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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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jedoch musste ich meine Neugier befriedigen, also fragte ich: »Wie sind Sie an die Millionen gekommen? Haben Sie die Greenpeace-Gelder mitgehen lassen? Hatten Sie Helfer? Lag der Koffer wirklich unter Ihrem Bett?«
    »Soll das jetzt die abschließende Frage- und Antwortrunde werden?«
    »Frage- und Antwortrunde, ja. Abschließend, nein.«
    Sie überlegte eine Weile, schaute die 22er an, Hannibal, dann mich. Endlich sagte sie: »Wieso eigentlich nicht. Fragen Sie!«

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    Also fragte ich: »Etwas Musik von Wolfgang Amadeus? Das Requiem d-Moll vielleicht?«
    »Was?« Sylvia Keller reagierte gereizt.
    »Wegen der Stimmung. Griechische Wissenschaftler haben unterschiedlichen Fischarten monatelang Mozart-Musik verabreicht. Alle Fische, ob groß ob klein, ob friedlich oder räuberisch, bekamen gute Laune, großen Appetit und jede Menge Lust darauf, sich zu vermehren.«
    Ich versuchte, aufzustehen.
    »Bleiben Sie liegen! Meine Stimmung ist ausgezeichnet. Fangen Sie an mit der Fragerei oder …« Sylvia blieb hart.
    »Schon gut! Schon gut. Wie gelangte das Geld in die Hände von Mark? Hatte er einen Nebenjob bei Greenpeace? Und wieso liegt soviel Geld bei Greenpeace rum? Ist das nicht ein bisschen unvorsichtig? Es gibt doch Banken?«
    Ich kam ihrer Aufforderung nach. Aber irgendwie war ich nicht bei der Sache. Wahrscheinlich lag das an der 22er. Sie tanzte unruhig vor meinen Augen hin und her. Hatte sich Sylvia im Griff? Zumindest hatte sie die 22er im Griff. Oder war es doch eher umgekehrt?
    »Großspende«, bemerkte Sylvia.
    »Großspende? In bar?«
    »Ein Kernkraftwerksbetreiber, der nicht wollte, dass der Name der Firma im Zusammenhang mit der Spende irgendwo auftaucht. Quasi als mögliches Schuldeingeständnis. Tja. Das gute alte schlechte Gewissen. Unglaublich, was?«
    »Was?«
    »Weiter«, bemerkte Sylvia.
    »Weshalb haben Sie Mark …?«
    »War ich nicht. Das war sein Kumpel. Mike. Dieser Vollidiot. Es war ein Unfall. Er dachte, die Waffe wäre nicht geladen, und hat abgedrückt.«
    Sieh an. Sie hatten Mark gemeinsam besucht. ›Zwei Männer‹, Frau Korns Worte klangen mir noch in den Ohren. Die Keller trug das Haar kurz. Durch einen Spion betrachtet, konnte sie als Mann durchgehen. Von hinten. Wieso nicht.
    »Natürlich. Ein Unfall. Und dann hat Mike ein paar Tage später Selbstmord begangen, weil ihn das Gewissen plagte. Richtig?«
    »Falsch. Das war kein Selbstmord. Das war ich. Er wusste zuviel.«
    Sie sagte das in einem Tonfall, als würde sie über einen Ausflug nach Neuschwanstein berichten.
    Mir wurde kalt.
    »Sie also.«
    »Ja. Ich.«
    »Ist das die Waffe, mit der Mike …?«
    »Ja.«
    »Haben Sie sie gesäubert?«
    »Nein. Übrigens stand ich im Kleiderschrank, als Sie durch die Wohnung tappten.«
    »Ach«, sagte ich und versuchte, nicht mit dem Lauf der Waffe in Berührung zu kommen. Sie nickte nur.
    In der Ferne ertönten Polizeisirenen. Ich lauschte. Kurz.
    »Wo ist die Leiche?«
    »Auf dem Grund der Havel.«
    »Wo?«
    »Hören Sie schwer? Weiter!«
    »Haben Sie das Geld mitgenommen?«
    »Mike war es jedenfalls nicht. Und Sie auch nicht. Ihr Glück.«
    »Wie haben Sie Mike dazu gebracht, nochmals diese Wohnung aufzusuchen?«
    »Ich bot ihm die Hälfte des Geldes an, eine Million. Hätten Sie ›Nein‹ gesagt?« Dazu sagte ich lieber nichts.
    »Wie kamen Sie darauf, dass die Millionen in den DVD-Hüllen steckten?«, fragte ich stattdessen.
    Ich kannte die Antwort bereits, wollte sie aber von ihr hören. Sie machte mir die Freude.
    »Wie ich darauf kam? Durch Sie. Und durch Hannibal. Haben Sie wirklich geglaubt, ich hätte das Geld nicht gesehen? Übrigens möchte ich, dass Sie die 20.000 dazulegen. Sie werden sie ohnehin nicht mehr brauchen. Vielleicht schenke ich die 20.000 Hannibal.«
    Hannibal hob leicht den Kopf, dann ließ er ihn wieder sinken. Was war los mit ihm? Hatte er Depressionen, fehlte ihm Cleo ? Mir fehlte Cleo auch. Ließ ich mich deshalb hängen? Nein. Ich kämpfte. Warum nahm er sich kein Beispiel an mir?
    »Und dann versteckten Sie die Millionen bei meiner Frau in der Bibliothek, hinter den ›Mysterien‹. Pech für Sie, dass ich gerade auf den Hamsun aus war. Woher haben Sie eigentlich den Schlüssel zu Cleos Wohnung?«
    Fehler. Sie grinste mich an wie jemand, der sein Ziel erreicht hat.
    »Pech für Sie!«, sagte sie. »Sie sind tatsächlich ein Idiot! Geben Sie das Geld her!«
    Ja. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Sie hatte sich meinen Fragen gestellt und dabei so getan, als würde

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