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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sagst du zu der Sache? Wie
bescheuert muß eigentlich ein Mundräuber sein, um sich auf Zwiebäcke zu
versteifen?“
    „Er hätte auch ein paar Dosen Spinat
nehmen können. Meinst du das?“
    „Das meine ich.“ Klößchen sah auf die
Uhr. „Gehen wir essen?“
    Schülerscharen strömten bereits. Alle
schienen da zu sein, der ungastliche Herbstabend hatte selbst jene älteren
Jahrgänge ins Internat zurückgeweht, die sonst jeden Samstag in der Stadt
verbringen: im Kino, im Café, im Restaurant, bei Freunden oder wo auch immer.
    Vor dem Speisesaal stießen die beiden
Freunde abermals auf Scheiblich.
    Klößchen grinste verzeihend. Er war
nicht nachtragender als ein Goldfisch.
    Tarzan blickte durch Scheiblich wie
durch schlechte Luft. Aber der hielt ihn am Ärmel fest.
    „Telefon für dich, Peter! Ich leg das
Gespräch in die Besenkammer. Es ist deine Freundin.“
    Die Telefonzelle ,Besenkammer’ war im
Flur. Tarzan schloß die Tür hinter sich und nahm, als es klingelte, den Hörer
ans Ohr.
    „Ja, Pfote?“
    „Du, der Haudegan hat angerufen. Wollte
dich sprechen. Dann hat er’s mir erzählt. Er ist nachträglich erpreßt worden.
Wahrscheinlich von diesem Zotte. Der hat ihn geschlagen, und getreten. Das kam
so...“
    Sie berichtete und fuhr fort: „Verletzt
ist er, Gott sei Dank! nicht. Er ist zwar schon alt, kann aber einen
Rippentriller vertragen. Und, Tarzan, er ist mutig. Ich habe ihn gefragt, ob er
als Zeuge auftreten würden gegen Zotte, sobald wir den ermittelt haben. Klar,
sagte Haudegan. Sofort. Wäre ihm ein Vergnügen. Wir wollen ihn morgen besuchen.“
    „Ist gebongt.“
    „Dich hat er ja für einen Herrn Carsten
gehalten“, sie lachte, „weil deine Stimme schon so ist. Bei mir hat er gemerkt,
daß ich mich noch der Jugendfrische erfreue. Hat gefragt, wie alt wir denn
sind. Zusammen 54, die Monate mitgerechnet, habe ich gesagt. Er lachte, mußte
aber aufhören, weil ihm die Rippen wehtun.“
    „Wann können wir ihn besuchen?“
    „Morgen vormittag.“
    „Ich sehe zu, daß ich Willi aus den
Federn kriege. Scheiblich, dieser Gehirnwichtel, hat ihn des Diebstahls
verdächtigt. Wie ich Willi kenne, haut er sich jetzt drei Mahlzeiten rein — um
seinen Streß abzubauen. Und morgen früh ratzt er dann wie unter Vollnarkose.“
    Gaby wollte Einzelheiten wissen, lachte
und nannte Scheiblich einen Null-Ermittler, der im Polizeidienst Null-Chancen
gehabt hätte.
    Sie verabredeten sich für halb zehn.
Tarzan schmatzte noch ein Bussi in den Hörer, denn legten sie auf.
    Beim Abendessen behielt Tarzan seinen
dicken Freund scharf im Auge. Rechtzeitig nahm er ihm den Teller weg.
    Klößchen maulte zwar, konnte aber keine
Gründe anführen, die weitere Nahrungsaufnahme gerechtfertigt hätten.
    Tarzan sagte: „Der nächste Morgen kommt
bestimmt. Und es macht einen miserablen Eindruck, wenn Haudegan dich für einen
Schlafwandler hält.“
    Der nächste Teil des Abends verlief
ohne größere Aufregung. Aber wenige Augenblicke vor dem Lichtaus- und
Einschlafzwang geschah es. Wie Grippe breitete sich das Gerücht aus, war
zunächst nur Gerücht, entpuppte sich aber als Wahrheit — dann nämlich, als
Scheiblich wie angestochen ins ADLERNEST hineinschoß.
    „Ich habe die Zwiebäcke nicht!“ rief
Klößchen und zog sich die Bettdecke bis ans Kinn.

    „Darum geht’s nicht“, keuchte der
Studienrat. „Habt ihr Flori gesehen?“
    Tarzan richtete sich auf. „Nein. Was
ist denn?“
    „Florian von Geckenheim fehlt.“ Die
Aufregung verschob Scheiblichs Gesichtszüge wie Waggons auf einem Verschiebe-Bahnhof.
„Ist nicht da. Verschwunden. Nicht in seinem Bett. Nicht drunter. Nicht im
Waschsaal. Nirgends. Keiner hat ihn seit... seit spätem Nachmittag gesehen.
Sein Freund Thilo hat’s mir gemeldet.“
    „Bestimmt steckt Flori irgendwo im Haus“,
sagte Tarzan.
    „Nein. Auch sein Rad ist nicht im
Fahrradkeller. Ihr wart doch mit ihm zusammen. Wißt ihr nicht, wo er sein
könnte?“
    „Wir haben nur die Rad-Rallye gemeinsam
gemacht. Das war vormittags. Mittags riß die Verbindung dann wegen Puck...
Jedenfalls haben wir nicht die blässeste Dunstglocke, wohin er abgängig ist.“
    Scheiblich zischte einen langen
Schschsch-Laut über seine Prachtzähne, machte aber kein Wort daraus, denn er
wollte vorbildlich bleiben.
    Er rannte hinaus. Jetzt war der
Lichtaus- und Einschlafzwang vergessen. Budenweise versammelten sich die
Schüler auf dem Gang. Floris Abwesenheit war Tatsache. Über den Grund wurden
Vermutungen

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