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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kicherte. „Unterernährt?
Wenn du dich so fühlst, Bruderherz, liegt das nur an deinem Lebenswandel. Da
würde ich aber ganz still sein. Immerhin könntest du ja versuchen, ob dich
Susanne, Claudia, Stefanie, Julia, Sabrina, Melanie, Nadine, Kathrin, Nicole
und Andrea mit zusätzlicher Kost versorgen. Wenn dich alle bekochen, siehst du
bald aus wie Falstaff (dicker Schlemmer — Figur aus
Shakespeare-Drama) .“
    Mike lächelte gutmütig und
meinte, mit soviel Freundinnen wäre er — leider — nun doch nicht ausgestattet.
    Gunter Rehm trank sein Bier
aus. Dann wandte er sich Locke zu. „Du sagst, du hättest Wichtigeres zu tun?“
    „Habe ich.“
    „Ja, sie wollte noch was
erzählen“, nickte Mike. „Draußen bei der Oma ist was schief gelaufen.“
    „Nicht bei der Oma „, stellte
Locke richtig. „Vielmehr auf dem Weg dorthin. Nämlich...“
    Sie erzählte, was sich
abgespielt hatte — zwischen Danny Tschilke und Gloria Wanderschuh wegen der
Dackel Topsi und Brummel.
    Vater und Bruder hörten mit
ernsten Mienen zu.
    „Das hat Tom wiedermal
hervorragend gemacht“, lobte Gunter Rehm dann. „Aber sein Einsatz war natürlich
nur möglich, weil du schnell geschaltet hast, Locke. Euer Handeln zeichnet euch
aus. Ich fürchte, die beiden Hündchen wären in einem Laboratorium für
Tierversuche gelandet.“
    Locke preßte die Hände auf die
Kante der Eßtheke. „Papi, du hast doch darüber geschrieben. Über Tierversuche,
meine ich.“
    Er nickte. Nachdenklich sah er
sein Töchterchen an, als erwäge er, was und wieviel er ihr über dieses
emotionsgeladene (Emotion = Gefühlserregung) Thema sagen dürfe.
    Gunter Rehm war 44,
hochgewachsen und etwas hager. Dem kräftigen Gesicht sah man an, daß ihm die
Neugier buchstäblich auf alles in der Welt keine Ruhe ließ. Deshalb war er
Journalist geworden. Deshalb setzte er sich mit allem auseinander. Deshalb
deckte er Mißstände auf und galt bei denen, die dafür verantwortlich waren, als
unbequem. Er war immer unterwegs, eigentlich immer im Dienst, ohne ruhelos zu
wirken. Um sich zu entspannen, malte er — am liebsten Porträts (Bildnis vom
Menschen). Außerdem war er ein hervorragender Tennisspieler. „Bitte, Papi!“
drängte sie. „Ich weiß einiges, aber noch zu wenig. Und wissen will ich es!
Alles!“
    „Also gut! Tierversuche sind,
wie du weißt, Versuche an lebenden Tieren. Wissenschaftliche Versuche!
Angeblich zum Wohle der Menschheit. An Tieren wird erprobt, ob uns ein neues
Mittel guttut. Tatsache ist, daß man dank dieser Experimente (Versuche) immerhin eine Reihe von Krankheiten in den Griff bekam. Das heißt, man fand
aufgrund der Versuche Mittel gegen diese Krankheiten. Es sind: Tuberkulose (Schwindsucht), Kinderlähmung, Geschlechtskrankheiten, Bluthochdruck, Diabetes (Zuckerkrankheit) und alle Arten von Transplantationen (Organverpflanzungen). Das führen
die Befürworter der Tierversuche an. Auch, daß weiterhin Tierversuche notwendig
seien, um — beispielsweise — Mittel gegen die Krebskrankheit zu finden. Soweit
die eine Seite der Medaille.“
    Gunter Rehm stand auf. „In
meinem Arbeitszimmer habe ich Unterlagen.“
    Zu dritt gingen sie ins
Dachgeschoß hinauf, wo er sich eine Art Studio ausgebaut hatte: einen
weitläufigen Raum, der die ganze Grundfläche des Gebäudes überdeckte. Eine
Staffelei mit einem halbfertigen Porträt von Helga Conradi, Toms Mutter, stand
unter einem breiten Atelierfenster. Unter der hohen Decke spannten sich dunkle
Holzbalken von Wand zu Wand. Außer Bett, Schreibtisch und Kleiderschrank
enthielt der Raum etwa 10.000 Bücher.
    Locke sank im Schneidersitz auf
ein Schaffell. Mike bevorzugte einen orientalisch aussehenden Hocker und
streckte das lädierte Bein aus.
    „Da habe ich’s.“ Gunter nahm
eine Mappe aus einem der Regale und setzte sich an den Schreibtisch. „Die
andere Seite der Medaille sieht leider sehr traurig aus.“ Er beugte sich über
einen Pressebericht. „In Deutschland werden — nach Expertenschätzung (Experte
= Sachverständiger) — jährlich zehn bis 14 Millionen Tierversuche
unternommen. Leider ist das bei uns eine Dunkelziffer, also ungenau, eben
geschätzt. In England liegen amtliche Zahlen vor. Das hört sich so an: 5,2
Millionen Versuche an lebenden Tieren. 4,2 Millionen davon ohne Narkose.
450.000 Experimente wurden als besonders schmerzhaft eingeordnet. 34.000 Tiere
wurden mit Elektroschocks und ähnlichen Methoden zur Herbeiführung von Streß

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