Hunde Jahrbuch
Ziegenbock. „Das ist mein Freund Hans und dort am Waldrand, das sind Fasane. Gegenüber lebt ein Bauer, von dem holten wir die Eier, er hat viele Hühner!“
„Also deine Schwester, die ist nicht zu verachten, das muss man zugeben. Die Adresse von den Fasanen muss ich mir merken!“, sagt Kamerad und leckt sich genüsslich die Schnauze. „Nur mit dem Hühner-Bauern möchte ich nichts zu tun haben.“
„Der war sehr nett, ich bin immer gern hingegangen“, gibt Max zu.
„Na ja, das war damals so eine Sache, ich war einmal ein paar Wochen bei einem Bauern, der hatte auch Hühner, aber der Gockel trieb mich in den Wahnsinn! Der Kerl raubte mir die schönsten Träume; er fing schon an zu krähen, da war es kaum Mitternacht. Dem habe ich ein Ende gesetzt. Das hat dem Bauern nicht gefallen. Ich verdrückte mich schnell. Streitereien und Missverständnisse mag ich nicht, denen gehe ich grundsätzlich aus dem Wege.“
„Was hast du getan?“, schreit Max entsetzt.
„Na, was wohl, gefressen hat er ihn, bist du so dumm?“, regt sich Franzl über Max auf.
„Ich könnte so was nie tun!“ In seiner Gutmütigkeit ist Max nicht zu übertreffen, als herrenloser Hund könnte er nicht überleben.
„Mir hat es dann auch leidgetan, der Kerl hatte kein Fleisch auf den Rippen, lauter Knochen und Federn. Kein Wunder bei so vielen Weibern!“, gibt Kamerad spitzbübisch zu.
Franzl schwelgt in Erinnerungen an die Mäusejagden, die er veranstaltet hat, aber weil Max so sensibel ist, sagt er nichts. Dafür fragt er: „Was machen wir mit dem restlichen schönen Tag?“
„Kommt, ich zeige euch, wo ich überall war! Wer will, kommt mit!“, schlägt Kamerad vor.
„Wir gehen mit!“, schreien beide wie aus einem Hals und rennen hinterher.
Sie kommen auf eine Wolke, die über der Camargue liegt.
„Hier habe ich eine rassige Spanierin kennen gelernt, die habe ich einem Schäfer ausgespannt, Mann, war das ein feuriges Weib! Ein Border Collie war das, mit der bin bis Bordeaux getrampt!“
„Hast du mit ihr gelebt?“, fragt Max schon wieder naiv.
„Du kennst die Weiber nicht! Nach ein paar Tagen, wenn du dich um ein bisschen Zärtlichkeit bemühst, fangen die an, wie Furien um sich zu beißen, da musst du es lassen und ziehst weiter!“, antwortet Kamerad und verzieht schnippisch die linke Schnauzenseite. „Dann habe ich eine Briard-Dame kennen gelernt! Die Französinnen sind geschmeidig und beim Schmusen schnurren sie wie Kätzchen. Mit der bin ich bis San Remo gekommen!“
„Was habt ihr gefressen?“, fragt Franzl.
„Hauptsächlich haben wir uns von Fischen ernährt, ich habe die Fischer mit meinem unwiderstehlichen Blick bezirzt, da haben sie uns so viele Fische zugeworfen, wir konnten gar nicht alle auffressen. Aber die sind salzig, da musst du die ganze Nacht Wasser saufen. Ich bin dann alleine Richtung Milano gewandert. Mann, die italienische Küche! Das ist der Himmel auf Erden! Ich habe einmal ein Kotelett mit Spaghetti in einer Trattoria bekommen, ich wollte mir sogar den Knochen als Souvenir aufbewahren! Und die Signorinas, Mann, die sind heiß wie Chilipepper, aber die Italiener, die mag ich nicht!“
„Wieso, was haben sie dir getan?“, fragt Max.
„Die haben mir das Futter streitig gemacht! Ich war schon fast mit dem Hasen per du, in dem Moment kam ein Italiener und ballert mir den Braten direkt vor der Schnauze ab! Da bin ich in die Schweizer Berge gewandert.“
„War es dort schön?“, fragt Franzl.
„Kommt, ich zeig’s euch, das ist das Futterparadies!“ Sie kommen auf eine Wolke hoch über den Bergen. „Siehst du, Max, das sind Murmeltierchen, die schmecken, das kann ich gar nicht beschreiben. Das Fleisch ist knusprig und kerngesund! Sie ernähren sich nur von Kräutern. Wenn du da ein paar Tage gespeist hast, bist du so gesund, als ob du eine Kur in Baden-Baden gemacht hättest!“
„Die sind so putzig, das könnte ich nicht“, sagt Max mitleidig.
„Papperlapapp! Wenn der Hunger kommt, musst du kämpfen, da musst du alle Gefühle weglassen!“ Und sie rennen weiter zur nächsten Wolke. „Ardennen, die Lunge Europas! Hier gibt es Fasane, Hasen, Feldhühner und so weiter, in Hülle und Fülle!“, schwelgt Kamerad in Erinnerung und setzt sich über dem Feldrand auf eine Wolke. „Jetzt ist die Zeit gekommen, aus dem Wald werden sie in Scharen eintanzen, um auf den Wiesen ihr Abendessen zu fressen. Da brauchst du nur still abzuwarten und der Braten kommt direkt vor deine
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