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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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wuschelte mir mit den noch nassen Händen durch die Haare. »Ich wette, wir haben Bier im Bus!«
    Grinsend traten Schnabel und ich aus der Park-Toilette. Nie hab ich größere Verwirrung in Sinas Gesicht gesehen.
     

39
    Am nächsten Tag wollten alle nur noch nach Hause. So schnell wie möglich und am besten in getrennten Flugzeugen. Doch noch war es nicht so weit, noch mussten wir die angeblich älteste Pflanze der Welt bestaunen, das Kriegsversteck der beiden deutschen Geologen und den Holzmarkt in Okahandja.
    Die älteste Pflanze der Welt hieß Welwitschia Mirabilis und war das mit Abstand jämmerlichste Gewächs, das mir jemals unter die Augen gekommen war. Mit ihren blassen, graugrünen Blättern sah sie aus wie eine monatelang nicht gegossene Baumarkt-Zimmerpalme.
    »Die Welwitschia hier, der ist über tausend Jahre alt und braucht fast keine Wasser«, erklärte uns Bahee.
    »Chef?«
    »Eh?«
    »Wir sind jetzt nicht wirklich eine Stunde gefahren wegen so einer verdörrten Scheiße hier, oder?« »Doch, Max!«
    Breitling sagte »Mann, Mann, Mann«, und Trixi trat aus Versehen auf eines der wenigen intakten Blätter.
    Sina ignorierte mich, es war also alles wie gehabt: Schnabels plötzliche Verhaltensänderung hatte mir wenig gebracht, denn noch stand die Info, dass Sina mich liebte, in einem gewissen Widerspruch zu ihrem Verhalten.
    Schnabel, der den ersten Kater seines Lebens zu haben schien und nicht aufhörte, uns dessen Auswirkungen zu beschreiben, als hätte er eine seltene Tropenkrankheit: »Jetzt pocht und pocht das im Kopf, und einen Brand hab ich! Kennt ihr das?«
    Wir sagten »Ja« und stiegen wieder in den Bus, um uns an unseren vorletzten Stopp, den Henno Martin Shelter fahren zu lassen. Darauf war ich tatsächlich gespannt, nach dem ich in der Erongo Wilderness Lodge angefangen hatte, den Erlebnisbericht der beiden Kriegsflüchtlinge zu lesen.
    Bahee parkte, dann stolperten wir einen schmalen Felsweg hinab, wo es zum Versteck der beiden deutschen Geologen ging. Bahee erläuterte unterdessen den Sachverhalt. »Der Henno Martin und seine Kumpel, der Herr Korn, die waren Geologen, und die haben hier so in die späte Dreißiger nach Wasser gesucht für die Farmer, aber dann hat sie die Zweite Weltkrieg auch hier mal eingeholt, und damit man sie als Deutsche nicht in die Knast schmeißt, haben die sich vom Acker gemacht und sind in die Wüste gefahren, da wollten sie dann mal so lange ausharren, bis der Krieg vorbei ist, ne. Und wo wir jetzt mal runterlatschen, das war ihre erste Versteck.«
    »Unfassbar interessant!«, stöhnte Breitling und flippte eine Kippe gegen einen Felsen.
    »Aha!«, murmelte Speckhut.
    »Na ja!«, zweifelte Käthe. Dann klingelte Bahees Handy, und Speckhut scherzte, das sei bestimmt der Henno Martin, der wissen wollte, ob der Krieg endlich vorbei ist, er hätte einen tierischen Kohldampf. Erstaunlich: Nun lachte nicht mal mehr Speckhut selbst über seinen Witz, er machte ihn einfach nur.
    Bahee hatte sich ans Ende der Gruppe fallen lassen und telefonierte, wobei er irgendwie angespannt wirkte. Wir warteten zunächst, doch dann machte es >Bing<, und Seppelpeter stapfte neugierig voraus in Richtung Versteck. Wir ließen Bahee telefonieren und stiegen den kleinen Pfad hinunter zu einer weit überhängenden, hellbraunen Felswand mit einem Boden aus grauem Staub. Einen Augenblick lang stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, wenn ich vor einem Krieg hätte fliehen müssen. Und ich dachte wieder drüber nach, ob wir hier überleben könnten, die wir Fleisch nur abgepackt kannten aus dem Supermarkt und mit Grammangabe? Wie würden wir Wasser finden, uns gegen Kälte schützen, und was würden wir essen? Wie wir schon bald erfahren sollten, waren das so abwegige Überlegungen nicht, denn als mein Blick wieder zum schmalen Trampelpfad ging, war unser Guide verschwunden.
    Die erste Viertelstunde verbrachten wir noch sorgenfrei. Wir vermuteten, dass Bahee noch mal kurz zum Bus gelaufen war, um dort ungestörter telefonieren zu können oder etwas aufzuschreiben. Als wir nach einer halben Stunde aber noch immer alleine unter der Felswand saßen, schlug ich vor, zurück zum Parkplatz zu gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Aus Angst, zurückgelassen zu werden, wollten alle mit. Also stiegen wir alle wieder hoch. Am Ende des Pfades angekommen, fielen uns dann fast die Gesichter ins Geröll: Das Einzige, was inmitten der prallen Sonne auf dem staubigen Parkplatz stand, war unser komplettes

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