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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Ich gab zwei Schüsse auf ihn ab und hörte das
scharfe Aufschlagen der Geschosse, die vom Wagen abprallten.
    Daraufhin ergriff der Chevrolet
die Flucht und verschwand mit quietschenden Rädern hinter der nächsten Kurve.
Pete Rochelle hatte wohl vorgehabt, seinen Freunden beizustehen — ursprünglich
jedenfalls. Aber als er sah, daß es brenzlig wurde, machte er sich lieber aus
dem Staub.
    Mit einem scheußlichen Gefühl
im Magen, ging ich zu dem hinteren Wagen und sah hinein. Er war leer. Den
Burschen, den ich erschossen hatte, drehte ich auf den Rücken und betrachtete
ihn eingehend. Irgendwann in seinem früheren Leben schien die Natur ihm etwas Häßliches angetan zu haben. Sein Gesicht war völlig
verunstaltet, und die Einschläge meiner Achtunddreißiger hatten ein übriges getan. Einen Augenblick überlegte ich, wie es ihm wohl
gelang, ein so anhaltend schreckliches Jammern von sich zu geben, obwohl er
offensichtlich mausetot war.
    Bis ich darauf kam, daß das von
einer zweiten Person herrühren mußte. Mir fiel der dumpfe Stoß ein, den ich
beim Rückwärtsfahren gefühlt hatte. Und da lag er auch, etwa fünf Meter vor
meinem Dodge. Je näher ich auf ihn zuging, desto lauter wurde sein Stöhnen. Er
lag auf dem Bauch, hatte den Kopf in die Höhe gereckt und heulte wie der Hund von
Baskerville.
    Als ich nur noch zwei Meter von
ihm entfernt war, stellte sein Jammern ein — so plötzlich, als habe jemand an
einem Schalter gedreht. Sein Kopf fiel nach vorn.
    Ich betrachtete ihn jetzt ganz
aus der Nähe. Als der Wagen auf ihn zugerollt kam, mußte er versucht haben, ihm
im letzten Moment auszuweichen. Doch das war ihm nicht gelungen. Die Räder
waren ihm quer über den Rücken gerollt und hatten sein Rückgrat eingedrückt.
Wie er in diesem Zustand überhaupt noch so lange hatte leben können, war mir
ein Rätsel. Auch konnte ich ihm sein grauenvolles Jammern nicht verdenken. Er
mußte fürchterliche Schmerzen ausgestanden haben. Ich trug ihn zu seinem Wagen
hinüber und setzte ihn hinters Steuer. Dann holte ich den anderen Burschen und
setzte ihn daneben. Wenn sie schon keine Witze mehr miteinander reißen konnten,
sollten sie sich wenigstens gegenseitig Gesellschaft leisten.
    Die hintere Stoßstange an
meinem Dodge war verbogen, die Rücklichter waren eingedrückt und der
Kofferraumdeckel verbeult. Sonst war er in Ordnung. Zum Glück hatte er sich
nicht mit der vorderen Stoßstange des anderen Wagens verklemmt. Ich schob ihn
vor und brachte ihn in Fahrtrichtung, dann ging ich zurück zu dem anderen Wagen
und machte mich an seinem Armaturenbrett zu schaffen.
    Ich steckte den Zündschlüssel
ins Schloß, ließ den Motor an, drückte den Fuß des Kerls hinter dem Steuer aufs
Gaspedal, ohne daß er protestierte, und trat schnell einen Schritt zurück. Dann
schlug ich die Tür zu, steckte meinen Arm durch das offene Fenster und stellte
den Wahlhebel auf »Vorwärts«.
    Mit Windeseile zog ich meinen
Arm wieder heraus und überließ den Wagen seinem Schicksal. Da der Wagen eine
automatische Gangschaltung hatte, machte er einen Satz nach vorn und kippte
über den Felsenrand. Langsam und würdevoll ragte das hintere Ende in die kühle
Nachtluft, ließ sich ein paar Sekunden Zeit und stürzte dann in die Tiefe. Nach
einer ganzen Ewigkeit erst, so schien es mir, hörte ich, wie er im Tal unten
aufschlug, Dann ging ich langsam zu meinem Dodge zurück; dabei stellte ich
fest, daß sich — im Gegensatz zur vorigen Nacht — kein Lüftchen rührte, eine
Tatsache, die ich dankbar zur Kenntnis nahm.
    Als der Wagen wieder fuhr,
schaltete ich das Radio an, aus dem mir der Song of the Islands entgegentönte. Vielleicht, dachte
ich, bedeutete es für die beiden Insassen des anderen Wagens einen schwachen
Trost, zu diesen einschmeichelnden Klängen beerdigt zu werden.
     
     
     

7
     
    In der Hauoli Bar bekam ich denselben Tisch wie am Abend zuvor, und derselbe Ober fragte
nach meinen Wünschen. Aber wenn ich darüber nachdachte, war das alles andere
als ein Zufall.
    »Ich freue mich, Mr. Boyd, Sie
so bald schon wiederzusehen«, murmelte der Ober. »Was darf ich Ihnen bringen?
Den üblichen Gin and Tonic?«
    »Die üblichen elf Gin and Tonics«, verbesserte ich ihn. »Sie sorgen für prompte
Erledigung Ihrer Aufträge«, fuhr ich anerkennend fort. »Ich hätte nie gedacht,
daß Sie so schnell auf meine Wünsche eingehen wie gestern
abend .«
    »Manche Aufträge machen Spaß«,
sagte er lächelnd, »manche tun sogar dem Bankkonto

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