Hundejäger töten leise
(gesundheitsschädigende
Anspannung) und Furcht behandelt. 14.000 Kaninchen wurde Gift in die Augen
gespritzt. Damit wollte man die Wirkung von Kosmetika (Mittel zur
Schönheitspflege), Insektenvertilgungsmitteln und Waschpulver testen.
Gehirnoperationen und Eingriffe ins zentrale Nervensystem mußten 12.000 Mäuse,
Ratten, Katzen und Hunde über sich ergehen lassen. Meerschweinchen mußten
chemische Abgase einatmen, Kaninchen mußten Verbrennungen und Verbrühungen
ertragen — weil man die Einwirkung der Sonne Vortäuschen wollte. Seit bekannt
ist, daß Hunde — in Labors festgeschnallt, gefesselt, den Kopf in eine eiserne
Zwinge gepreßt — sich als Kettenraucher buchstäblich zu Tode rauchten, mußte
diese Art von Versuchen eingestellt werden. Wegen Protesten aus der
Öffentlichkeit. Aber die Rauchertests werden weitergeführt — jetzt mit Affen, Ratten,
Mäusen und Meerschweinchen. Auch bei der Erprobung von Zahnpasta, Nagellack,
Deos, Puder, Cremes, Make up, Spray, Haarlack, Ofenreinigungsmittel und anderem
leiden die Tiere unsäglich. Die Erlösung von dieser Qual — der Tod — tritt oft
erst nach drei Wochen ein.“
Locke hatte Tränen in den
Augen. „Papi, um Gottes Willen! Warum wird das gemacht?“
Ihr Vater griff nach einem
anderen Papier. „Der Gesetzgeber verlangt Tierversuche in der Kosmetik, um dem
Verbraucher eine ‚trügerische Sicherheit’ und den Herstellern ein beruhigendes
Alibi (Nachweis der Nichtschuld) zu geben. Das aber sei ein Trugschluß,
heißt es, denn jeder Verbraucher testet seine Kosmetikartikel selbst, was die
einzig gültige Erprobungsart ist, um festzustellen, ob er — der Verbraucher —
auf gewisse Produkte krankhaft reagiert. Deshalb seien die Versuche — der
Hersteller — wissenschaftlich nicht fundiert (gut begründet), heißt es
weiter, sondern sie dienen nur der Aufwertung eines Produktes.“
Rehm hob den Kopf. „Also, nur
zu Reklamezwecken.“ Er nahm einen anderen Zeitungsartikel. „Der Vermerk auf
vielen Kosmetik-Produkten ,dermatologisch (in Bezug auf Hautkrankheiten) getestet’ bedeutet etwa folgendes: Prüfung der Berührungsempfindlichkeit an der
Meerschweinchenhaut, Augenreiztest an Kaninchen, Test auf unmittelbare
Giftigkeit bei Einnahme durch den Mund der Ratte. Der Einnahmetest ist der
sogenannte LD 50—Test. Dabei müssen die Tiere das fertige Produkt in solchen
Mengen fressen, daß die Hälfte daran stirbt. Das wissenschaftliche Ergebnis
dieser grausamen Versuche ist oft nur eine lächerliche Erkenntnis. Zum Beispiel
die, daß man weiß: Ein Mensch könnte eine ganze Tube Make up verspeisen, ohne
daran zu sterben.“
„Es ist unfaßlich“, sagte Mike
erschüttert, „was Menschen ihren Schöpfungskameraden, den Tieren, antun.“
Locke konnte für einen Moment
gar nicht reden. Sie zitterte vor Empörung.
An seinen Sohn gewandt, sagte
Rehm: „Nur wenige Menschen verzichten auf Fleisch, Leder, Kosmetika,
Waschmittel, Medikamente und so weiter, auf Dinge also, für die Tiere nach
einem Leidensweg vorzeitig sterben müssen. Mancher kennt die Hintergründe
nicht, ist also ahnungslos. Andere sind gleichgültig. Immerhin gilt bei uns der
Mord, den wir Jagd nennen, als edles Weidwerk. Angeln ist schick, aber ich
möchte kein Fisch sein. Den blutigen Stierkampf lehnen schon viele Menschen ab.
Aber dieselben Leute jubeln oft dem Springreiter zu, der sein Pferd zu Sprüngen
zwingt, zu denen es nur in einem Zustand der äußersten Panik fähig ist. Und mit
welchem Behagen verspeisen wir Fleisch! Wenn du einmal bei den
Massenschlachtungen dabei warst, Mike, wenn du die vollautomatischen Anlagen
gesehen hast — dann, Mike, ist der Schritt zum Vegetarier (wer sich
fleischlos ernährt) nicht weit. Es stimmt: Der Mensch tut den Tieren Böses
an. Manchmal freilich ist es notwendig. Zum Beispiel, wenn es um unsere
Ernährung geht. In diesem Punkt dürfen wir nicht vergessen, daß auch die Tiere
untereinander nicht wählerisch sind, wenn sie überleben wollen. Aber
schließlich stehen wir ja auf einer höheren Entwicklungsstufe. Oft geschieht
Tierquälerei auch aus Gedankenlosigkeit. Wenn es aus Bösartigkeit geschieht und
nicht notwendig ist — dann muß man einschreiten.“
„Das werde ich tun!“ Lockes
Stimme kickste.
Rehm nickte. „Jedes
zivilisierte Land hat heutzutage ein Gesetz, das Versuche an Tieren staatlicher
Aufsicht unterstellt. Und das Experimente, bei denen Schmerzen hervorgerufen
werden, verbietet oder nur in dringenden
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