Hunde Jahrbuch
mal für dich da, wenn du uns brauchst.“ Ich kraulte ihn hinter den dicken Ohren und er genoss es für einige Minuten, dann kam ein diesmal recht pflichtbewusstes Zwinkern: „Sorry, muss weitermachen, die zwei Pudel haben noch kein Futter.“ Ich legte mich auf die Hütte, schaute den blauen Himmel an, ließ die Hunde gewähren und schlief ein über all dem Unglaublichen, das um mich herum vor sich ging.
„Hey, Schatz, schläfst du schon lange? Hast du noch Schmerzen im Fuß? Du musst heute nicht mehr zu den Hunden, ich versorge sie gleich, hab extra eher Feierabend gemacht, damit du nicht so viel laufen musst. Die nächsten Tage habe ich Urlaub, dann helfe ich dir morgens, wenn alle ihr Frühstück und ihren Auslauf wollen.“
Mein Mann war heimgekommen, endlich!
„Lieb von dir, doch die machen alles selbst da unten“, sagte ich noch halb im Schlaf. „Dusty hat die Lage voll im Pfotengriff. Gina und Nixe sind Freundinnen geworden und gehen nur noch zusammen in den Auslauf, die Pudel können dreifache Saltos, unglaublich, wie sie durch die Luft wirbeln. Wusstest du eigentlich schon, dass Dusty sprechen kann? Alle Hunde können sich alleine die Türen öffnen, und …“
„Schatz, hast du Fieber? Wie viele Schmerztabletten hast du denn genommen? Was erzählst du da?“
Natürlich glaubte er mir nicht, das hatte ich ja sowieso nicht erwartet. Es half also nur eine Live-Demonstration.
„Okay, ich werde jetzt mit dir zu den Hunden humpeln, und dann kannst du es mit eigenen Augen sehen.“
„Schatz, du machst mir echt Sorgen. Bleib mal liegen, ich geh jetzt die Bande füttern und vorher schicke ich sie noch mal in den Auslauf.“
„WIR gehen jetzt zusammen, dann wirst du mir glauben müssen. Komm einfach mit, biiiitttteee!“
Mein Mann gab nach, ohne jedoch seine Verwunderung und Besorgnis verbergen zu können. Wir kamen an das große Tor. Dusty lag dösend herum, doch als er uns sah, stimmte er sein typisches Freudengeheul an.
„Dusty, schön unten bleiben, nicht anspringen.“
„Er wird nicht springen“, erklärte ich meinem Mann. „Er wird sich gleich hinsetzen, ganz ohne ein Kommando, einfach so, von sich aus!“
Diese Ankündigung ließ mich einen weiteren besorgten Blick von dem Mann an meiner Seite ernten. Sich dennoch jeglichen weiteren Kommentar verkneifend, schloss er das Tor auf und Dusty sprang ihm vor Freude fast bis an die Nasenspitze.
„Sitz, Dusty!“ Das Kommando wurde, wie normalerweise immer, auch diesmal geflissentlich überhört. Erst als wir ein Leckerchen motivierend hochhielten, setzte Dusty sich kurz hin, um dann übermütig Richtung Gießkanne zu laufen.
„Pass auf, was gleich passiert“, flüsterte ich meinem Mann zu.
„Umschmeißen wird er sie, kennen wir doch von ihm, und ich werde sie wieder auffüllen müssen“, lautete die ziemlich realistische Vorhersage. Bis gestern hätte ich dem nichts entgegenzusetzen gehabt. Doch nun war ich überzeugt.
„Er wird sich seinen Trinknapf füllen.“
Dusty rempelte derweil die Kanne in vollem Lauf an, so dass diese umfiel und sich das Wasser teils über seine dicken Bärentatzen, teils auf den Boden ergoss. Mein Mann füllte neues Wasser hinein und versuchte gleichzeitig, die zänkischen Weiber Nixe und Gina zu beruhigen, was dann auch unter Einsatz des geöffneten Gartenschlauches, wie immer, gelang.
„Sie haben sich heute Morgen noch so gut verstanden“, murmelte ich.
„Schatz, Gina und Nixe haben sich noch nie verstanden und werden es wohl auch in diesem Hundeleben nicht mehr hinkriegen.“
Die Pudel kläfften lautstarken Protest, weil das Abendessen heute so spät kam, und überhaupt: Eigentlich war alles so wie jeden Tag. Ich schaute meinen Mann an, der mich seinerseits etwas fragend und auch leicht mitleidig ansah. „Geh schon mal nach oben, leg den Fuß hoch und kühl die Zehe etwas, ich mach das hier eben.“ Auf dem Weg in die Wohnung wurde ich langsam erst richtig wach, kehrte nach und nach in die Realität zurück, und mir wurde bewusst, dass ich nach Einnahme der Tabletten an die sechs Stunden geschlafen und dabei sehr viel geträumt hatte. Ich schmunzelte in mich hinein, war allerdings auch mehr als erleichtert. All die Vierbeiner würden mich weiterhin brauchen und sich freuen, von mir umsorgt zu werden.
Dennoch: In meinem Traum hatte ich gesehen, wie Hunde auf die Hilflosigkeit eines vertrauten Menschen reagieren. Nicht einen Moment hatten sie die Situation
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