Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 6: Blitzend (German Edition)
nicht sagen, Fräulein Baumann.“
Ihre herablassende Art beginnt mir allmählich auf die Nerven zu gehen …
„Fräulein Baumann, ja? Sie nennen mich also nicht mehr Amandine?“
„Nein, ich habe keinen Grund mehr, sie mit Ihrem Vornamen anzusprechen. Wenn Sie mir zudem den Schlüssel zurückgeben würden, er gehört Ihnen jetzt nicht mehr.“
„Ist das eine Anordnung von Gabriel?“
„Ja, Mr. Diamonds hat mich darum gebeten.“
„Also hat er gewusst, dass ich komme?“
„Er hat es in Betracht gezogen, ja. Wenn Sie mir jetzt bitte den Schlüssel geben, ich begleite Sie hinaus.“
Für wen hält die sich eigentlich?!
„Zu gütig von Ihnen, aber das wird nicht nötig sein. Hier ist der Schlüssel.“
Emotionsgeladen gebe ich ihr das einzige Objekt zurück, das mir Zutritt zur Welt meines verlorenen Liebhabers verschafft, dann mache ich auf dem Absatz kehrt und stürme die Treppe hinunter, während ich mit aller Kraft versuche, meine Tränen zurückzuhalten. Bevor ich völlig aufgewühlt zur Tür hinausgehe, spreche ich einen letzten Satz …
„Ich werde nicht aufgeben!“
Als ich bei mir zu Hause ankomme, laufen mir beinahe seit einer Stunde unentwegt die Tränen über die Wangen. Auf der Fußmatte vor meiner Wohnungstür liegt die farbige Hülle einer Schallplatte. Let it be von den Beatles. Sofort fällt mir die Bedeutung des Titels wieder ein:
Lass es zu. Der Rabe spielt also weiter mit meinen Gefühlen. Scheinbar weiß er, dass mein Liebhaber mich verlassen hat, und freut sich über das unerwartete Ende. Erschöpft von dem ständigen Kampf gegen diesen unsichtbaren Feind betrete ich meine Wohnung, werfe die Schallplatte in den Mülleimer und setze mich vor meinen Computer. Ich sehe nur noch eine Möglichkeit, mit Gabriel Kontakt aufzunehmen: per E-Mail. Bereits unzählige Male habe ich versucht, ihn anzurufen, doch mein grausamer Liebhaber denkt scheinbar nicht daran, abzuheben. Seine Sprachbox ist angeblich voll, aber ich glaube, er hat einfach nur den Zugang blockiert. Als ich meine E-Mails abrufe, hoffe ich inständig, eine Nachricht, ein Lebenszeichen oder einfach nur einen Beweis dafür zu finden, dass er mich nicht völlig vergessen hat. Nichts. Ich weine bitterlich. Ich schreibe ihm eine E-Mail und hoffe, dass er antwortet …
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Von: Amandine Baumann
An: Gabriel Diamonds
Betreff: Warum?
Ich brauche dich. Ich liebe dich.
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Etwa eine Minute, nachdem ich die Nachricht abgeschickt habe, erhalte ich eine Antwort. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, es fällt mir schwer, klar zu denken, und ich habe das Gefühl, zwischen Himmel und Hölle hin und her gerissen zu sein.
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Von: Gabriel Diamonds
An: Amandine Baumann
Betreff: Um dich zu schützen
Ich bin nicht der, der du denkst. Und auch nicht der, den du brauchst.
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Von: Amandine Baumann
An: Gabriel Diamonds
Betreff: Nicht nötig
Es liegt nicht an dir, das zu beurteilen. Ich will dir gehören. Und ich akzeptiere nicht, dass du mich verlässt.
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Von: Gabriel Diamonds
An: Amandine Baumann
Betreff: Wenn du wüsstest …
Es zerreißt mir das Herz, aber ich habe keine andere Wahl. Als du in mein Leben getreten bist, hat sich alles verändert. Du hast meine harte Schale gebrochen, jetzt liegt es an mir, meinen weichen Kern zu schützen. Du hast etwas zum Leben erweckt, das nie hätte erwachen dürfen. Ich bin vollkommen verloren und brauche Zeit, um mich wieder zu finden. Du verdienst etwas Besseres, ich will dich nicht zerstören, ich will nur das Beste für dich. Du bist so wertvoll …
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Von: Amandine Baumann
An: Gabriel Diamonds
Betreff: Sag es
Ich weiß, dass du mich liebst. Deine Augen, dein Mund, deine Hände, dein Penis: Ich will dich auf mir, bei mir und in mir spüren. Und du willst es auch, das weiß ich! Sag es, Gabriel, verdammt noch einmal, sag es, um mir meine Freiheit zurückzugeben und die Last von mir zu nehmen. Ich gehöre nur dir und ich will nur dich. Komm zurück.
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Von: Gabriel Diamonds
An: Amandine Baumann
Betreff: Lebe wohl
Pass gut auf dich auf, meine Amande. Vergiss mich nicht zu schnell …
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Seine letzten Worte haben mich zutiefst verletzt. Gedankenlos klappe ich meinen Laptop zu, stehe auf und schleppe meinen Körper, der unendlich schwer zu sein scheint, in Richtung Couch. Ich lasse mich auf die weiche Sitzbank fallen. Alle Tränen sind versiegt und ein quälender Schmerz lähmt meinen Körper. Ich bin
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