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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Heftigkeit erneuete.
    Wüthend, seine Kriegsvorräthe so schmählig zerstreut zu sehen, sammelte der stolze Rising alle Kraft und hieb dem Helden gerade auf den Kamm. Vergebens widersetzte sich der kleine dreieckige Hut; der Stahl biß sich durch den steifen, widerhaarigen Filz und würde ihm ohne Zweifel den Hirnkasten gespalten haben, wäre der Schädel nicht von solcher demantnen Härte gewesen, daß der schwache Säbel in Stücke brach und tausend Funken sprühte, die das gräßliche Gesicht wie Strahlen des Ruhms umgaben.
    Von dem Schlag betäubt, taumelte der ritterliche Peter, verdrehte die Augen nach oben und sah fünftausend Sonnen zwischen Monden und Sternen am Firmamente tanzen – endlich verlor er durch seinen hölzernen Fuß das Gleichgewicht und kam auf seinen Sitz der Ehren nieder, mit einem so heftigen Fall, daß die Höhen rings erzitterten, und gewiß sein ganzes anatomisches System zu Grund gegangen wäre, hätte ihn nicht ein Kissen, weicher als Sammt, gastlich aufgenommen, welches die Vorsehung, oder Minerva, oder der heilige Nikolaus, oder eine gütige Kuh wohlwollend zu seinem Empfang dahin gelegt hatte.
    Der wüthende Rising war ganz gegen jenen Grundsatz echter Ritterlichkeit, «großmüthige Fehde ist ein Juwel,» erpicht, in dem Fall des Helden seinen Vortheil wahrzunehmen, aber als er sich bückte, um ihm den Todesstreich zu versetzen, gab ihm der besonnene Peter mit dem hölzernen Bein einen kräftigen Schlag aufs Capitol, daß ihm die Ohren klangen wie von einem Dutzend Glockenspiele und Schellenbogen. Der verwirrte Schwede taumelte und in demselben Augenblick erwischte der behende Peter einen Sackpuffer, der auf dem Boden lag (er war seinem getreuen Trompeter Van Corlear während des Wirbelschlagens auf dem kleinen Tambour aus dem Schnapsack gehüpft) und feuerte ihn dem taumelnden Rising an den Kopf – doch der Leser irre sich nicht, es war keine mörderische Waffe, mit Pulver und Blei geladen, sondern ein ganz nettes steinernes Krüglein, bis zur Schnauze mit Doppeltem von ächter holländischer Courage gefüllt, die der kluge Van Corlear immer mit sich führte, um seiner Stärke von Zeit zu Zeit etwas zuzugeben. Die schmählige Bombe fuhr durch die Luft und fiel wohlgezielt, wie jenes von dem riesigen Ajax auf Hector geschleuderte Felsenstück, dem gigantischen Schweden mit unvergleichlicher Kraft auf den Schädel.
    Dieser schwere Schlag entschied den Ausgang der Schlacht. Das dumpfe Haupt des Generals Rising sank an die Brust, die Knie wankten, eine Todtenkälte überlief ihn und er stürzte mit solcher Heftigkeit zu Boden, daß der gute alte Pluto sehr erschrack und nicht anders glaubte, als er falle ihm das Dach seines unterirdischen Palastes ein.
    Der Sturz des Helden war das Signal zur Flucht und zum Siege. Die Schweden wichen, die Holländer drangen vor; die ersteren flohen Hals über Kopf, die letzteren waren rasch hinterdrein. Einige rannten mit ihnen zusammen ins Thor hinein – andere stürmten die Werke und noch andere kletterten über den Kamm. So war in kurzer Frist das Fort Christina, das, wie ein zweites Troja, eine Belagerung von vollen zehn Stunden ausgehalten hatte, mit Sturm genommen, ohne daß auf beiden Seiten nur ein Mann umgekommen wäre. Die Siegsgöttin saß in der Gestalt einer großen Bremse auf dem dreieckigen Hut des ritterlichen Stuyvesant, und alle Schriftsteller, die er miethete, um die Geschichte dieses Zuges zu beschreiben, versicherten, daß er an diesem denkwürdigen Tage eine Fülle strahlenden Ruhmes erlangt, womit man ein Dutzend der größten Helden in der Christenheit dauerhaft hätte vergolden können!

Siebentes Kapitel.
    Verfasser und Leser ruhen nach der Schlacht aus und gerathen in eine ernsthafte Betrachtung – wonach erzählt wird, wie Peter Stuyvesant sich auf seinen Sieg benommen.
    Dem heiligen Nicolaus sey Dank! wir haben die schreckliche Schlacht glücklich beendigt: laß uns niedersitzen, edler Leser, und uns abkühlen, denn ich bin in einem schrecklichen Schweiß und Aufruhr. – Warlich, es ist keine Kleinigkeit, so eine Schlacht, und wenn die großen Helden wüßten, welche Unruhe sie ihren Geschichtschreibern machen, sie könnten es nicht über’s Herz bringen, so fürchterliche Dinge zu vollführen. Aber mich däucht, ich höre meinen Leser klagen, daß in der ganzen gewaltigen Schlacht kein einziger erschlagen, nicht einmal einer verstümmelt wurde, den unglücklichen Schweden ausgenommen, dem das scharfe Schwerd Peter

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