Hundekuchen zum Frühstück: Roman (German Edition)
ich der Mensch, also bin ich diejenige, die Hilfe braucht. Du bist der Hund, und du musst mir helfen. Dafür sind Hunde schließlich da.«
Ich schnaubte.
Zoës Gesicht wurde knallrot vor Zorn– was mir, wie ich zugeben muss, wirklich nicht gut stand.
» Hör zu, Miss Menschen-brauchen-keine-Hilfe…« Aufsässig wie eine kleine Schwester schob Zoë ihr Kinn nach vorn. » …was das angeht, irrst du dich sehr. Ich habe dir vom ersten Tag an geholfen. Ich habe dir geholfen, mit Dr. Max zu sprechen und im Sturm nach Hause zu kommen. Ich habe mich streicheln lassen, als du Angst hattest. Ich habe dir sogar geholfen, mit dem Mann im weißen Lieferwagen zu reden. Du warst sehr nervös– das habe ich genau gespürt.« Sie schüttelte den Kopf. » Außerdem habe ich dir gezeigt, dass du ganz einfach lächeln und Spaß haben kannst. Das zeige ich den Menschen schon mein Leben lang, aber sie lernen es einfach nicht. Sie kapieren gar nichts.«
Verblüfft und sprachlos sank ich auf mein Hinterteil. Hatte ich richtig gehört? Zoë hatte mir bei der Begegnung mit dem Tierfänger geholfen? Das war doch lachhaft. Glaubte sie das ernsthaft?
» Ihr armen Menschen.« Sie starrte mich geradezu mitleidig an. » Ihr seid doch alle gleich. Benehmt euch wie Welpen. Immer aktiv und ständig in Schwierigkeiten, nicht wahr? Und wenn ihr Angst bekommt oder traurig seid, kommt ihr zu uns, um euch trösten zu lassen. Nur gut, dass Menschen so gut streicheln und Ohren kraulen und Auto fahren und Sofas bauen können.«
Plötzlich musste Zoë lachen. Ihr Zorn war verflogen. Sie kam zu mir und boxte mich spielerisch gegen die Hüfte. » Weißt du, was ich sehe? Ich bin schließlich größer als du. Ich sehe Buden und richtige Partyzelte!« Sie deutete zur großen Wiese hinüber. Ich hatte die Stände dort ganz vergessen und hoffte nur, dass die Schülerinnen am Glimmerglass-Stand ihre Sache gut machten. » Dort gibt es vielleicht Essen.«
Zoë
Jessica merkt sofort auf, als ich Essen sage. Das wusste ich. Ihr Hundeinstinkt ist geweckt.
Wir rennen los, und noch bevor wir die Zelte erreichen, rieche ich bereits Käse und Würste und fühle mich plötzlich wie ausgehungert. Ich habe bereits fünf Hundekuchen mit Wurst verschlungen, als die Lady sagte, dass jeder nur eins bekommt. Muss ich jetzt beim Essen vielleicht auch noch zählen? Die Menschen machen mir das Leben durch ihre Regeln ganz schön schwer. Und langweilig.
Jessica und ich essen an jeder Bude so viele Hundekuchen, wie wir können. Ein paar Leute sagen, dass sie eigentlich Belohnungen für Hunde sind und sehen mich komisch an, wenn ich einen esse. Ich schaue mich immer um, damit mich keiner beobachtet, bevor ich mir noch zwei in die Tasche stecke. Wenn sie für Hunde gut sind, schmecken sie mir auf jeden Fall.
Außerdem ist Menschenessen schwer zu essen. Hundefutter ist dagegen ganz einfach. Ein Bissen und fertig.
Bei manchen Menschen klingt es echt giftig, wenn sie » Das ist doch für Hunde!« sagen. Als ob ich etwas falsch gemacht hätte. Ich fühle mich dann allein, obwohl ich neben ihnen stehe. Als gehörte ich nicht zu ihnen. Es macht müde, wenn man dauernd überlegen muss, was man tun darf und was nicht. Manchmal tut mir sogar der Magen weh. Ich dränge mich nah an Jessica heran, aber sie hat nur Augen für die Cookies. Ich denke an meine Familie, aber besser fühle ich mich deswegen nicht. Eher noch schlechter. Ich habe so viel versucht, aber nichts hat geklappt. Keiner will mich nach Hause fahren. Mom und Dad haben mich noch nicht gefunden, und ich vermisse sie so sehr, dass mein Herz wehtut.
Vielleicht weiß die Stadt ja noch gar nicht, welch tolles Team Jessica und ich sind?
Ich esse gerade einen Hundekuchen mit Hühnerleber, der wie eine Katze geformt ist, als ich es höre. Eine Stimme brüllt laut über die Wiese: » Aufruf an alle sportlichen Hunde! Falls Ihr Hund gern rennt oder springt, dann finden Sie sich um drei Uhr zur vierten Wuffstock-Geschicklichkeitsprüfung auf dem Gelände ein!«
Mit offenem Mund drehe ich mich zu Jessica um.
» Was für eine Prüfung?«
Sie verschluckt sich fast an ihrem Hundekuchen, also habe ich richtig gehört. An diesem Wettbewerb muss ich teilnehmen. Unbedingt. Wenn wir gewinnen, erfährt es bestimmt auch meine Familie. Und wenn meine Mom und mein Dad zu Jessica kommen, kann ich vielleicht mit ihnen reden. Ich darf sie nur nicht wieder erschrecken. Dieses Mal will ich nur lächeln und nicken… und ihnen nicht zu nahe
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