Hundekuchen zum Fruehstueck
laufen lassen.
Dr. Max gibt mir ein viereckiges Stück Papier. Ich will hineinbeißen.
» Nein, nein«, sagt er und zieht es zwischen meinen Zähnen heraus. » Das kann man nicht essen. Das ist ein Taschentuch. Damit putzt man sich die Nase.«
Ich mache es und bin nicht mehr ganz so nass. Aber nicht für lange … nur bis ich daran denke, was meine Mom gesagt hat. Über mich. Dass ich bei einer anderen Familie wohnen soll. » Nicht bei uns«, hat sie gesagt.
Nicht bei Mom und Dad!
Ich jaule. Dr. Max muss das Lenkrad hin und her drehen.
» Aber ich will bei ihnen wohnen! Ich will nach Hause!«
» Das weiß ich doch.« Dr. Max sieht finster aus. Und verschwommen, weil meine Augen ganz nass sind.
Er rollt das Fenster herunter, und ich strecke den Kopf hinaus und lasse mein traurigstes Jaulen hören. Es kommt ganz tief aus dem Bauch. Dann noch einmal. Ich würde es noch ganz oft machen, aber Dr. Max zieht mich ins Auto zurück.
» Ich sehe, du bist noch ganz durcheinander«, sagt er. Er sieht immer noch finster aus. Warum, weiß ich nicht, wo doch alles so traurig ist. » Ich habe wirklich gehofft, dass es besser laufen würde.« Er seufzt. » Weißt du jetzt wieder, was passiert ist? Wann hat er dich in der Stadt zurückgelassen?«
Ich sitze nur da und zittere. Wenn ich zwinkere, kann ich sogar ein paar Bilder sehen … Dad fährt mit mir im Auto, und ich strecke die Nase aus dem Fenster. Er sagt, dass ich die Nase nicht aus dem Fenster strecken darf. Ich belle einen Schäferhund an, und er sagt, dass ich nicht bellen soll.
Dann steigen wir aus. Das ist spannend. Ich schnuppere überall, wie ich das immer mache. Dad ist irgendwie komisch – er riecht nervös, was ich damals nicht bemerkte. Doch jetzt erinnere ich mich wieder an den Geruch. Mir wird schlecht.
» Mir ist schlecht«, sage ich.
Dr. Max hält sofort an. Er geht um das Auto herum und öffnet meine Tür.
Ich beuge mich hinaus und übergebe mich auf die Straße.
Dr. Max gibt mir wieder ein weißes Viereck, aber jetzt weiß ich, dass man es nicht essen kann. Ich wische meine Nase ab, aber er schüttelt den Kopf. » Nein, jetzt den Mund. Mit einem Taschentuch kann man alles abwischen.«
Ich mache es und es hilft. Aber es macht auch müde. Als Mensch muss man viel zu viel arbeiten. Aber das ist nicht so anstrengend, wie sich zu erinnern. Ich will nicht mehr an den traurigen Tag denken. Aber Dr. Max drängt mich mit seinem Blick. Ich seufze aus tiefstem Herzen und tue ihm den Gefallen.
Ich erinnere mich an Dads Geruch und fühle mich sofort unwohl. Aber diesmal erinnere ich mich weiter, ohne mich zu übergeben. Dad nimmt meine Leine und knotet das Ende an ein Metallgitter. Er tätschelt meinen Kopf. Er sieht mich nicht an, was für mich heißt, dass er gleich zurückkommt. Ich setze mich und warte.
Er steigt ins Auto, was komisch ist. Aber ich denke, dass er gleich wiederkommt. Wie immer. Er kommt immer zurück. Warum also heute nicht?
Ich warte. Ich gähne und warte weiter. Dann lege ich mich hin und bette den Kopf auf die Pfoten. Ich schlafe ein. Dann wache ich auf und warte weiter.
Später wird es dunkel. Ich habe Hunger. Aber ich warte immer noch.
Ein gelber Labrador kommt, und ich knurre ihn an. Ich bin sehr aufgeregt. Und hungrig. Und ängstlich. So lange war Dad noch nie fort.
Ich schlafe wieder ein, und als ich wach werde, friere ich. Außerdem ist mir schlecht … Vielleicht vor Hunger. Das weiß ich nicht. In der Luft sind lauter fremde Geräusche. Ich zerre wie verrückt an der Leine, aber ich komme nicht los. Ich belle. Das hilft. Ich belle so lange, bis jemand schreit, dass ich still sein soll.
Später werde ich müde, aber ich kann nicht schlafen. Ich renne hin und her, aber meine Leine ist zu kurz. Viel später fährt ein großes, weiches Ding über meinen Kopf. Ich belle wie wild und zerre an der Leine. Dieses Mal reißt mein Halsband von der Leine ab, und ich renne weg. Ich verstecke mich hinter einer Mülltonne, bis es hell wird. Ich esse zwei Verpackungen, die daneben liegen, und später spucke ich sie wieder aus.
» Dad hat mich angebunden und ist nicht zurückgekommen«, sage ich.
Dr. Max sieht auf den Boden. » Es tut mir leid, Zoë. Es tut mir sehr leid, dass dir das passiert ist.« Er starrt über meine Schulter ins Nichts. » Es war dumm von mir. Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen. Es war falsch. Ich hätte es besser wissen müssen.«
» Aber woher sollst du wissen, dass sie mich nicht mehr haben wollen? So
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