Hundejäger töten leise
überhaupt nicht abzuschätzen
ist.“
Locke lächelte, griff rasch auf
den Teller ihres Vaters und grapschte ihm eine Olive weg. Auf der kaute sie
hingebungsvoll. Dann spuckte sie den Kern in die Luft und fing ihn auf — mit
der Stirn.
„Du könntest im Zirkus
auftreten“, sagte Mike. „Oder ist das eine Yoga—Übung?“
„Locke!“ Rehm kniff seinem
Töchterchen in die Wange. „Du hast mich doch richtig verstanden. Nach diesen
Hundejägern zu suchen, ist Sache der Polizei. Halt dich diesmal, bitte, zurück!
Auch wenn dein Gewissen dich drängt, den armen Tieren zu helfen.“
Lockes glutvolle Augen waren auf
ihren Vater gerichtet. „Versprechen kann ich nichts, Papi.“
„Ich sehe Schreckliches auf uns
zukommen“, seufzte Mike. „Sie ist schon halb auf dem Kriegspfad, und sie wird
Tom anstiften, dabei mitzumachen. Treu wie er ist, folgt er ihr dann durch dick
und dünn.“
„Er hat ein Herz für Tiere“,
sagte Locke. „Soviel steht schon mal fest. Im übrigen, Mike, bist du heute
abend mit dem Abwasch dran.“
Seit die Geschirrspülmaschine
in Reparatur war, wechselten die Rehms sich damit ab. Gestern war Gunter an der
Reihe gewesen. Heute traf das schwere Los Mike. Morgen — das hatte der
Kundendienst versprochen — sollte die reparierte Maschine zurückgebracht
werden.
Daß Locke die Einteilung zum
Abwaschdienst vorgenommen hatte, versteht sich deshalb beinahe von selbst.
6. Bankraub
Rudi Porczik — Landstreicher
und Bankräuber in einer Person — beschleunigte den Schritt. Er trug eine graue
Hose, eine beige Windjacke, war rasiert und gekämmt. Auf seinen Hut mit den
vielen Abzeichen hatte er verzichtet. Unter der Windjacke steckte eine Pistole
im Gürtel.
Er näherte sich dem Parkplatz
am Ende der Hindenburgstraße. Es war früher Vormittag. Die Sonne brannte vom
Himmel. Die Dunstglocke über der Stadt hatte sich aufgelöst. In den Parks und
Grünoasen war es heute fast so schön wie in den idyllischen Vororten oder in
den Dörfern draußen vor der Stadt. Aber Porczik hatte keinen Blick für die
Schönheit des Sommertages.
Er sah nur, wie Fred Lämmel —
sein geschniegelter Komplice — den Parkplatz durchkämmte.
Lämmel war unauffällig
gekleidet wie ein Kleinrentner, wobei Grau und verwaschenes Braun vorherrschten
. Ein Greuel war ihm das. Aber es mußte sein. Wegen der Unauffälligkeit. Daß
auch er eine Pistole im Gürtel trug, hätte niemand vermutet.
Der Parkplatz war unbewacht.
Dennoch wurden hier — laut Statistik — nicht mehr Fahrzeuge geklaut als
anderswo. Bürohäuser, Hochhäuser standen in der Nähe. Hunderte von Angestellten
stellten hier täglich ihre Fahrzeuge ab.
Lämmel entschied sich für einen
älteren Ford. Erstens, weil er das Modell besonders gut kannte, zweitens, weil
der Wagen dicht an der Hecke parkte und rechts und links von hohen Lieferwagen
abgeschirmt wurde.
Lämmel brauchte eine Minute, um
die Tür mit Schraubenzieher und Drahtschlinge fachgerecht zu knacken. Schweiß
lief ihm in die Augen. Er war ein bißchen aufgeregt, wie immer, aber auf eine
prickelnde Weise, die er liebte wie starken Kaffee oder Sekt.
Er glitt hinters Lenkrad. Das
Kurzschließen der Zündung würde etwas länger dauern. Hoffentlich paßte Porczik
gut auf. Klar, der machte das. Auf ihn war Verlaß.
Gewohnheitsmäßig öffnete Lämmel
das Handschuhfach.
Eigentlich nur, um nicht
irgendeine fette Beute zu übersehen. Denn den Wagen würden sie höchstens 20
Minuten benutzen, nur bis der Bankraub gelaufen war und sie die Gegend
verlassen hatten. Er erwartete auch nichts — außer aufgeweichter Schokolade
vielleicht, Kölnisch Wasser und Autokarten. Aber — wie leichtsinnig vom
Besitzer — im Handschuhfach lagen die Zweitschlüssel.
Sie hingen an einem Ring. Lämmel
nahm ihn.
Der kleine Schlüssel sah aus,
als könnte man damit einen Briefkasten öffnen, der zweite war wohl der
Wohnungs- bzw. Hausschlüssel, und der schmale mit dem Gummiring — das...
Lämmel schob ihn ins
Zündschloß.
Na also! Das vereinfachte ja
alles. Damit entfiel auch das Risiko, mit laufendem Motor vor der Bank zu
parken.
Er fuhr aus der Box, rollte zum
Ausgang, zog den Stöpsel der rechten Tür hoch und hielt kurz, damit Porczik
einsteigen konnte.
„Was? Du hast die Schlüssel“,
staunte der.
„Lagen im Handschuhfach.“
„Dummheit müßte bestraft
werden.“
„Wird sie ja auch. Wenn der
Besitzer kommt, ist sein Wagen weg.“
„Aber er kriegt ihn wieder.“
„Nun sei mal
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