Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)
Besinnung auf, als sie ihren Feldherrn rufen hörten – oder vielmehr sie fürchteten seine nachdrückliche Ungnade, die sie mehr scheuten, als alle Schweden in der ganzen Christenheit – aber der kühne hartkoppige Peter wartete nicht auf ihre Hülfe und stürzte sich, das Schwerd in der Faust, in den dichtesten Haufen der Feinde. Er verrichtete hier Thaten, wie sie seit dem wunderbaren Weltalter der Riesen nicht geschahen. Wo er sich hinwandte, wich der Feind bebend zurück. Mit heftigem Ungestüm drang er vorwärts und trieb die Schweden wie Hunde in ihre eignen Gräben, aber als er sich so tollkühn hineinwagte, kamen sie ihm bei und drängten ihn von der Seite. Ein heimtückischer Schwede näherte sich ihm auf diese Weise und führte sein feiges Schwerd gerade nach dem Heldenherzen; aber die schützende Macht, die über dem Leben aller großen und braven Männer wacht, lenkte die tödtliche Waffe nach einer Seitentasche, wo eine ungeheure blechene Tabacksdose ruhte, die wie der Schild des Achilles mit übernatürlicher Kraft begabt war – ohne Zweifel, weil der fromme Held auf ihr ein Bildniß des schützenden St. Nikolaus mit sich herum trug; so ward der fürchterliche Stoß abgewandt, indeß dem großen Helden ein furchtbarer Seufzer entfuhr.
Wie ein wüthender Bär, den die Hunde anfallen, sich verzweifelnd wehrt, die Zähne fletscht und auf den Feind losspringt, so wandte sich unser Held nach dem verrätherischen Schweden. Der Schurke suchte in der Flucht sein Heil – aber der lebhafte, hurtige Peter erwischte ihn bei seinem unmenschlichen Haarzopf. «Ha, raupiger Bankart!» brüllte er, « hier habe ich etwas, das Hundespeise aus dir machen soll!» So sprechend, that er mit seinem trauten Schwerd einen Hieb, der dem Schweden den Kopf wie eine Rübe weggenommen hätte, wenn er weiter ausgeholt hätte, so aber trennte er nur den Zopf dicht an der Wurzel vom Kopfe. In diesem Moment richtete ein Büchsenschütze, auf der Höhe eines Erdwalls gelagert, sein tödtliches Geschoß auf den ritterlichen Stuyvesant und würde ihn ohne Zweifel als einen weheklagenden Todten zu den stygischen Gestaden hinabgesandt haben – hätte nicht Minerva, die sich so eben gebückt hatte, um ihr Strumpfband zu binden, ihren Liebling aus der plötzlichen Gefahr errettet, indem sie Boreas mit seinen Bälgen gerade noch vor dem Schuß sandte, als der Lunten ans Rohr gelegt wurde, wo der Gott mit einem glücklichen Windhauch alles Pulver von der Pfanne blies.
«So wogte die schreckliche Feldschlacht» – als der stolze Rising, der das Ganze von der Höhe einer kleinen Vorschanze überblickte, seine Leute durch den unbestechlichen Peter bedrängt, geschlagen und zertreten sah. Die Sprache malt nicht den Zorn, der ihn bei diesem Anblick ergriff – er hielt nur einen Augenblick inne, um eine Last von fünftausend Flüchen abzuschütteln, dann zog er seinen Türkensäbel und stürzte in den Kampf, mit so donnernden Tritten, wie es bei Hesiod von Jupiter heißt, als er von dem Sphärensitz herabkam, um den Titanen seine Donnerkeile an die Köpfe zu werfen.
Wie sich die feindlichen Anführer von Angesicht erblickten, fuhren beide stark zurück, wie routinirte Helden der Bühne zu thun pflegen. Dann sahen sie sich einen Augenblick sauer an, wie zwei wüthende verliebte Kater, wenn sie im Begriff sind, mit ihren Krallen eifersüchtige Ohrfeigen auszutheilen. Jetzt stellten sie sich in Position, darauf in eine andere, wetzten die Schwerter am Boden, und nun gings los. Worte sind unvermögend, die Wunder der Stärke und Tapferkeit bei diesem verhängnißvollen Zusammentreffen zu beschreiben, ein Zweikampf, mit welchem der des Ajax mit Hector, des Aeneas mit Turnus, des Orlando mit Rodomont, des Gui von Warwick mit Colbrand dem Dänen, und des berühmten wälischen Ritters Sir Owen von den Bergen mit dem Riesen Guylon, pure Kindereien und Sonntagsspäße waren. Endlich nahm Peter seine Gelegenheit wahr, holte aus und wollte eben den Schädel seines Gegners bis zum Kinn spalten; aber Rising hob rasch den Säbel und parirte, doch so kurz, daß der Hieb ihm die Seite streifte und ein ungeheures Schnapsfutteral wegrasirte, das er stets angeschnallt trug, dann seinen Lauf verfolgend in eine tiefe Rocktasche fuhr, die mit Käse und Brod reichlich versehen war – diese Leckerbissen rollten zwischen die Kämpfenden und verursachten ein hartnäckiges Handgemenge unter den Schweden und Holländern, so daß die Schlacht sich mit zehnfacher
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