Hundediebe kennen keine Gnade
Prämie
gegeben.
„Kommt nicht in Frage!“ sagte Tarzan. „Das
wäre ja noch schöner. Sich für selbstverständliche Hilfe bezahlen lassen — nie,
Frau Matheil! Uns belohnt Ihre Freude — und daß Puck schon so vif (lebhaft) ist. Aber ihm steckt Neugier im Blut. Geben Sie acht beim nächsten Spaziergang,
daß er nicht wieder ‘ne Mücke macht, eh... die Platte putzt, meine ich, abhaut.
Außerdem — die Tätowierung in den Ohren genügt als Erkennung. Wenn Sie in
struppigem Gelände sind, würde ich ihm das Halsband abnehmen. Er könnte sich
wieder verfransen und festhaken. Und ob es dann wieder so gut ausgeht?
„Meinen Puck behüte ich jetzt noch mehr“,
nickte sie. „Es gibt ja so böse Menschen — ihr ahnt es nicht.“
„Oh, wir wissen es sogar“, rief
Klößchen. „Wir hatten schon mit Typen zu tun — der letzte Abschuß, sage ich
Ihnen. Dagegen ist Frankenstein ein Sonnyboy. Wir könnten Ihnen stundenlang von
unseren Erlebnissen erzählen — bei Kakao und Schokoladenkeksen.“
„Ja, richtig! Der Tee!“ rief Paula — und
lief in die Küche.
„Mir wollten Sie Kakao machen“,
erinnerte Klößchen. „Aber nur, wenn es keine Mühe bereitet.“
Seine Freunde bedachten ihn mit
Blicken, die ein empfindsames Gemüt ins Mauseloch getrieben hätten. Aber an
Klößchen prallten die lautlosen Vorwürfe ab.
Paula bewirtete ihre jungen Gäste — und
entschuldigte sich noch, daß sie keine Einladung zum Mittagessen aussprechen
könne. Aber sie lebe zur Zeit Diät — wegen ihrer Gallensteine - und sei deshalb
nicht vorbereitet.
Tarzan, dessen Luchsohr auch zwischen
den — gesprochenen — Zeilen hört, ließ eine Frage raus.
„Als Sie eben die miesen Mitmenschen
anführten, Frau Matheil, hatten Sie da was Besonderes im Blickfeld?“
„Wie? Ach so! Ja, allerdings! Was ich
gestern erlebt habe, brachte mich doch sehr aus der Fassung. Ich bin
erschüttert. Wie kann so ein schlechter Mensch aus dem Leid anderer auch noch
Gewinn schlagen.“
„Aha!“ nickte Tarzan. „Gewinn?“
Paula kostete ihren Tee. Es war Gott
sei Dank! Schwarzer - und kein Heilpflanzen-Aufguß für die Galle.
„Eine bittere Erfahrung“, sagte sie zur
Tasse. „Es war so: Wie ihr wißt, habe ich nach Puck vergeblich gesucht. Um
nichts unversucht zu lassen, gab ich in der gestrigen Tageszeitung ein Inserat
auf: Schwarzer Kleinpudel entlaufen, hört auf Puck — usw… Gegen Belohnung...
Und meine Adresse. Dann geschah es. Wirklich, es ist unfaßlich. Ein Mann rief
an. Seinen Namen nannte er nicht, und die Stimme war widerwärtig. Er hätte Puck
gefunden — bei Walserode, wie ich im Inserat geschrieben hatte. Wie hoch die
Belohnung sei. Ich war zunächst ganz närrisch vor Freude — und wollte ihm 200
Mark geben. Mehr, sagte ich, könnte ich nicht ermöglichen, weil ich Rentnerin
bin und nicht auf Rosen gebettet. Darauf sagte er: Pech für Sie und Ihren Hund.
Dann werde ich ihn eben an eine Tierversuchsanstalt verkaufen. Die zahlt mehr.
Dort leidet er zwar schrecklich, bevor er krepiert — wörtlich sagte er:
krepiert aber dafür kann er sich dann bei seinem Frauchen bedanken, das auf dem
Geld sitzt wie die Glucke auf dem Porzellanei.“
„Neiiin!“ Gabys Stimme verlor nur
selten ihren Glockenklang. Jetzt schrillte das Entsetzen mit wie eine Sirene.
„Es ist Tatsache, Gaby. Aber die böse
Tat geht noch weiter. Dieser Kerl verlangte 500 Mark. Natürlich willigte ich
ein. Für Puck hätte ich hergegeben, was ich besitze. Der Kerl sagte, er käme,
und eine halbe Stunde später stand er vor der Tür.“
„Schade, daß ich nicht hier war“, sagte
Tarzan durch die Zähne. „Sonst hätte Dr. Jakob erste Hilfe leisten müssen — mit
einer Roßkur für Judo-Opfer. Und dann?“
„Ich fragte, wo Puck sei. Er deutete
auf einen Kombi, der am Anfang der Straße stand. Ich glaube, es saß noch einer drin.
Puck wäre im Auto, sagte er. Er wolle sichergehen. Erst das Geld, dann brächte
er Puck. Was blieb mir übrig? Er wirkte so... so gewalttätig. Also gab ich ihm
die 500 Mark. Er ging zu dem Kombi zurück, stieg ein, und der Wagen fuhr ab.
Der Kerl hatte mich betrogen. Ich weinte stundenlang. Nicht wegen des Geldes,
sondern wegen der Enttäuschung. Ich hatte doch so gehofft, daß ich Puck zurück
bekomme.“
Empörung machte die TKKG-Freunde
sprachlos. Sogar Klößchen kaute langsamer.
Karl riß seine Brille von der Nase und
nahm einen Zipfel des Tischtuchs zum Polieren. In Gabys Kornblumenaugen blitzte
der
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