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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Warum ich das getan hatte, hätte ich nicht zu sagen vermocht.
Vielleicht lag es an dem ahnungsvollen Prickeln, das mir das Rückgrat hinauf
und hinunter lief, oder daran, daß ich mich zu intensiv mit dem Mord an Blanche
Arlington beschäftigt hatte.
    Gegen sechs Uhr betrat ich die Golden
Dragon Bar, wo ich mir als erstes einen Gin und Tonic bringen ließ. Bis zu
meiner Verabredung bei Choy am nächsten Morgen hatte
ich keine geschäftlichen Termine mehr. Was die persönlichen betraf, so hatte
ich Zeit bis Mitternacht, wo ich mich mit Ulani verabredet hatte. Ich hatte also den ganzen Abend für mich allein. Das mußte
gefeiert werden, am besten mit ein paar Drinks am Anfang, mit einem guten
Dinner und anschließend mit dem Besuch einer Show in einem der Nightclubs der
Stadt. Wo, wußte ich noch nicht — aber warum nicht in der Hauoli Bar ?
    Während ich mich noch mit
meinen Gedanken und meinem zweiten Drink beschäftigte, kam ein Bursche zur Tür
herein, den ich nicht kannte, und setzte sich neben mich an die Bar. Er hockte
mir zwar nicht auf dem Schoß, aber allzuviel Platz
zwischen uns ließ er auch nicht. Ich sah nach, ob er vielleicht drei Kameras
bei sich hatte, und stellte fest, daß das nicht der Fall war, weshalb ich mein
ausschließliches Interesse wieder meinem Drink zuwandte. Er bestellte Scotch
on the rocks , zündete
sich eine Zigarette an und machte den Eindruck, als fehle ihm jetzt nichts mehr
zu seinem Glück.
    »Boyd?« fragte er einen
Augenblick später.
    »Ja-ah«, sagte ich, drehte mich
zu ihm um und sah ihn mir nun doch genauer an. »Das bin ich.«
    Er war kleiner als ich, etwas
über einssiebzig groß und stolzer Besitzer von
außergewöhnlich breiten Schultern, die zu seiner Körpergröße in keinem
Verhältnis standen. Außer einem dünnen Flaum war sein Schädel kahl. Sein
Gesicht war dunkel und vom starken Bartwuchs fast schwarz. Obendrein schielte
er. Ein Auge war auf beängstigende Weise nach innen gerichtet. Auf kleine
Kinder mußte er wirken wie der Butzemann persönlich.
    »Ich muß mit Ihnen sprechen«,
krächzte er mit kaum zu verstehender Stimme. »Es ist nicht ganz unwichtig.«
    »Dann sprechen Sie«, erwiderte
ich.
    »Hier geht es nicht«, flüsterte
er. »Hier weiß man nie, ob nicht jemand zuhört.«
    »Mir gefällt es hier aber.« Ich
blieb stur. »Mir gefällt die Einrichtung, so schön orientalisch — und dann der
Jazz; außerdem sind die Drinks ausgezeichnet. Sie kenne ich noch nicht einmal.«
    »Ich bin Rochelle«, krächzte
er. »Pete Rochelle. Sagt Ihnen der Name nichts?«
    »Nein«, log ich gleichgültig.
»Woher sollte ich ihn kennen?«
    »Und was ist mit Blanche
Arlington?« fragte er. »Bedeutet Ihnen der Name etwas?«
    »Stand er nicht heute morgen in der Zeitung?« fragte ich vorsichtig.
    »Und auch in der Abendausgabe.
Aber sie haben den Täter noch immer nicht gefunden. Nur ich weiß, wer es war,
Boyd. Das heißt, wir beide wissen es jetzt, Boyd. Möchten Sie jetzt irgendwo
anders hingehen und sich mit mir unterhalten?«
    »Nein«, lehnte ich ab. »Im übrigen weiß ich nach wie vor nicht, wovon Sie sprechen.«
    Unter seinem linken Auge zog
sich quer über die Wange eine tiefe, beinahe zehn Zentimeter lange Narbe hin,
die plötzlich dunkelrot anlief, als er mich anstarrte.
    »Blanche«, krächzte er mit
seiner rostigen Flüsterstimme. »Ich war mit ihr befreundet. Ich war verrückt
nach ihr. Und Sie wissen doch, wie das einen Mann packen kann.«
    »Nein«, sagte ich. »Ich mache
mir nichts aus Langhaardackeln. Mit Geld ist das was anderes. Geld kann man
wenigstens auf die Bank tragen.«
    »Genauso habe ich mir Sie
vorgestellt«, meinte er. » Wieviel hat Choy Ihnen für den Job gezahlt?«
    » Choy ?«
    »Hören Sie auf, sich dumm zu
stellen, Boyd!« Während er mich weiterhin anstarrte, erschien ein häßliches Grinsen um seinen Mund. Dann fuhr er fort: »Sie
waren gestern dort, in ihrem Haus. Sie sind hineingegangen, haben vielleicht
guten Tag gesagt und ihr dann die Gurgel durchgeschnitten. Und Choy hat Sie für diesen Job gedungen und bezahlt. Sie
brauchen es gar nicht abzustreiten — ich weiß es!«
    »Wenn Sie so viel wissen«, gab
ich zurück, »dann wissen Sie sicher auch, weshalb Choy sie unbedingt umgebracht haben wollte?«
    »Die Antwort darauf wissen Sie
selbst am besten«, erwiderte er. Dabei entblößte er seine Zähne, und ich
wünschte, dieser Anblick wäre mir erspart geblieben. »Ganz einfach. Choy fand heraus, daß ich mit ihr befreundet war

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