Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Schultern. Wir drängen uns ganz dicht aneinander und seufzen. Dann beugt Foxy sich zurück und leckt uns ungefähr fünfzig Mal über das Gesicht. Er ist froh und dankbar– und das ist genauso lecker wie ein Hot Dog.
25
Geblendet
Zoë
Jessica und ich begleiten Foxy noch bis zum großen Tor auf dem Platz. Wir sind beide viel zu müde, um zu rennen. Am Tor sieht Foxy uns beide an, und ich kann mir denken, was er uns sagen will. Sein Leben ist nicht leicht– seine Besitzerin ist nicht sehr verständnisvoll. Sie tut so, als wüsste sie alles über Hunde, aber das stimmt nicht. Jedenfalls nicht so wie ich. Und auch nicht wie Jessica.
Der Himmel ist wieder klar. Foxy dreht sich um und rennt so schnell er kann nach Hause. Jessica und ich legen den Kopf in den Nacken. Aber dort oben sind weder Wolken noch Flugzeuge und erst recht keine Blitze zu sehen – nichts als ein wunderschöner mitternachtblauer Himmel. Vermutlich muss ich jetzt für immer ein Mensch bleiben. Wenigstens kann ich dann jeden Tag all die schönen Farben sehen. Ich wusste ja gar nicht, wie bunt die Welt ist.
Auf dem Heimweg hängen wir beide unseren Gedanken nach. Ich denke an das Abendessen. Leckere Hot Dogs. Die könnte ich die ganze Zeit essen. Oder vielleicht ein Steak? Ein großes saftiges Steak wie das im Café?
Ich denke so sehr an das Steak, dass ich gar nicht merke, dass Jessica nicht mehr bei mir ist. Wahrscheinlich muss sie an irgendwelchen Sachen riechen. Oder eine Stelle markieren. Oder nach leckerem Abfall schnüffeln. All die schönen Dinge, die ich jetzt nie mehr machen kann. Ich will gar nicht daran denken und konzentriere mich lieber auf mein Steak.
Plötzlich höre ich lautes Geschrei hinter mir. Ein Mann schreit. Ich kann ihn kaum verstehen, aber dann höre ich ganz deutlich » Hey, du Hund!«. Das klingt wütend. Zuerst denke ich, dass er mich meint. Aber dann fällt es mir ein. Jessica! Ich drehe mich so schnell um, dass ich beinahe über meine Füße stolpere.
Mitten auf dem Platz steht Jessica einem großen Mann gegenüber– es ist derselbe Typ, der mit mir auf der Straße spielen wollte, als ich Jessica getroffen habe. Auf seinem Overall kann ich LANDKREIS KITTIAS lesen. Vor zwei Tagen wollte ich mit dem Mann spielen, aber jetzt kribbelt meine Haut. Hinter dem Torbogen sehe ich den weißen Lieferwagen, und plötzlich wird mir ganz kalt. Ich sause los.
Der Mann hat zwei schwarze Dinger in der Hand. Damit deutet er auf Jessica. Sie weicht zurück, aber der Mann ist riesig und macht ihr Angst. Und er kann sich blitzschnell bewegen, wenn er will. Meine Füße fliegen über das Pflaster, so schnell renne ich. Ich habe schreckliche Angst um Jessica und bekomme kaum Luft. Ich muss schneller zu ihr, noch viel schneller.
Der Mann hört meine Schritte und dreht sich um. Aber die beiden Dinger zeigen noch immer auf Jessica.
» Bleiben Sie, wo Sie sind, Lady«, herrscht er mich an. » Mit diesem Hund hatte ich schon zu tun. Er ist gefährlich! Unkontrollierbar. So einer darf nicht frei herumlaufen. Bleiben Sie stehen! Ich erledige das schon.«
Still wie eine Statue steht Jessica vor dem Mann. Vielleicht weiß sie ja nicht, wie gefährlich er ist. Als Hund habe ich das auch nicht gewusst. Oder sie weiß nicht, dass sie ihm noch entkommen kann. Egal. Auf jeden Fall muss ich sie retten.
» Nein!«, schreie ich. » Schluss damit!« Der Mann sieht mich rennen und hebt die Hände, als wollte er schießen, bevor ich dort ankomme. Er will auf Jessica schießen– das weiß ich genau.
Ich lande direkt vor ihr, als er tatsächlich schießt. Zwei Nadeln aus Metall fliegen direkt auf uns zu. Ich sehe einen grellen Blitz– und dann explodieren zwei heiße Punkte auf meinem Bauch und auf meiner Schulter. Sie brennen heißer als der Blitz, und ich rieche Rauch. Dann springt ein blaues Licht von dem Mann zu uns hinüber. Wie ein langer Zauberschweif. Das Licht blendet meine Augen, bis ich nur noch grelle Wirbel sehe. Dann erlischt das helle Licht, und alles wird schwarz.
Jessica
Mein erster Gedanke war, dass mein Körper entzweigebrochen war und Feuer gefangen hatte. Selbst mit geschlossenen Augen war die Welt noch so blendend hell, dass ich stöhnte.
Ich streckte die Pfoten aus und war erleichtert, als ich die Kühle der Pflastersteine spürte. Zumindest gab es noch etwas auf dieser Welt, das sich nicht glühend heiß anfühlte.
Ich wäre vermutlich ewig mit geschlossenen Augen auf dem Pflaster liegen geblieben– schon der Gedanke,
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