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Hunde Jahrbuch

Hunde Jahrbuch

Titel: Hunde Jahrbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dreizehn Autoren
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ausgenutzt. Stattdessen zeigten sie sich überaus sozial, kameradschaftlich, freundlich, anpassungsfähig und anhänglich – eben genau so, wie ich unsere Feuchtnasen tagtäglich erleben darf. Sie alle sind immer wieder jede Mühe und Arbeit wert. Die kleinste Zuwendung geben sie tausendfach zurück und ich werde bestimmt noch viele Jahre ihre Decken jeden Morgen ordentlich hinlegen.

Bruder Leichtfuß
    Karin Hutter

    Er sah gut aus. Er war jung, mittelgroß, schlank, ohne mager zu wirken, und sehr muskulös. Er hatte kurze blonde Haare und makellos weiße Zähne. In seinen dunklen Augen, die ziemlich exotisch wirkten, lag das gewisse Etwas. Er konnte sehr charmant sein, und bei den Damen auf dem Campingplatz hatte er einen Stein im Brett. Den Sommer über war er gut über die Runden gekommen. Es war ihm sogar gelungen, ein wenig auf die hohe Kante zu legen. Für alle Fälle. Der Winter würde hart werden.  
    Die drei Fremden fielen ihm sofort auf, die redend und lachend am Hafen entlangschlenderten. Fremde zu dieser Jahreszeit? Ein Glücksfall. Vielleicht war da noch was zu holen. Er setzte sich in Trab und folgte ihnen unauffällig. Als sich die drei plötzlich umdrehten und ihn anstarrten, wich er ihren Blicken aus. Er wollte keinen Streit. Unter keinen Umständen. Er setzte ein harmloses Gesicht auf und blickte interessiert den Möwen nach. Diese blöden, kreischenden Viecher sind für nichts gut. Noch nicht einmal jagen kann man sie. Sie schmecken abscheulich. Er gähnte.  
    Die drei Fremden hatten sich wieder umgewandt und steuerten die nächste Taverne an. Gar nicht schlecht! Der Wirt war zwar ein schräger Vogel, aber kein übler Kerl. Nicht wie all die anderen, die gleich ein Riesenspektakel machen, wenn einer wie er mal die Nase in ihren Laden steckt. Auch dass die drei den ersten Tisch neben der offenen Tür wählten, war äußerst günstig. So konnte er sie mühelos im Auge behalten. Er strolchte noch eine Weile um die Taverne herum und verfluchte im Stillen seine Sippschaft, die selten zur Stelle war, wenn man sie brauchte. Blöde Bande! Eine kleine Schlägerei hätte ihm jetzt gut ins Konzept gepasst. Zur Ablenkung gewissermaßen. Nun musste er sehen, wie er allein zurechtkam.
    Das Essen stand schon auf dem Tisch, aber die Fremden starrten ihn schon wieder an. Oder immer noch? So ging das nicht. Er musste seine Strategie ändern. Er warf sich in die Brust und ging mit federnden Schritten auf die Taverne zu. Genau im Türrahmen machte er halt und starrte seinerseits die Fremden an. Herausfordernd. Sein Herz schlug wild, doch es passierte nichts. Die eine Frau grinste und rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Der Mann, der rauchend neben ihr saß, schaute skeptisch, schien aber gutmütig. Aber das besagte noch gar nichts. Gerade mit diesen bärtigen Typen hatte er schon seine blauen Wunder erlebt. Achtung! Jetzt machte die zweite Frau, die schon die längste Zeit so süßlich lächelte, eine einladende Handbewegung. Er hatte sich doch nicht getäuscht?
    Er blickte verschämt an sich herunter. Ausgerechnet heute musste ihm das passieren. Welch ein Missgeschick! Eine kleine Rempelei am Nachmittag. Nichts Ernsthaftes. Nur so zum Spaß. Dem Großmaul vom Fischmarkt war es gelungen, ihn aufs Kreuz zu legen. Ausgerechnet war die Straße gerade frisch geteert. Diese Sauerei! Zwar hatte er die Teerflecken so gut wie möglich behandelt, aber sie waren natürlich noch sichtbar. Dann noch dieser penetrante Gestank. Eine Beleidigung für sein feines Riechorgan.
    Trotzdem – jetzt oder nie! Die Gelegenheit schien günstig. Der Wirt rumorte unsichtbar im Hintergrund. Er schluckte. Dann betrat er äußerlich gelassen die Taverne und setzte sich wie selbstverständlich neben die Fremden. Die musterten ihn erstaunt und vergewisserten sich ebenfalls, dass der Wirt anderweitig beschäftigt war. Dann fuhren sie mit ihrem Geschnatter und Gegacker fort und beachteten ihn nicht weiter. Er saß da und übte sich in höflicher Zurückhaltung. Es war erniedrigend, aber was blieb ihm übrig? Und während er so saß und wartete, dachte er angestrengt darüber nach, wo er dem Geruch, der an den Fremden haftete, schon einmal begegnet war. Er kramte in seinen Erinnerungen, doch er konnte nicht darauf kommen. Dieser schreckliche Teergestank raubte ihm die Sinne.  
    Endlich spendierten sie ihm ein Essen. Großzügig! Dass er es draußen auf der Terrasse verzehren musste, wo noch die Tische und Stühle des Sommers standen,

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