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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Superhirn.«
    Grinsen Stufe fünf ging an. Es war die Jack-Nicholsen-Shining-Stufe .
    »Man sieht sich.«
    Er ging. Das Grinsen nahm er mit nach draußen.

8
    Es wurde Zeit, härter zu werden. Es wurde Zeit, einen Gang hoch zu schalten. Es wurde Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und es wurde Zeit, mit dem Geldverdienen endlich ernst zu machen. Der nächste Monat kam langsam in Sichtweite und drohte mit den laufenden Kosten. Miete, Müsli, Rundfunkgebühren. Die Energiepreise waren am Klettern. Andere Preise machten mit. Wieder andere würden folgen.
    Dazu hatte ich zwei Tage verschlafen und war mit meinen Fällen keinen Schritt vorangekommen. Das war zu wenig, um in dieser Welt mithalten zu können. Ich musste hinaus. Musste mich der Wirklichkeit stellen, musste den Dingen in die Augen schauen, so hart diese auch zurückschauten.
    Wenn man allein kämpft, so wie ich es tat, dann ist eines klar, Misserfolge kann man nicht abwälzen.
    Genauso klar ist aber auch, dass man, wenn man allein ist, Erfolge unbehelligt unter Privateigentum verbuchen kann. Von der Besteuerung einmal abgesehen. Das Problem besteht allerdings darin, dass man sich Erfolge erst verschaffen muss, um sie auskosten zu können. Erfolge bekommt man nicht geschenkt. Misserfolge schon. Letztere bekommt man sogar hinterhergeworfen . Es reicht häufig bereits, wenn man sich in ihrer Nähe aufhält. Siehe die Sache mit dem Kino.
    Genau, das Kino. Ich starrte in den Hof hinab. Auf der anderen Seite der Mauer rührte sich nichts. Ich beschloss, einen kleinen Ausflug zu unternehmen. In eigener Sache. Gewissermaßen zum Aufwärmen. Da ich in die Geschichte verwickelt war, hatte ich auch ein Recht auf Informationen. Und da mir niemand freiwillig Informationen geben wollte, musste ich sie mir holen. Wo? Am Originalschauplatz natürlich. Ich schnappte mir eine Taschenlampe und ging hinunter in den Hof. Ich tat, als würde ich mir die Füße vertreten. Hinter den Fenstern des Oxfam-Lagers waren die Leute damit beschäftigt, Überflüssiges flüssig zu machen. Niemand achtete auf mich. Nur ein auf der Dachrinne hockendes Rotschwänzchen wippte nervös auf und nieder, als stünde es kurz vor einem Herzinfarkt.
    Ich trat an die Mauer heran und schätzte deren Höhe ab. Die Mauer kam mir ungewöhnlich hoch vor. Wie war ich vor drei Tagen hier hinübergekommen? War ich überhaupt auf der anderen Seite gewesen? Und vor allen Dingen, wie hatte ich es geschafft, zurück zu gelangen? Noch dazu mit Gepäck. Ich summte einen Song von Pink Floyd vor mich hin. › Is there anybody …‹ Gleich würde ich es wissen. Ich legte die Hände auf die Oberkante der Mauer, schaute aus den Augenwinkeln, ob jemand meinem Einstiegsversuch zusah.
    »Was solls «, sagte ich zu mir und zog mich nach oben. Ich robbte über den Sims und ließ mich auf der anderen Seite nach unten fallen. Nicht schlecht. Ich war besser in Form, als ich vermutet hatte. Der Kinohof war leer, wenn man vom Müll, der zu 50 Prozent aus leeren Wein- und Bierflaschen bestand, absah. Tatsächlich, die Art-Companyeros waren Künstler gewesen, gerade und vor allem im raschen Leeren voller Flaschen.
    Eine der Eingangstüren zum Foyer stand offen. Ich schlüpfte hinein. Bis auf die Wasserflecken an den Wänden sah das Foyer unversehrt aus. Vielleicht war das Kino ja noch zu retten. Mit dem Einsatz von 200.000 € bestimmt.
    Ich betrat den Saal durch die linke Tür und schaute mich um. Hier drin war der Schaden weitaus größer. Die Wandbespannung war weggebrannt , Vorhang und Leinwand hingen in Fetzen herab, die Decke war von Ruß geschwärzt und die Polster der Sitze gaben ihre Eingeweide preis. Nein, es sah nicht gut aus, aber auch nicht nach ganzer Arbeit. Für einen heißen Abriss war es nicht heiß genug hergegangen, für einen Schuss vor den Bug allerdings schon. Die neue Kinoleitung hatte noch einmal Glück gehabt. Glück? Na ja.
    Hinter mir schlug die Saaltür zu. Luftzug, wahrscheinlich. Ich knipste die Taschenlampe an und lief weiter in den Saal hinein. Überall das gleiche Bild. Aufgeplatzte Sitze, angesengte Stoffe, geschwärzte Mauern. Darüber lag der feuchte Geruch des gelöschten Brandes. Ich hatte genug gesehen. Ich ging zur Tür zurück und drückte dagegen. Die Tür gab nicht nach.
    Keine Panik, sagte ich mir. Sie ist nur verzogen. Feuchtigkeit und Hitze schaffen jedes Holz.
    Ich stürzte zum Ausgang auf der anderen Seite. Nicht schnell genug. Bevor ich die Tür erreichen konnte, fiel sie ins

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