Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
Debra Sheldon? Hast du etwa eine lang verschollene Schwester, von der ich nichts weiß?«
Habe ich eine Schwester? Komische Vorstellung. » Ich bin mir nicht sicher.«
Kerrie legt mir die Hand auf den Arm. Ich mag es, wenn sie nett zu mir ist. » Hast du denn noch keinen einzigen der Briefe aufgemacht?«
Ich schüttele den Kopf. Etwas in ihrer Stimme macht mich traurig. Meine Augen werden feucht.
Jessica
Schüchtern sah ich zu Max auf und hoffte, dass er mein Hecheln nicht bemerkte. Was kam als Nächstes? Würde er mir von seiner ersten Liebe erzählen? Seine Meinung zur Ehe darlegen? Oder noch mehr über mich reden– und meinem Ego schmeicheln?
Max gönnte mir noch ein paar Minuten, in denen ich so tat, als ob ich an den Büschen schnupperte. Dann führte er mich zum Glimmerglass zurück. Einige Leute in Segelkleidung kamen auf dem Weg zu einem nachmittäglichen Törn an uns vorbei. » Komm, Z«, sagte Max. Der Spitzname ließ mich gleich ein ganzes Stück wachsen. » Wir wollen einmal nachsehen, ob Jessica bald fertig ist. Vielleicht möchte sie ja heute Abend mit mir essen gehen.«
Essen– schon das Wort ließ mich sabbern. Ich hatte meinen Hunger vollkommen vergessen. Der Kürbiscookie war viele Stunden her, und zu Mittag hatte ich gar nichts gegessen. Ich ertappte mich bei der Frage, was wohl aus dem Korb voller Cookies geworden war, den wir gewonnen hatten. Offenbar hatte Zoë vergessen, ihn abzuholen.
Als könnte Max Gedanken lesen, griff er in die Tasche und förderte einen knochenförmigen Hundekuchen zutage. » Sitz!«, befahl er.
Oh, wie schnell ich saß! Ich wedelte sogar– und hoffte, dass die Dinger verdammt noch mal nach Cannoli schmeckten.
Max reichte mir das Leckerli, und ich nahm es so vornehm wie möglich entgegen. Dann verschlang ich es in einem Bissen… Ohne Hände hatte ich kaum eine andere Wahl. Der Hundekuchen war staubtrocken und schmeckte leicht salzig. Mit anderen Worten: Er schmeckte himmlisch. Statt eines Dankeschöns sah ich bewundernd zu Max auf und wurde prompt mit einem weiteren Leckerli belohnt. Max schien Hunde wirklich zu verstehen.
Wir gingen zum Glimmerglass zurück, wo Max schon von weitem durch die Glastür spähte. Der Gedanke, dass er nach Zoë Ausschau hielt, entzückte mich. Aber gleichzeitig machte er mich auch traurig. Ich stellte mir vor, wie ich mich in meinem schönen menschlichen Körper mit Max verabredete, wie ich mit ihm spazieren ging und mit ihm zu Abend aß. Eine wunderbare Vorstellung. Fröhlich und aufregend und sexy zugleich. Aber auch viel zu schön, um lange anzuhalten.
Früher oder später würde Max die schreckliche Wahrheit erfahren und wissen, dass ich ganz allein in Madrona lebte. Mutterseelenallein– bis auf Kerrie. Ich besaß weder Eltern noch Heimat, einfach nichts. Alles, was ich besaß, waren dreißig schäbige Briefumschläge, die nach kaltem Rauch rochen. Und das Glimmerglass, das so gut wie bankrott war.
Plötzlich öffnete sich die Eingangstür des Cafés, und Zoë und Kerrie erschienen auf der Schwelle. Sie steckten die Köpfe zusammen. » Bist du sicher, dass du es schaffst? Versteh mich recht– wir bauen auf dich. Heute Vormittag lief das Geschäft wirklich ganz toll, aber wir müssen noch sehr viel mehr Werbung machen, wenn wir auch heute Abend und morgen Mittag ein volles Haus haben wollen. Falls du aber noch etwas Zeit brauchst, um zu dir zu kommen…«
Zoë schüttelte den Kopf. Als sie sich über das Gesicht fuhr, sah ich, dass ihre Hand einen lavendelfarbenen Umschlag umklammerte.
13
Der beste Freund einer Frau
Jessica
Was hatte Zoë? Weinte sie vielleicht? Wieso hielt sie einen lavendelfarbenen Umschlag in der Hand? Panik würgte mich. Was hatte Zoë getan? Was hatte sie Kerrie gesagt? Ich zerrte an der Leine, wollte Max näher zu mir heranziehen– schnell, bevor ich den Boden unter den Füßen verlor.
Kerrie legte Zoë kurz den Arm um die Schultern, bevor sie sich wieder dem Café zuwandte. » Hol sie dir, Tiger. Mach nur tüchtig so weiter. Über diese Briefe…«, sie deutete auf den Umschlag, » …reden wir, wann immer du möchtest.«
Als ich sah, wie die Tür hinter Kerrie ins Schloss fiel, bebte ich innerlich. Ich war noch lange nicht bereit, mit Kerrie über die Umschläge zu reden. Ich wollte nicht, dass sie mehr darüber wusste, sondern nur, dass sie endlich nicht mehr kamen. Nicht, dass ich Kerrie nicht vertraute. Im Gegenteil. Ich war nur überhaupt noch nicht bereit, mich auf diese Sache
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