Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
nieder – dann die Suy Dams und die Van Dams, die mit manchem verwetterten Fluch vorwärts drängten; sie führten die Krieger des Höllenthors an, die in ihren Donner-und Blitz-Kitteln einherschritten; endlich erschien die Leibgarde und der Fähndrich Peter Stuyvesants mit dem flatternden großen Biber von Manhatta.
Jetzt begann das furchtbare Getümmel, der desperate Kampf, die wahnsinnige Wildheit, die tolle Wuth, die Verwirrung und Bewußtlosigkeit des Faustkampfs: Holländer und Schweden durch einander rissen, pufften und lederten auf einander los, was sie konnten. Der Himmel verfinsterte sich von dem Hagel der Wurfgeschosse und Schießgewehre. Pautz! gingen die Kanonen los – ratsch! hieben die Säbel ein – plumps!. fielen die Prügel drein – piff, paff! plautzten die Flinten – heillose Risse – Schläge – Tritte – Kopfnüsse – Ohrfeigen – eine Menge schwarze Gesichter und blutige Nasen verstärkten immer mehr das Schauderhafte der Scene. Schwipp schwapp, ritsch ratsch, holterdipolter, kopfüber kopfunter, knall und fall, Purzelbaum und hast du nicht gesehen! gings durch einander. – Dunder und Blixum, fluchten die Holländer – Splitter und Splutter, schrieen die Schweden – Lauft Sturm, brüllte der hardkoppige Peter – Feuer an die Minen! kreischte der heftige Rising – Tanta-ra-ra-ra! schmetterte die Trompete Antons Van Corlear – bis alle Stimmen und Töne verworren durch einander tobten – Grunzen und Röcheln, Wuthgeschrei, Siegesjubeln, mischte sich in Ein satanisches Geheul. Die Erde erzitterte, als ob sie einen Schlaganfall über den andern bekäme – Bäume schauderten zurück und verdorrten vor dem Anblick – Felsen krochen in die Erde wie Kaninchen – selbst der Christinafluß floh erschreckt zurück und lief in athemlosen Entsetzen einen Berg hinan!
Lange schwankte das Kriegsglück über den Streitern; ein tüchtiger Platzregen, von dem «wolkenversammelnden Zeus» gesandt, kühlte einigermaßen ihre Hitze, gleichwie ein Kübel mit Wasser, den man über eine Hetze bissiger Hunde gießt; doch war dieß nur auf Augenblicke, und mit zehnfach erneuerter Wuth kehrten sie auf den Kampfplatz zurück und schlugen einander blau, grün und blutrünstig. Gerade als sie wieder handgemein wurden, zeigte sich eine lange und dicke Rauchwolke, die sich langsam nach dem Schlachtfeld bewegte; die Kämpfenden hielten einen Augenblick inne und betrachteten die Erscheinung mit stummem Erstaunen – plötzlich verwehte ein Windstoß die dicke Wolke, und aus ihrer Mitte tauchte das flatternde Banner des unsterblichen Michael Paw hervor. Dieser hochherzige Anführer kam ohne Furcht heran mit einer geschlossenen Reihe von austerfetten Pavoniern, welche dahinten geblieben waren, theils um ein Reservecorps zu bilden, theils um die große Mahlzeit zu verdauen, die sie gehalten hatten. Diese kühnen Dienstmannen rückten unerschrocken heran, rauchten ihre Pfeifen mit Nachdruck, marschirten jedoch ausnehmend langsam, weil sie kurzbeinig und um den Gürtel von ziemlicher Rundung waren.
Doch jetzt verließen die schützenden Gottheiten des Meeres von Neu-Amsterdam unbedachtsam das Feld und gingen in ein benachbartes Bierhaus, um sich mit einem frischen Trunk zu erquicken; da hätte die schrecklichste Krisis den Niederländern beinahe den Garaus gemacht. Kaum waren die Myrmidonen des gewaltigen Paw zur Schlachtordnung angerückt, als die Schweden von dem pfiffigen Rising einen Wink erhielten und eine Tracht Hiebe auf die Tabackspfeifen regnen ließen. Betroffen über den unerwarteten Angriff und durch die zerbrochenen Pfeifen aus der Fassung gebracht, geriethen die ritterlichen Holländer in totale Verwirrung – schon fliehen sie und wie eine scheu gemachte Elephantenheerde bringen sie einander selbst in Verwirrung, indem sie eine Schaar von kleinen Hoppers in den Boden stampfen, und das heilige Banner, worauf die riesenhafte Auster von Communipaw erglänzte, wird in den Koth getreten! Die Schweden sammelten jetzt frischen Muth, drängten nach, applicirten den Fliehenden mit großer Virtuosität Tritte
a posteriori,
so daß es war, als flögen sie davon; selbst der berühmte Paw empfing ganz infame Grüße und empörende Berührungen von schwedischem Sohlenleder.
Aber, o ihr Musen! wer malet den Zorn des muthigen Heerführers der Holländer, als er von weitem seine Leute weichen sah? Mit einer Donnerstimme brüllte er seinen schurkischen Kriegern nach. Die Männer von Manhatta rafften sich zu neuer
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