Hunde Jahrbuch
passiert? Sag’s schon!“, drängen die zwei.
„Ich bin weggelaufen und nach einer Weile wieder zurückgekommen, aber den LKW-Fahrer habe ich nie wieder gefunden.“
„So was tut man nicht!“, belehrt Max den Kamerad.
„Ich weiß, aber ich hatte mich verliebt, auf den ersten Blick, in eine Hundedame, eine Schönheitskönigin. Mann, wie die duftete! Das übertraf das beste Parfüm, was die Menschen benutzen.“
„Sie hat gut gerochen. Nach was, nach Rinderbraten, oder frisch gebackenem Kuchen?“, fragt Max naiv.
„Wie? Wie bitte? Was bist du für einer?“, sagt der Kamerad verlegen, staunt und zwinkert mit einem Auge. „Weißt du nicht, wie eine Hundedame so riecht, wenn sie ... Na, du weißt schon, was ich meine, nee?“
„Na, so ein bisschen, aber mich hat es nie umgehauen. Bei einem Spaziergang im Park sagte mein Herrchen zu einem anderen Hundebesitzer: ‚Mein Hund ist kastriert!‘ Deswegen vielleicht“, antwortet Max und schaut seinen Kumpel ganz unschuldig an.
Kamerad betrachtet seinen neuen Freund lange. Er versteht: Er kannte viele ausgesetzte Hunde, die genau so wie Max waren, also sucht er nach ein paar tröstenden Worten.
„Mach dir nichts daraus, Liebe birgt auch viel Kummer in sich.“
„Und was ist dann passiert, als du dich so verliebt hattest?“, will jetzt Franzl wissen.
„Wie das eben so ist, eine Liebe kommt, die andere geht, so spielt das ganze Leben“, sagt Kamerad und kratzt sich am Hals.
„Hast du auch Kinder?“, fragen die zwei neugierig.
„Ob ich Kinder habe? Die ganze Welt ist mit meinen Kleinen bevölkert! Man könnte einen ganzen Staat mit ihnen gründen!“, antwortet er stolz und kratzt sich wieder am Hals.
„Hast du Flöhe? Du kratzt dich so oft.“
„Flöhe hatte ich auf der Erde viele, heute kratze ich mich aus purer Gewohnheit!“
„Die können einem das Leben schwer machen, was?“, bestätigt Max.
„Ach was, leben und leben lassen“, meint Kamerad verwegen und lächelt. „Die Würmer waren lästiger, aber ich kannte von meiner Mutter viele Kräuter, sie war Heilpraktikerin müsst ihr wissen. Auf den Feldern habe ich ein paar Kräuter gefressen und bin dann Poposchlitten gefahren, in null Komma nix waren alle weg.“
„Was für eine Rasse war deine Mutter?“, will Max wissen.
„Tja, das ist eine sehr lange Geschichte, aber schön war meine Mutter und lieb, sage ich euch. Ich bin doch auch ein Prachtexemplar, oder nicht? Schau mal in meine Augen, das ist ein Blick! Mann, wenn ich eine Hundedame anschaute, fiel sie um wie ein reifer Apfel vom Baum. Und was sagst du zu meiner Größe? In mir schlummern starke Rassen, Mann!“, erklärt Kamerad und reckt sich hoch. So wirkt er noch größer, als er ist.
Max und Franzl sind überwältigt und sehr wissbegierig, so fragen sie weiter: „Was für Rassen schlummern in dir?“ Und stolz fügt Max hinzu: „Ich bin Dalmatiner und Schnauzer!“
„Na, die tollen Augen mit dem unwiderstehlichen Blick sind vom Bernhardiner! Das Weiße an der Stirn ist vom Husky, die Frisur und die Krallen sind vom Afghanen, damit kann ich auf die höchsten Felsen klettern!“ Kamerad schiebt die Krallen an den Pfoten heraus wie eine Katze. „Der Schnurrbart ist vom Riesenschnauzer, der Verstand vom Schäferhund, die Tapferkeit vom Dobermann und die Größe vom Barsoi. Da staunst du, was?“, sagt er zu Max, der sich zu Boden duckt vor diesem Riesen mit so vielen Rassen. „Mein Vater war staatlicher Barsoi beim russischen Zaren in Petersburg! Ich habe blaues Blut in den Adern, ich bin nämlich ein Aristokrat.“
„Deswegen die blaue Zunge?“, fragt bewundernd Max.
„Ach so, die blaue Zunge, das habe ich vergessen, die ist von meinem Großvater mütterlicherseits, einem Chow-Chow.“
Franzl und Max sind sehr stolz auf ihren neuen Freund.
„Wir sind auch aus einer berühmten Familie, wir waren Polsterer!“, führt Franzl an, der nun ebenfalls ein bisschen angeben möchte.
„Ja, und meine Familie hat mitgeholfen; wir waren so gut, dass unsere Herrchen immer neue Polstergarnituren kauften!“, prahlt Max.
„Na ja, Handwerker sind gefragt, das muss auch sein“, bestätigt Kamerad. Er neigt sich über eine weiße Wolke und schaut hinunter. „Was beobachtet ihr hier den ganzen Tag?“
„Siehst du das Haus am Waldrand? Das ist unser Heim, da die Hundedame, das ist meine Schwester, ist sie nicht drollig?“, gibt Max liebevoll Auskunft über seine Heimat und zeigt dann mit der Pfote auf einen
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