Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
den
Hörer:
    „Claudia, hallo! — Wie? — Tut
mir leid, mein Schatz! Ich bin angeschlagen. Ja, kann kaum laufen! — Beim
Training. Hm, hm. — Sowas kommt eben vor. Man muß Opfer bringen für seinen
Sport. Sogar die eigene Gesundheit, jedenfalls ein bißchen davon. Tut mir sehr,
sehr leid, mein Schatz, aber heute abend geht es wirklich nicht. Morgen bin ich
sicher wieder fit. — Danke! Es wird schon wieder! Ja, Tschüß!“

    Er legte auf. „Was gibt’s denn
zum Essen?“
    „Mit Susanne gehst du aus. Und
Claudia wird verschaukelt!“
    „Schwesterlein! Das verstehst
du erst, wenn du groß bist.“
    „Du fängst gleich einen
Fudschijama ein, daß dir der Tritt von deinem Bolzer wie eine Liebkosung
vorkommt.“
    „Einen was?“
    „Lenk nicht ab! Du verhältst
dich unfair. Sag Claudia gefälligst, daß du mit Susanne ausgehst. Und lüg nicht
so feige.“
    „Du verstehst das wirklich
nicht. Ich mag eben beide. Keiner will ich weh tun. Morgen werde ich mich
Claudia widmen. Mit der ganzen Kraft meiner Seele.“
    „Ein Glück, daß Tom nicht so
ist. Ich würde ihn umbringen.“
    Mike beugte sich vor. Lächelnd
küßte er sie auf die Stirn. „Tom weiß, was er an dir hat, Schwesterchen. Er
müßte wahnsinnig sein, wenn er deinen Unmut hervorruft. Wer sich deiner Gunst
erfreut, der kennt keine Claudia und keine Susanne.“
    Das ging ihr zwar runter wie
Öl. Aber bestechlich wurde sie deshalb noch lange nicht.
    „Wenn du nicht mein Bruder
wärst“, zischte sie, „würde ich dich verpetzen. Aber bilde dir nicht ein, daß
du nur auf Grund der Verwandtschaft für alle Zeiten geschont wirst. Mir tut
Claudia leid.“
    „Mir ja auch, Schwesterchen.
Deshalb — wie gesagt — werde ich ihr morgen einen herrlichen Abend bereiten.
Hast du das Bier kalt gestellt?“
    Locke lächelte. Dann sagte sie
ein sehr unfeines Wort. Aber Mike wußte, wie das gemeint war. Denn wo gab es
das sonst, daß sich ein 19jähriger mit seiner fast 15jährigen Schwester so gut
verstand?!
    Für die vielen Freundinnen
konnte Mike eigentlich nichts. Es geschah ohne sein Zutun. Jedenfalls brauchte
er sich wegen eines Mädchens kein Bein auszureißen, sondern nur mit dem Finger
zu winken. Er sah sehr gut aus, war hochgewachsen, schlank und breitschulterig,
hatte braunes Haar und die grünen Augen jener fast schon vergessenen Französin,
seiner Mutter. Er war intelligent und charmant. Ein Lächeln konnte Gegner
entwaffnen. Aber er stritt auch sehr gem.
    Selbst als er jetzt die Treppe
hinaufhumpelte, sah er elegant aus.
    Locke sah nach den Pizzen. Der
Käse war zerlaufen. Wenn ihr Vater nicht bald kam, würde das Essen recht
knusperig werden, zu knusperig vielleicht. Aber dann hörte sie, wie sein Saab,
der schwedische Asphalt-Flitzer mit dem extra starken Motor, in die Garage
rollte.
    Gunter Rehm kehrte nach einem
arbeitsreichen Tag zu seinen Kindern zurück.

5. Mensch und Tier
     
    Zwei Pizzen durch drei zu
teilen, ist fast so schwer wie die Quadratur des Kreises (unlösbares
mathematisches Problem). Gerecht kann es dabei nicht zugehen. Bei den Rehms
war es trotzdem machbar. Weil Locke sich mit wenig begnügte. Ihr Teller sah
immer aus, als hätte der Zwergjüngste seinen Hungertag. Mike hatte schon des
öfteren gemutmaßt, sie besäße wohl gar keinen Magen, allenfalls ein
Verdauungsorgan für Milch, denn die trank sie — zu jeder Jahreszeit, morgens
wie abends — in erstaunlichen Mengen. Außerdem mochte sie Honig und Obst.
    „War mal wieder hervorragend.“
    Gunter Rehm legte das Besteck
auf seinen Teller.
    „Brauchst das gar nicht so zu
sagen, Papi.“ Locke setzte ihr Glas ab. „Ich bin nun mal keine Hausfrau und
werde nie eine werden. Kochen interessiert mich nicht. Wozu gibt es Fertiggerichte.
Wäre ja hirnverbrannt, in der Küche kostbare Zeit zu vergeuden.“
    „Ich akzeptiere (einverstanden
sein) deine Einstellung, wie du weißt“, Gunter Rehm lächelte. „Aber so
denken nicht alle. Es gibt immer noch Frauen, die sehr gern kochen. Und das ist
auch sehr schön.“
    „Mich würde es einengen. Ich
habe andere Dinge zu tun. Wichtigeres. Deshalb gibt’s bei uns Fertiggerichte,
oder ihr könnt gleich im Restaurant essen.“
    „Schon gut, schon gut. Wir sind
ja begeistert, wie du uns verwöhnst.“
    „Ironie weise ich zurück.“
    Mike lachte. „Man sollte Tom
warnen, Vater. Er kennt nur ihr Sonntagsgesicht. Vielleicht hält er sie für
eine perfekte Köchin, weil wir beide nur geringfügig unterernährt sind.“
    Locke

Weitere Kostenlose Bücher