte müde ab. »Wie
steht es mit Eddie Mayes? Arbeitest du nur für ihn, hm?«
»Ich kommen von Niihau «, erklärte sie eifrig. »Sie kennen Niihau , Danny?«
»Eddie hat mir davon erzählt.«
Ich gab es auf. »Es ist eine kleine Insel, die am äußersten Ende der
hawaiianischen Inselgruppe liegt. Stimmt’s?«
»Sehr klein und sehr hübsch«,
strahlte sie. »Ich sein schon fünf Monate weg.« Sie zählte an den Fingern nach.
»Ich fahren nach Oahu «, radebrechte sie, »und suchen
Job. Ich sein Tänzerin. Als ich Eddie fragen, ob er mir geben Job, er hat kein
Lust. Aber als ich sagen, ich aus Niihau , er mir
gleich geben Job.« Danach sah sie mich groß an und erklärte dramatisch: »Ich
ihn nicht mögen. Immer er mich beobachten — ganze Zeit. Wenn ich möchte
ausgehen, er sagen nein, aole , ganze Zeit er
sagen aole . Ich nichts anderes als
Gefangene.«
»Er möchte dich für sich
allein?« erkundigte ich mich höflich.
» Aole !« Sie schüttelte heftig den
Kopf. »Sie mich fragen dumme Sachen, Danny. Er niemals hat gemacht Liebe zu
mir, nicht ein
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