Hundert Facetten des Mr. Diamonds, Band 6: Blitzend (German Edition)
fällt mir alles wieder ein und meine Zweifel erscheinen mir vollkommen unwichtig. Ich realisiere, dass heute Sonntag ist, Gabriel mich an diesem Morgen verlassen hat, unsere E-Mail-Konversation nichts daran geändert hat, er mir niemals seine Gefühle offenbaren wird und ich mich am liebsten in Luft auflösen würde.
„Du hast im Schlaf geschrien. Alles okay? Du siehst schrecklich aus!“
„…“
Erneut steigen mir die Tränen in die Augen …
„Was ist los? Ben? Gabriel?“
„Wie oft soll ich es dir denn noch sagen? Ben ist mir vollkommen gleichgültig! Es ist Gabriel, wer sonst!“
„Okay, okay …“
„Gabriel hat mich sitzen lassen.“
Ich breche vor den Augen meiner mitfühlenden besten Freundin in Tränen aus. Mehrere Minuten lang hält sie mich im Arm und versucht, mich zu beruhigen. Schließlich schaffe ich es, mein Schluchzen zu kontrollieren, und finde meine Worte wieder.
„Er hat Angst, mich zu verletzten, und er will sich nicht verlieben.“
Zumindest glaube ich, dass er das gesagt hat …
„Noch ein Feigling … Du hast etwas Besseres verdient, Amandine, du bist viel zu gut für ihn und es wird Zeit, dass dir das klar wird.“
„Aber genau das will ich jetzt nicht hören! Ich akzeptiere nicht, dass er mich verlässt, ich werde um ihn kämpfen und ihn zurückerobern.“
„Okay, ich helfe dir …“
Ich erzähle Marion alles bis ins kleinste Detail. Ich verheimliche ihr nicht einmal unser Liebesspiel in der kleinen Sackgasse neben dem Restaurant. Vielleicht mein letztes Mal mit Gabriel … Kurzerhand beschließt meine beste Freundin, jene Person anzurufen, die sie auch Monsieur „Ich-finde-alles“ nennt: ihren Bruder Tristan, die beste Spürnase aller Zeiten.
„Er weiß immer, was zu tun ist, und wird uns bestimmt helfen, mehr über deinen Milliardär herauszufinden!“
„Er ist nicht mehr mein Milliardär, Marion.“
„Ja, richtig … Entschuldige.“
Ich bin unglaublich erleichtert, Tristan zu sehen, als er endlich an meiner Tür klingelt. Ich liebe meine Freundin Marion wirklich, aber in Krisensituationen fällt es ihr oft schwer, Ruhe zu bewahren. Der hübsche, braunhaarige Tristan mit den feinen Gesichtszügen umarmt mich herzlich und fragt mich, warum wir ihn hergebeten haben. Scheinbar hat Marion ihm gesagt, er solle sich sofort auf den Weg machen, ohne ihm zu erklären, warum. Dieses Mal ist es meine beste Freundin, die sofort zur Sache kommt und ihrem Bruder alles erzählt. Sie schildert ihm die Geschichte von Anfang an und beginnt bei meiner Begegnung mit Gabriel vor fünf Monaten im Schloss von Bagnolet.
Fünf Monate … Und es kommt mir bereits vor wie eine Ewigkeit …
Tristan hört seiner Schwester nur mit halbem Ohr zu und unterbricht ihren endlosen Monolog häufig, um mir Fragen zu stellen. Über Diamonds, seine Vergangenheit, seine momentanen Lebensumstände, seinen Bruder Silas, seine Schwester Céleste und seine Eltern. Über seine geschäftlichen Tätigkeiten, sein Vermögen, seine Stadtvilla und das Familienanwesen in Los Angeles. Die Tatsache, dass ich Tristan jedoch nicht sehr viel über Gabriel erzählen kann, schockiert mich unheimlich. Ich weiß so wenig über diesen Mann, den ich zurückerobern möchte … Nach einer Stunde hat Tristan genug gehört. Er steckt seine Zettel, die mit einer Vielzahl unlesbarer Notizen vollgeschrieben sind, in seine Ledertasche. Bevor er jedoch aufbricht, um mit der Recherche zu beginnen, teilt er mir seine Sorgen mit …
„Ich weiß nicht, was ich über ihn herausfinden werde. Bist du dir wirklich sicher, dass ich in der Vergangenheit deines Milliardärs herumstöbern soll? Möglicherweise wird dir das, was ich finden werde, nicht gefallen …“
„Ja. Das ist meine letzte Chance, ihn zurückzugewinnen.“
„Verstanden. Ich hoffe nur, dass danach nicht alles nur noch schlimmer wird …“
„Der Mann, den ich liebe, will nichts mehr von mir wissen. Schlimmer kann es kaum werden.“
Nachdem Tristan und Marion gegangen sind, bin ich mit meinen Ängsten wieder alleine.
Und wenn er nie mehr zurückkommt?
Und wenn Tristan nichts findet?
Während ich darauf warte, dass mein Komplize sich endlich bei mir meldet, widme ich mich gedankenverloren der Hausarbeit. Ich bin wie ferngesteuert und erledige die lästige Arbeit ohne Unterbrechung. Das hindert mich daran, an meinen verlorenen Liebhaber zu denken, in Selbstmitleid zu versinken oder zum x-ten Mal in Tränen auszubrechen. Die Stunden vergehen
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