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Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Humoristische Geschichte von New-York (German Edition)

Titel: Humoristische Geschichte von New-York (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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verstand.
    Wie das Gold im Feuer erprobt wird, so die Nationen im Elende. – Jetzt faßte unser guter Peter Stuyvesant ein Project, das des edlen Ritters von La Mancha würdig gewesen wäre. Er wollte in eigner Person vor den Amphictyonen erscheinen, in der einen Hand das Schwerd, in der andern den Oelzweig. Umsonst stellten ihm seine geheimen Räthe die Gefahr vor Augen: es wirkte gerade so viel, als wenn man einen verrosteten Wetterhahn mit einem zerrissenen Blasbalg umdrehen wollte.
    Anton Van Corlear wurde für den nächsten Morgen zur Abreise aufgeboten. Dieser wackere Knappe war zwar mit den Jahren etwas steif geworden und fühlte sich eigentlich glücklicher auf seinem Junggesellen-Sitz Hoek, den er der Freigebigkeit seines Beschützers verdankte, indessen wäre er ihm doch bis ans Ende der Welt gefolgt und es stiegen so manche Erinnerungen an jene Oerter und ihre schönen Weiber in ihm auf, daß er sich mit Lebhaftigkeit in die Tage seiner Blüthe zurück versetzte.
    So brach denn dieser Spiegel der Starrköpfigkeit mit seinem Trompeter auf und unternahm einen der gefährlichsten Züge irrender Ritterschaft. Umsonst, edler Stuyvesant, habe ich dich nun aus allen Gefahren gerettet, habe die Tabacksdose, den demantnen Schädel, das Schnapskrüglein vorgehalten, so stürzest du dich muthwillig in den Rachen der Gefahr – o hätte ich jetzt ein Kapitel aus der stillen Zeit Wouters Van Twiller vor mir, um darauf auszuruhen wie auf einem Federbett! – Doch auf, zu dem raschen Ende unserer Geschichte!
    Und nun zieht die rothbackige Aurora, wie ein schmuckes Stubenmädchen, die schwärzlichen Vorhänge der Nacht aus einander, und hurtig springt aus seinem Bett der liebliche rothhaarige Phöbus, verwundert, daß er so lange an der Seite seiner Dame Thetis geruht haben soll. Mit manchem kräftigen Fluch treibt er seine messingfüßigen Rosse an und peitscht sie das Firmament hinauf, wie ein verspäteter Kutscher, der die Stunden wieder einholen will. Und nun sah man diesen Götterkerl, den hartnäckigen Peter, wie er einen dürren Zelter mit einem Besenschweif besteigt und in seiner Uniform erglänzt, das messingstrahlende Schwerd an der Seite, das an den Ufern des Delaware so große Thaten gethan.
    Siehe dicht hinter ihm seinen herzhaften Trompeter auf einem herzschlächtigen, glasäugigen Apfelschimmel; das steinerne Schnapskrüglein, welches den mächtigen Rising niedergeschmettert, unter den Arm geschlungen, die Trompete stolz in der rechten Hand, mit einem stattlichen Banner geziert, das den großen Biber von Manhattan vorstellt. Siehe, wie sie zusammen aus dem Stadtthor reiten, wie ein alter Ritter mit seinem Knappen dicht an seinen Fersen. Das Volk folgt ihnen mit den Augen und ruft manchen Abschiedsgruß und guten Wunsch nach: Lebe wohl, hardkoppig Piet! Lebe wohl, ehrlicher Anton! – Reis’t angenehm – kommt glücklich wieder. Du stolzester Ritter, der je ein Schwerd zog, du wackerster Trompeter, der je auf Schuhleder trat.
    So zogen sie durch das Bloemendael, ein reizendes idyllisches Thälchen, mit wilden Blüthen geschmückt, von reinen Bächen erfrischt, und hier und dort belebt durch einen freundlichen holländischen Weiler oder eine Hütte unter dem Schutz einer schroffen Anhöhe oder unter Bäumen versteckt.
    Nun kamen sie auf der Gränze von Connecticut an, wo sie viele Beschwernisse und Gefahren zu erdulden hatten. An einer Stelle wurden sie von einem Trupp Landbesitzer und Landsturmobersten angefallen, die trefflich beritten sie eine Strecke verfolgten und mit Fragen und Muthmaßungen quälten, besonders den würdigen Peter, dessen silbernes Bein sie nicht wenig in Verwunderung setzte. An einem andern Ort, unweit der berühmten Stadt Stamford, hielt sie eine mächtige Legion von Kirchendiaconis auf, die ihnen gebieterisch fünf Schillinge abforderten, weil sie am Sonntag reis’ten, und sie als Gefangene in eine benachbarte Kirche, deren Thurm aus den Bäumen hervorguckte, zu schleppen drohten; aber diese Hoffnung machte der ritterliche Peter gleich zu nichte, so daß sie eilends ihre Stöcke bestiegen und in starker Verwirrung davon jagten, wobei sie sogar ihre dreieckigen Hüte im Stich ließen. Nicht so leicht entkam er einem listigen Mann von Pyquag, der ihm mit unerschrockener Hartnäckigkeit seinen schönen Besenschweif abhandelte und ihn dafür eine elende Naraganset-Mähre besteigen ließ.
    Dieser Bedrängnisse ungeachtet, setzten sie ihren Weg munter an den Ufern des Connecticut fort,

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