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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zorn.
    „Haben Sie die Polizei verständigt?“
fragte Tarzan.
    Paula schüttelte den Kopf.
    „Warum denn nicht?“
    „Ich...habe Angst.“
    „Angst? Es ist hundsgemeiner Betrug.
Diesem Widerling gebühren 50 Stockhiebe, daß er die nächsten zwei Jahre nur
noch in Bauchlage schläft. Aber diesen Strafvollzug gibt’s leider nicht mehr.
Verbrecher wie der landen, so man sie erwischt, in schicken Gefängniszellen und
motzen noch rum, wenn das Essen mal nicht so schmeckt wie in einem
Drei-Sterne-Freßtempel. Wovor haben Sie Angst?“
    „Wenn ich ihn anzeige, wird er sich
rächen.“
    „Hm.“
    „Ich bin doch ganz wehrlos. Wenn ich
meinen Abendspaziergang mache, kann sonstwas passieren. Und noch wehrloser ist
Puck. Dem Kerl traue ich zu, daß er meinen Hund vergiftet. Oder erschlägt. Oder
überfährt.“
    Tarzan nickte nach kurzem Überlegen.
    „Stimmt. Bei diesen Charakter-Ruinen
muß man mit Niedertracht rechnen. Außer Geldgier haben die meistens
Rachegelüste voll drauf — in ihrem Gefühlsleben. Die treten Babys, klatschen
Omis und rösten Haustiere überm Lagerfeuer. Da ist Vorsicht echt richtig. Das
heißt aber nicht, daß man sie machen läßt, diese Brutalo-Freaks. Konnten Sie
erkennen, wie das Nummernschild des Kombis lautet?“
    „Die Entfernung war zu groß. Und meine
Augen haben nachgelassen.“
    „Aber der Betrüger stand vor Ihrer Tür.
Da war die Entfernung gering. Uns interessiert sehr, wie er aussieht.“
    Paula zögerte. Sorge überschattete ihr
Gesicht. Ihr Blick suchte Puck, der auf einem Sessel lag und vergnügt mit dem
Teddy spielte. Er war lustig wie ehedem, als hätte es das Urwaldabenteuer beim
Gruselbunker nie gegeben.
    „Wir halten Sie raus, Frau Matheil“,
sagte Tarzan. „Das versprechen wir bei unserer Ehre, und die bedeutet uns was.
Wenn wir den Typ ermitteln, werden wir ihm nicht auf die Nase binden, daß wir
die Infos von Ihnen haben. Was meinen Sie, was wir bei dem auf dem Kerbholz
finden! Vielleicht ist er hauptberuflich Dieb und Betrüger und in seiner
Freizeit Tierquäler. Da wird ‘ne Menge ans Licht kommen — und ganz nebenbei
auch Ihr Fall. Hoffen wir, daß er Ihre Knete — die 500 Mark, meine ich — noch
nicht rausgehauen hat. Also, wie sieht er aus?“
    Es ist ihm wirklich gegeben, dachte
Gaby bewundernd. Überredung gelingt ihm. Und immer zum Vorteil von irgendwem.
    „Tja“, murmelte Paula, „beschreiben
läßt er sich leicht. Ist wirklich ein Bursche — zum Wiedererkennen. Aber wieder
begegnen möchte ich ihm nicht. Ich schätze ihn auf 20. Er ist noch etwas größer
als du, Tarzan, und sehr kräftig. Er hat seine Kleidung vernachlässigt, sieht
wüst aus.“
    Sie meint einen speckigen Kragen und
ausgefranste Hosenbeine, dachte Tarzan verzweifelt. Himmel, das ist doch kein
Kennzeichen, sondern selbstverständlich für jeden Pinkel und Hänger, der
modisch auf sich hält. Nur den Omis fällt das immer noch auf.
    „Die Klamotten kann er wechseln. Frau
Matheil. Aber nicht das Gesicht. Das Gesicht, bitte!“
    Sie nickte. „Ein böses Gesicht!
Verbrecherisch“, flüsterte sie. „Er hat schwarzes Haar, dichtes, und eine ganz
niedrige Stirn. Seine Froschaugen starren so... so vorquellend und böse — also,
ich kam mir vor wie das Kaninchen vor der Schlange. Er hat Bartstoppeln. Und
rote Haut. Und — ach, ja — einen kleinen Goldohrring. Hier!“ Sie griff an ihren
linken Ohrclip. „Oder war’s hier?“ Sie meinte den rechten.
    Jedenfalls trägt er ihn nicht durch die
Nase, dachte Tarzan.
    „Den kenne ich!“ sagte Karl.

    Alle Augen wandten sich ihm zu.
    „Was?“ krähte Klößchen. „Du kennst ihn,
kennst solches Geschmeiß. Ich dachte, du bist ein Sproß aus ehrenwertem Haus
und pflegst nicht Umgang mit...“
    „Vom Sehen kenne ich ihn“ unterbrach
Karl das Gelaber des Freundes. „Ist so ‘ne Art Stadtguerilla. Oder Pennbruder.
Jedenfalls ein Horror-Typ, der manchmal beim Hauptbahnhof rumhängt. Kann sein,
daß erbettelt. Vielleicht klaut er. Oft ist er so breit (betrunken), daß
sein Kumpel ihn abschleppen muß. Der Kumpel ist meistens dabei.“
    „Irre starke Beobachtung!“ lobte Gaby. „Aber
mich wundert, wie oft du dich am Hbf rum treibst.“
    „Gelegentlich!“ Karl grinste. „Immer
wenn ich für meinen Vater, den Professor, ein paar Pfund fremdsprachiger
Fachzeitschriften hole. In der Bahnhofsbuchhandlung.“
    „Na, dann werden wir mal“, sagte Tarzan
— nach Sekunden der Stille.
    Rasch trank er seinen Tee aus.
Jagdfieber

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