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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Halbschwesterchen sehr nervös wurde. Hier sei ich als Geldsucher ins Spiel gekommen. Mit den bekannten Resultaten. Soweit die Tatsachen. Frei nach Proll .
    Am Morgen gegen sechs war ich erschöpft vom Verhör und den Tatsachen ins Bett gesunken. Jetzt, vier Stunden später, saß ich an meinem Schreibtisch, und lauerte auf Klienten.
    Die Feuerwehr hatte den Brand inzwischen vollständig gelöscht. Die Luft war wieder besser geworden. Die Aussicht aus dem Fenster allerdings nicht. Dass mein Büro nichts abbekommen hatte, grenzte an ein Wunder. Dass die Fleischerei Nolte, die auch an das Kino grenzte, noch stand, war bedauerlich.
    Das Kino selbst hatte es übel erwischt. Praktisch existierte es nicht mehr. Theoretisch war es schon seit Jahren tot gewesen. Bald würden die Bagger kommen, die Planierraupen, die Architekten, die Bauleute und dann die Verkaufsketten. Wer würde das Rennen machen? Hussel , C&A, Aldi, H&M, Strauss?
    Leise Wehmut ergriff mich. Wieder war etwas untergegangen. Verloren. Unwiederbringlich dahin.
    Aber so lief das eben. Einige Dinge verschwanden, andere kamen neu hinzu. Es waren nicht immer die besten Dinge, die kamen. Und es waren nicht immer die schlechtesten, die verschwanden.
    Ich schaute erneut auf die Zeitung hinab und blätterte durch zu Sprengkamps Artikel. Der Chef selbst hatte die Berichterstattung über die Greenpeace-Spende und die Morde übernommen. In seinem Artikel lobte Sprengkamp die Arbeit eines gewissen Privatdetektivs. Nicht schlecht. Er wies dem Detektiv den Hauptanteil an der Aufklärungsarbeit in Sachen Greenpeace-Geld zu. Ging doch! Er strich dessen großartige Fähigkeit heraus, Ermittlungen rasch und effizient führen zu können. Was war da los? Dabei hätte der Privatdetektiv auch noch sein Leben riskiert. Schrieb Sprengkamp von mir? Sah so aus. Es gab in Potsdam nur einen Privatdetektiv. Ich würde auch in Zukunft keinen weiteren neben mir dulden. Dazu war die Stadt zu klein und die Auftragslage nicht üppig genug.
    Unter dem Artikel war ein weiteres Foto abgedruckt. Es zeigte Sylvia im Profil und in Handschellen. Ich befand mich rechts von Sylvia, ihr zugewandt. Sie spitzte gerade die Lippen, um mir ins Gesicht zu spucken. Sie hatte sogar getroffen. Unter dem Foto stand: Greenpeace-Mörderin Sylvia Keller und der Potsdamer Detektiv Siegfried Gass .
    Ich legte die Zeitung weg und starrte auf das Telefon. Noch hatte sich kein neuer Klient bei mir gemeldet. Aber das würde noch kommen. Ganz sicher. Vielleicht würde dieser Klient Jauch heißen. Klar, ich musste meine Honorartabelle überarbeiten. Sollte ich in Zukunft 150 oder lieber 250 die Stunde nehmen?
    Das Telefon klingelte. Na bitte. Es ging los. Ich legte mich auf 250 fest und nahm den Hörer ab.
    »Guten Tag. Hier ist die Detektei Siegfried Gass . Was kann ich für Sie tun?«
    »Haben Sie Frau Keller in den Knast gebracht?«
    »Mit wem habe ich das Vergnügen?«, fragte ich.
    Ich hatte mir vorgenommen, meine Telefongespräche etwas launiger anzulegen. Bei den oberen 500 dieser Stadt würde das gut ankommen. Bei einigen anderen sicher auch. Und solange ich nicht wusste, ob mein Gegenüber zu den oberen 500 oder zu den restlichen 140.000 zählte, zog ich meine Höflichkeitsnummer durch. Höflichkeit verursachte keinerlei Kosten und brachte immer Gewinn. So sah ich das. Seit ca. drei Stunden. Vielleicht würde sich diese einfache Wahrheit auch in der Stadt verbreiten. Alles war möglich. Selbst in Potsdam.
    »Vergnügen? Wieso Vergnügen? Sie werden Ihr blaues Wunder erleben.«
    Nein, der Anrufer gehörte noch nicht zu den neuen Menschen. Dann eben nicht. Ich konnte auch anders.
    »Name, Adresse, Geburtsdatum, Familienstand, Schulbildung!«, schrie ich in den Hörer. Es half. Am anderen Ende trat Ruhe ein. Aber nur kurz.
    »Hier spricht Major Meyerheim!«
    »Oh. Wie geht es Ihnen?« Es interessierte mich wirklich.
    »Das geht Sie gar nichts an. Sie haben eine Unschuldige ans Messer geliefert. Dafür werden Sie büßen. Das verspreche ich Ihnen. Und ich verspreche Ihnen weiter …«
    »Eine Unschuldige?«
    »Unterbrechen Sie mich nicht dauernd. Verstanden?«
    Ich sagte nichts.
    »Ob Sie verstanden haben!«
    Ich sagte: »Nein.«
    »Schön«, sagte er. Hatte er mich verstanden?
    Im Hintergrund vernahm ich jetzt eine andere männliche Stimme.
    »Herr Meyerheim, wir hatten Sie gebeten, nicht zu telefonieren.«
    »Ich habe eine Aufgabe. Eine wichtige Aufgabe«, erwiderte Meyerheim. »Sie können mich nicht

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