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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ausnahmefällen gestattet. Was diese
Ausnahmefälle betrifft, soll bei uns das Tierschutzgesetz geändert werden. Ab
kommenden Jahres sollen Hunde und Katzen, die für Tierversuche verwendet
werden, nur noch aus kontrollierten Spezialzuchten stammen. Die Zahl der
Versuche soll erheblich eingeschränkt werden. Außerdem sollen die Tiere ständig
unter staatlicher Aufsicht stehen. Damit wird gewährleistet, daß sie bei den
Versuchen nicht leiden müssen. Sie brauchten auch jetzt nicht zu leiden, wenn
sich die mit Tierversuchen beschäftigten Personen an die gesetzlichen
Vorschriften hielten. Das bundesdeutsche Tierschutzgesetz aus dem Jahre 1972
sieht gar nicht so schlecht aus. Es erlaubt grundsätzlich nur qualifizierten (befähigten) Personen, mit Wirbeltieren zu experimentieren, und es verbietet, ohne Betäubung
einen mit Schmerzen verbundenen Eingriff vorzunehmen. Es sei denn, bei einer
vergleichbaren Behandlung des Menschen unterbliebe in der Regel eine Betäubung
ebenfalls. In solchem Fall ist nachzuweisen, daß die angestrebten
Versuchsergebnisse nicht durch andere zumutbare Methoden zu erreichen sind. Undsoweiter.
Das Gesetz gilt international als vorbildlich. Aber — und jetzt kommen wir auf
Tschilke und Konsorten — gegen das schöne Gesetz wird immer wieder verstoßen.
Weil es zuviele Gauner, Halunken und hartherzige Geschäftemacher gibt. Private
Versuchsanstalten führen Aufträge aus. Oft für Hersteller zweifelhafter Waren.
Diese Waren sind es mitunter nicht wert, daß ihretwegen auch nur eine Fliege
geopfert wird. Aber der Gesetzgeber verlangt — wie ich schon ausführte —
Tierversuche. Dazu benötigen diese Anstalten Tiere. Sie erhalten sie im
allgemeinen von Tierhändlern. Unter denen gibt es Typen, die — menschlich
gesehen — sehr zweifelhaft sind. Was kümmert sie die Qual eines Tieres? Sie
sehen nur das Geld und handeln nach dem Grundsatz: so billig wie möglich
einkaufen, so teuer wie möglich verkaufen. Bei wem kaufen sie ein? Bei Dieben.
Bei Tierdieben. Bei Hundejägern. Und die gibt es leider in unserer schönen
Stadt. Kein Tag vergeht, an dem nicht mindestens ein Dutzend Tiere unauffindbar
verschwindet. Schwerpunkte dieser Diebstähle sind die Vororte. Die Tiere werden
aus Zwingern, aus Gärten, aus Hundehütten entführt. Sogar Autos wurden deshalb
schon aufgebrochen. Daß Georg Tschilke gestohlene Tiere aufkauft, wird
behauptet. Beweise liegen noch nicht vor. Aber er steht auf der schwarzen Liste
der Tierschützer, wie auch das private Vivisektionslabor von Dr. Anton Mäuchler
in Stepperheide. Daß Tschilke ihm Tiere liefert, steht fest.“
    Locke schluckte. „Der Weg eines
gestohlenen Tieres führt also über drei Stationen in den Tod: Dieb, Händler,
Versuchsanstalt. Danny Tschilke hat heute eindeutig bewiesen, daß er ein Dieb
ist — vielleicht zu den Hundejägern gehört, die seinen widerlichen Vater mit
Ware versorgen. Bestimmt ist auch dieser Edwin, mit dem Tom sich gekeilt hat,
dabei.“
    Ihr Vater sagte: „Man sollte
der Polizei einen Tip geben.“
    Locke lächelte geringschätzig.
    „Du meinst“, sagte er „es kommt
nichts dabei raus?“
    „Unser Gesetz ist gut, sagst du
selbst, und soll ja bald noch besser werden. Daß es trotzdem zu millionenfacher
Grausamkeit an hilflosen Tieren kommt, ist ein Mangel der Aufsicht. Auch die
soll verbessert werden. Hoffen wir’s! Tierschützer und Tierfreunde werden ja —
Gott sei Dank! — überall munter, dank der vielen Publikationen (Veröffentlichungen) in der Presse. Die Tiere haben also ihre Schutzgemeinschaft, und man wird
sicherlich schöne Gesetze beschließen. Daß Tierversuche bei den Herstellern von
Kosmetik-Produkten und Tabakwaren undsoweiter völlig unterbleiben müssen, ist
selbstverständlich! Eine Schande für die Menschheit, daß man erst jetzt darauf
kommt! Damit sind die Tierdiebe das zur Zeit größte Problem: Verbrecher, also.
Hinzu kommen jene, die mit ihnen unter einer Decke stecken: Tierhändler,
Versuchsanstalten. Nicht alle, aber einige, sicherlich viele. Wenn die Polizei
bis jetzt nichts gegen diese Dunkelmänner unternommen hat, Himmel! — was
erwarten wir dann?“
    „O weh!“ sagte Mike. „Ich
fürchte, in unserer Locke ist ein eiserner Entschluß gereift.“
    „Nein, Nina!“ sagte Rehm
besorgt. „Du hast da nichts vor, nicht wahr? Du siehst ein, daß ein junges
Mädchen gegen diese Berufsverbrecher nichts unternehmen kann. Daß es sich nur
in Gefahr begeben würde — in eine Gefahr, die

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