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Hundediebe kennen keine Gnade

Hundediebe kennen keine Gnade

Titel: Hundediebe kennen keine Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dauernd reiten sie im Kreis. Schenk deinem Onkel zu Weihnachten einen Kompaß. Vielleicht
bekommt er dann Durchblick durch die Tabakblätter.“
    „Du bist ja nur neidisch!“ rief Flori.
    „Bestimmt nicht!“ lachte Tarzan.
    „Ich glaube kein Wort“, schaltete Gaby
sich ein. „Du hast keinen Onkel in Mexiko, sondern höchstens einen in
Wanne-Eickel (Stadt im Ruhrgebiet), der dort Amtsvorsteher ist und
Stumpen schmaucht. Als Vorbild solltest du den nicht nehmen, sonst hast du bald
Löcher in der Lunge. Außerdem ist ein Typ, der Pferde so schindet, sowieso das
letzte.“
    „Ich lüge nicht!“ Flori regte sich auf.
Glubschig traten ihm die Augen hervor. „Ich habe Verwandte überall auf der
Welt. Alles wahnsinnig bedeutende Leute. Alles erste Sahne: Politiker,
Industrielle, Entwicklungshelfer, Adlige...“
    „Hör auf mit dem Gedöhns!“ unterbrach
Karl ihn unwillig. „Es langweilt uns. Dir glaubt sowieso keiner. Leg mal eine
andere Platte auf, falls du die im Schrank hast.“
    Flori warf seine Zigarette auf den
Boden und trat sie aus. Sein Gesicht war rot. Die Wut beutelte ihn. Außerdem
fühlte er sich blamiert.
    „Verstehe“, meinte er grimmig. „Ihr
neidet mir meinen Hintergrund. Ihr denkt, weil ich der Kleinste in der Klasse
bin, könnt ihr mich runterputzen. Na, schön, ich habe meinen Wachstumsschub
noch nicht gemacht. Kommt eben später bei mir. Aber dann werde ich einsneunzig,
mindestens. Und so stark, daß... dann nützt dir dein Judo nichts, Tarzan. Dann
haue ich dich unangespitzt in den Boden.“
    „Ich fürchte mich jetzt schon“, grinste
Tarzan. „Sag mir, um Himmels willen, rechtzeitig Bescheid, wenn du deinen
Wachstumsschub machst, damit ich mich verdrücken kann. Im übrigen“, er wurde
ernst, „hänselt dich kein Mensch, weil du nun mal der Kleinste bist. Dafür
kannst du nichts, und das ist auch keine Schande. Aber für deine große Klappe
bist du allein verantwortlich. Merkst du nicht, wie das nervt?“
    Das rauschte an Flori vorbei wie der
Herbstwind. Seine Minderwertigkeitsgefühle hatten ihn fest im Griff.
    „Ihr werdet schon noch merken, was in
mir steckt“, knirschte er über seine Mausezähne. „Mehr als in euch allen. In
mir fließt das Blut der Geckenheims. Die sind bekannt für ihre Kühnheit.“
    Mit ihrem Blick starrte er über den
Rübenacker rechts des Waldes, als käme dort Graf Dracula im Tiefflug — vielleicht
um sich einen Viertelliter abzuzapfen vom kühnen Geckenheim-Blut.
    Tarzan sah Gaby an, schüttelte den Kopf
und wandte sich ab. Nichts anzufangen mit dieser Bananentüte, hieß das.
    Er bemerkte das Grinsen auf Thilos
Pickelgesicht. Das Musikgenie hatte einen nachdenklichen Ausdruck in seinen
verwaschenen Augen. Wahrscheinlich brütete er ein Ränkespiel aus.
    Dann war es soweit.
    Auf die Sekunde genau schickte Lefkaje
die zweite Gruppe los.
    Der Startschuß knallte. Elf Jungen und
drei Mädchen, die noch zurück bleiben mußten, johlten. Der Sechser-Pulk stob
über die Landstraße zum Waldrand, wo die Vormittagssonne zwischen den Bäumen
blitzte.
    Lefkaje hatte Straßen und Wege
ausgewählt, auf denen nur selten ein Wagen fuhr. Stattdessen gab es
Schlaglöcher wie auf dem Mond.
    Tarzan fuhr mit Gaby voran. Hinter
ihnen keuchte Klößchen neben Karl. Flori und Thilo folgten.
    Die Luft roch nach Herbst und Erde. Im
Sonnenlicht war es noch angenehm warm. Wo die Schatten sich ausbreiteten,
dampfte der Atem. An Blättern und Spinnweben hingen starre Tautropfen.
    „Fünf Kilometer bis Leitzenbach“, sagte
Gaby. „Dann sehen wir weiter.“
    Die Fahrt führte durch Wald und über
Felder. Das Tempo war mäßig.
    Keine Aussicht, die Goethe-Schüler
einzuholen, dachte Tarzan. Wozu auch? Der Spaß steht im Vordergrund, nicht der
Sieg. Flori sieht aus, als fällt er gleich vom Sattel. Hat ein Rennrad, der
tollkühne Hecht. Aber das allein macht es nicht. Klößchen könnte schneller,
Thilo nicht. Ob’s mir die andern übelnehmen, wenn ich beim Fahren ein
Nickerchen mache?
    Das überlegte er nur. Müde war er
nicht, eigentlich nie.
    Er lächelte Gaby zu, die den Blick mit
einem Augenaufschlag erwiderte. Dann erreichten sie Leitzenbach, ein hübsches
Dorf.
    Hinter den Häusern weideten Schafe die
Grasreste ab. Kühe muhten in den Ställen. Auf der Bank vor einem Haus saß ein
Opa und qualmte aus einer Oberförster-Pfeife. Er war mindestens 80, sah aber
gesünder aus als Flori. Doch mit den Ohren haperte es.

    Dreimal brüllte Tarzan ihn an. „Wissen
Sie,

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