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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Schildkrötenkopf dorthin, wo bis vor kurzem noch Schnabel gesessen hatte.
    »Naaa!«
    Im Rückspiegel sah ich, wie Bahees eben noch fröhliches Gesicht sich verspannte wie Frischhaltefolie. Er wiederholte die Frage.
    »Karl-Heinz, jetzt mal bikkie ernst hier bitte, ne: Is der Kevin neben dir?«
    »Sagramend, naaaaaaü Da liegd nur a Bierflasche. Haid! Zwei sogar!«
    Bahee legte eine solche Vollbremsung hin, dass Brendas Gala sowie Schnabels Bierflaschen nach vorne flogen und gegen die Kopfstützen krachten. Der Bus selbst tauchte in eine Wolke aus grauem Staub. Kein Lachen war mehr zu hören und kein Atmen, die einzigen Geräusche waren das Tackern eines japanischen Dieselmotors und das Pochen unserer Herzen. Aufgelöst drehte sich Bahee zu den hinteren Reihen um.
    »Mensch, Karl-Heinz, da musste doch mal was sagen hier!«, schimpfte er. »Wir sind doch mitten in die Park mit wilde Tiere drin!«
    »Ich bin doch kei Kindergärdner«, grantelte Seppelpeter zurück.
    Bahee versuchte sich zu beruhigen, indem er seine Schläfe massierte.
    »Gut. Also ... wo habt ihr ihn denn zuletzt gesehen?« »Auf am Rastplatz!«, erinnerte sich Speckhut, ich nickte scheinheilig: »Stimmt. Da hab ich ihn auch gesehen.«
    Trixi war die Erste, die handelte. Sie kurbelte das Fenster herunter, formte ihre Hände zu einem Trichter und schrie: »Keeeevin! Keeeviiiiinnnü!«
    Bahee starrte die energiegeladene Trixi ungläubig an.
    »Trixi? Das ist ein super Idee, aber ... mach besser, wenn wir zurück sind, ja?«
    »Stimmt. Ist besser. Wollte nur helfen!«
    Mit quietschenden Reifen wendete Bahee den Bus, und keine zehn Minuten später raste ein Toyota Quantum mit Holzgiraffe auf dem Dach durch die Einfahrt der umzäunten Toilettenanlagen.
    Der Bus war noch nicht ganz zum Stehen gekommen, da riss ich schon die Schiebetür auf und rannte auf das flache Betongebäude zu, auf dessen rechter Seite sich das Herrenklo befand.
    »Keeeevwiiin!«, hörte ich Trixi hinter mir schreien - nun durfte sie ja. Der Zaunpfahl steckte noch exakt so zwischen Klinke und Mauer wie zuvor. Ich riss ihn weg und die Kabinentür auf. Auf dem Klo saß Schnabel mit einem Bier und schaute mich erschrocken an.
    »Och ... geht's weiter?« »Ja! Kommst du mit?« »No!«
    Schnabel nahm einen weiteren Schluck Bier und stellte die Flasche sorgsam neben die Toilettenbürste.
    »Alles klar!«, schrie ich nach draußen, »hab ihn!«
    »Übrigens, Matze, damit du mich nisch immer kloppst: Ich hab Brenda gevögelt, nicht Sina.«
    Meine Augen wurden so groß wie die der Klickaugenbedienung am Brandberg.
    »Echt?«
    »No!«
    »Wann?«
    »Wüste!«
    »Und?«
    »Guter Body, aber zu passiv, lässt sich bedienen.« »Ach.«
    »Versucht hab ich's natürlich bei Sina.«
    Augenblicklich beschleunigte sich mein Puls, und meine Hand griff fast automatisch wieder nach dem Zaunpfahl. Schnabel schüttelte ab, betätigte die Spülung und zog die Hose hoch.
    »Leg das Ding weg, wir haben ja noch nicht mal geknutscht!«
    Stumm lehnte ich den Pfahl zurück an die Kacheln, gemeinsam gingen wir zum Waschbecken. Schnabel drehte den Hahn auf und wusch seine Hände.
    »Weißt du, was deine Sina gesagt hat, warum mir die Frauen immer abhauen nach ein paar Wochen?«
    »Nee!«
    »Weil ich 'n freudloser Langeweiler bin.« »Echt?«
    »No! Und weißt du was? Sie hat recht! Die ganze Ernährungsscheiße, die Trainingskonzepte, die Wettkämpfe ... ich hab keinen Bock mehr. Bringt ja auch nix, ich meine, welche Kirsche will denn 'nen Typen, der dreißig Stunden trainiert die Woche und, wenn er nicht trainiert, auf Wettkämpfen rumhängt und, wenn er da nicht rumhängt, nix trinkt?«
    »Lass mich raten: keine?«
    »Genau. Obwohl - vögeln wollen se schon mit mir, aber das war's dann meistens auch.«
    Schnabel drehte den Wasserhahn so entschlossen ab, dass ich fürchtete, er würde ihn abreißen.
    »Und dann seh ich auch noch viel zu gut aus. Ich muss da echt was machen. Sag mal, siehst du 'n Handtuch irgendwo?«
    Ungläubig fixierte ich Schnabel. Hatte er eben wirklich gesagt, er müsse was gegen sein Aussehen tun?
    »Nee!«
    »Egal, Handtuch ist auch langweilig! Na, jedenfalls: Du bist nicht langweilig, und aussehen tust du auch nicht besonders. Aber irgendwas scheinste ja zu haben, dass ne Frau wie Sina so einen Irren wie dich liebt.«
    »Das hat sie gesagt?«
    »No! Ach, und das mit Brenda behalt für dich, ja? Sag mal, haben wir Bier im Bus?« »Kann sein.«
    »Mann!«, freute sich Schnabel mit einem Mal und

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