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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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wurde ausgewählt und unterschrieb den Vertrag. Sie fing an zu renovieren, steckte einiges Geld und noch mehr Herzblut in das Projekt. Dann kam das Feuer.
    Von der friedlichen Stimmung überwältigt, versprach ich ihr, den oder die Schuldigen zu finden. Sie versprach mir Freikarten und hin und wieder Rücksicht. Ich würde sie daran erinnern, sagte ich. Daraufhin sagte sie, ich solle endlich verschwinden und ich ging.
    Jetzt saß ich in meinem Büro und verfluchte mein Versprechen. Ich hatte mir ohne Not zusätzliche Arbeit aufgehalst. Dabei war ich bereits mit meinen anderen Fällen fast uneinholbar in Verzug.
    Ich griff nach der Keller-Akte. Sie war dort, wo sie sein sollte. Ich schaute hinein. Die Unterlagen waren vollständig, Proll sei Dank!
    Proll ? Natürlich. Er hatte die Akte in der Hand gehabt. Hatte er sie auch gelesen? Würde er mir in die Suppe meiner Ermittlungen spucken?
    Wahrscheinlich hatte er genug anderes zu tun. Zumindest hoffte ich das. Die Polizei tat ja immer überlastet. Der Rest der Welt allerdings auch.
    Ich beglückwünschte mich, dass ich die Höhe der Geldsumme nicht notiert hatte. Manchmal habe ich Lichtblicke, wenn auch eindeutig zu selten.
    Ich schaute auf die Uhr. 14.03 Uhr. Genau die richtige Zeit, um endlich mit den Ermittlungen zu beginnen.
    Also los!
    14.33 Uhr stand ich vor Sylvia Kellers Wohnungstür und klingelte. Ich klingelte einmal, zweimal, zehnmal. Sie war nicht zu Haus. Ich wandte mich zum Gehen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie die Tür auf der anderen Seite des Treppenabsatzes zuging. Nicht schlecht, dachte ich. Nachbarn sind die besten Gehilfen eines Detektivs. Vor allem neugierige Nachbarn. Neugierige Nachbarn sind ebenso gesprächig, wie sie neugierig sind. Meistens. Dieser Nachbar, oder war es eine Nachbarin, schien besonders neugierig zu sein. Welch ein Glück.
    Ich klingelte. Die Tür flog augenblicklich auf. Vor mir stand ein etwa 70-jähriger sauber und gut gekleideter Mann. Nicht gerade der Prototyp des neugierigen Nachbarn. Aber man weiß ja nie.
    »Mein Name ist Siegfried Gass und ich wollte …«
    Er ließ mich nicht ausreden.
    »Kommen Sie rein, na los schon!«
    Er wich zur Seite und wies mit der Hand den Weg. Das ging mir nun doch ein wenig zu schnell.
    »Ich wollte nicht stören …«
    Mein Gegenüber hob den Finger zum Mund und bedeutete mir zu schweigen. Er machte einen Schritt vor die Tür, schaute nach links und rechts, als suche er jemanden, trat dann zurück in den Flur. Ich folgte ihm. Was blieb mir anderes übrig.
    »Da draußen kann man nicht reden«, flüsterte er. »Zu viele Ohren. Verstehen Sie?«
    Ich nickte verständnisvoll. Ein Verrückter. Na sicher.
    Potsdam ist voller schräger Vögel. Man trifft sie überall, auf den Straßen, in den Ämtern, in den Schlössern und Gärten, in der Bibliothek, auf dem Bahnhof. Draußen war es einfach, ihnen auszuweichen. Aber hier?
    »Pst.« Mein Gegenüber legte den Finger auf den Mund. Ich hatte nichts gesagt.
    Er erstarrte. Ich lauschte, konnte aber nichts Ungewöhnliches hören. Er offenbar auch nicht, denn er entspannte sich wieder.
    »Ich wusste, dass Sie kommen würden. Ich habe Sie bereits erwartet.«
    Es gibt ganz klar ein paar Dinge, die man überdenken sollte, bevor man eine fremde Wohnung betritt: Ist der Wohnungsinhaber gefährlich, hat er ansteckende Krankheiten, ist er kommunikationsfähig, kommt man auch gegen dessen Willen wieder nach draußen …? Ich kannte sogar Leute, die erst wissen wollten, welche Bücher jemand las und welche Musik er hörte, bevor sie eintraten. Das waren die ganz Vorsichtigen. Sie erlebten fast nie Überraschungen. Vor allem keine unangenehmen.
    Ich stand im Flur der fremden Wohnung und sah zu, wie der Wohnungsinhaber den Schlüssel mehrfach im Türschloss drehte. Dann zog er den Schlüssel ab und stopfte ihn in die Tasche seines olivgrünen Jacketts. Ich gratulierte mir. Bravo, du Idiot.
    »Ich bin gekommen …«, fing ich an.
    »Ja. Ja, ich weiß«, unterbrach er mich.
    »Nein. Ich meine, hier liegt ein Missverständnis vor.«
    Er ging nicht auf meine Bemerkung ein. Vielleicht kannte er das Wort Missverständnis nicht.
    »Ich bin nicht wegen Ihnen hier. Mein Besuch gilt Ihrer Nachbarin, Frau Keller. Ich wollte nur ein paar Fragen stellen.«
    Er antwortete wieder nicht. Stattdessen schaute er kurz über seine Schulter zu mir zurück und betrat rechter Hand ein Zimmer. Ich folgte ihm.
    Obwohl ich den Mann inzwischen etwas näher kannte, überraschte mich die

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