Hunde Jahrbuch
Schnauze.“
Die drei sitzen da und staunen. Tatsächlich, alle möglichen Feder- und Pelztiere kommen aus dem Wald heraus, sogar die Mäuse.
Das ist was für den Franzl! Er leckt sich genüsslich das Mäulchen und zwinkert Kamerad mit einem Auge zu. Max ist auch begeistert, aber nur wegen der kleinen Rehkitze, die neben ihren Müttern hin und her springen; am liebsten würde er mit ihnen spielen.
„Schaut mal!“, ruft Max. „Die kleinen Kitze, sind die nicht süß?“
„Die kriegst du nicht, die Mütter haben solche starken Hufe; wenn du dich nur näherst, bekommst du einen Tritt, dass die Hölle dir als Paradies erscheint.“
„Ach schade, ich hätte gern mit denen gespielt!“, entgegnet Max enttäuscht.
„Kommt mit zur nächsten Wolke, da ist es auch schön!“ Sie kommen auf eine niedrigere Wolke, die über riesengroßen Feldern hängt und wo weit und breit keine Berge zu sehen sind. „Das ist Schleswig-Holstein mit seinen berühmten Rapsfeldern. Die stehen jetzt in voller Blüte und der Duft zieht über das ganze Land.“
„Oh“, seufzen die zwei entzückt, „so ein gelbes Blütenmeer haben wir noch nie gesehen, das ist ja so schön!“
„Seht ihr den kleinen Wald?“, fragt Kamerad und zeigt nach vorn.
„Ja, was ist da?“, erkundigt sich Max.
„Aus diesem kleinen Wäldchen kommen auch morgens und abends die Tiere zum Fressen, und der Stein dort, seht ihr ihn?“ Die beiden nicken. „Da liege ich in alle Ewigkeit“, erklärt Kamerad und schmunzelt leicht.
„Du bist hier gestorben? Wer hat dich begraben? Du bist doch ohne Heim und Herrchen gewesen!“, fragt Franzl neugierig.
„Meine Lieben, ich habe eine Beerdigung wie ein Präsident gehabt! Über vierzig Leute haben geweint!“, antwortet er und erzählt weiter. „Ich bin auf der Straße hinter einer Königspudel-Dame hergerannt, die war so schön, da habe ich den Bus hinter mir übersehen. Ich habe keine Schmerzen verspürt, so schnell ging das. Ich war sogar froh, dass es mich erwischte, ich war ja schon alt, zu alt für die Liebe. Bei der Hundedame hätte ich mich sowieso blamiert. Das war ein schöner Abgang, glaubt es mir! Die Insassen aus dem Bus hatten sich entschlossen, mich alle gemeinsam hier zu begraben, als hätten sie gewusst, dass diese Stelle auch mein Wunsch gewesen war. Mann, ich muss einmal hierher kommen, ich werde mich selbst besuchen.“
Alle lachen. Sie sitzen noch lange da und bewundern dieses paradiesische Fleckchen Erde. Der Tag neigt sich dem Ende zu und die drei rücken dichter aneinander, um zu schlafen. Da stellt Kamerad eine Frage.
„Habt ihr schon einen Antrag beim lieben Gott gestellt, als was ihr zurück auf die Erde kommen wollt in unserem nächsten Leben?“
„Nein, ich nicht, und du Franzl?“, sagt Max und dreht sich zum Kater um.
„Ich auch noch nicht, aber ich liebe Mäuse, ich möchte das Gleiche wie früher haben. Nur wenn ich an die Autos denke, möchte ich am liebsten alles aus der Luft betrachten.“
„Kein Problem“, sagt Kamerad, „beantrage, dass du ein Mäusebussard sein möchtest, und du lebst wie ein König!“
„Und was soll ich beantragen?“, fragt Max.
„Wollt ihr, dass wir auf der Erde für immer zusammenbleiben?“, wirft Kamerad auf und schaut die beiden fragend an.
„Ja, für immer, geht das?“
„Natürlich“, und er wendet sich zu Max: „Du, Max, schreibst, dass du ein Steinadler sein möchtest und bei der Frage ‚Sex‘ kreuzt du das F an, und du, Franzl, das M.“
„Was wirst du sein?“, will Max wissen.
„Ich werde auch Steinadler ankreuzen und das M.“ Dabei schaut er Max schelmisch an. „Und ich versichere dir, wir bleiben das ganze Leben zusammen!“
„Was bedeuten F und M?“, fragen die zwei weltunerfahrenen Himmelskinder.
„Das M steht für Mitteleuropa und das F für Freunde“, schwindelt Kamerad und freut sich schon auf seine zukünftige gutmütige und arglose Frau. „Und jetzt schlafen wir.“
Sie schließen die Augen.
In der Heimat von Max und Franzl sitzen deren ehemalige Herrchen auf der Terrasse in ihrem Garten. Plötzlich kreisen zwei Steinadler und ein Mäusebussard mit lauten Pfiffen direkt über ihrem Grundstück. Sie setzen sich auf den Baum, an dem Max begraben ist.
„Siehst du, was ich sehe?“, fragt die Frau ihren Mann.
„Natürlich, ich bin ja nicht blind! Das ist ungewöhnlich ... Hier Steinadler?!“
„Die zwinkern uns zu, hast du das gesehen? Sind die aber schön! Und der Mäusebussard
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