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Hundert Jahre Einsamkeit

Hundert Jahre Einsamkeit

Titel: Hundert Jahre Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Garcia Marquez
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zu. »Sie sind ein Bote der göttlichen Vorsehung.«
    Damit begann ein neuer Krieg. Hauptmann Roque Fleischer und seine sechs Männer machten sich mit Oberst Aureliano Buendía auf, den in Riohacha zum Tode verurteilten Revolutionsgeneral Victorio Medina zu befreien. Sie glaubten Zeit zu gewinnen, wenn sie die Sierra auf dem Weg überschritten, den José Arcadio Buendía eingeschlagen hatte, um Macondo zu gründen, überzeugten sich jedoch vor Ablauf einer Woche, daß dies ein unmögliches Unterfangen war. So mußten sie mit der unzureichenden Munition des Erschießungskommandos die gefährliche Strecke über die Gebirgsausläufer verfolgen. Sie lagerten in der Nähe der Dörfer, und einer von ihnen, ein goldenes Fischchen in der Hand, ging am hellichten Tag verkleidet hinein und suchte Verbindung mit den Liberalen im Ruhestand, die daraufhin am nächsten Tag zur Jagd auszogen und nie wiederkehrten. Als sie von einem Vorsprung der Sierra aus Riohacha sichteten, war General Victorio Medina bereits erschossen worden. So riefen die Männer des Oberst Aureliano Buendía ihn zum Befehlshaber der Revolutionsstreitkräfte der Karibischen Küste im Rang eines Generals aus. Er übernahm zwar die Befehlsgewalt, lehnte aber die Beförderung ab und stellte sich selber die Bedingung, sie so lange nicht anzunehmen, bis das konservative Regime nicht gestürzt war. Nach drei Monaten hatten sie über tausend Mann bewaffnet, die jedoch aufgerieben wurden. Die Überlebenden konnten die Ostküste erreichen. Der nächsten Nachricht zufolge waren sie, vom Antillen-Archipel kommend, am Kap des Segels gelandet, und eine telegrafisch verbreitete und durch frohlockende Erlasse im ganzen Land veröffentlichte amtliche Regierungsverlautbarung verkündete den Tod des Oberst Aureliano Buendía. Doch zwei Tage später gab ein allerwärts ausgesandtes Telegramm, das fast das vorige einholte, Kunde von einem neuen Aufstand in den Tiefebenen des Südens. So entstand die Legende von der Allgegenwart des Oberst Aureliano Buendía. Gleichzeitige widersprüchliche Nachrichten erklärten ihn siegreich in Villanueva, geschlagen in Guacamayal, von den Motilones-Indios aufgefressen, in einem Moorflecken tot aufgefunden und gleich darauf in Urumita als Aufrührer überrascht. Die liberalen Führer, die zu jenem Zeitpunkt über eine Beteiligung im Parlament verhandelten, bezeichneten ihn als einen keine Partei vertretenden Abenteurer. Die Nationalregierung stellte ihn auf eine Stufe mit Wegelagerern und setzte einen Kopfpreis von fünftausend Pesos auf ihn aus. Nach sechzehn Niederlagen tauchte Oberst Aureliano Buendía mit zweitausend gutbewaffneten Einheimischen aus Guajira auf, und die im Schlaf überrumpelte Garnison gab Riohacha frei. Dort richtete er sein Hauptquartier ein und verkündete den totalen Krieg gegen das Regime. Die erste Nachricht, die er von der Regierung erhielt, war die Drohung, Oberst Gerineldo Márquez werde innerhalb achtundvierzig Stunden erschossen, sofern er mit seinen Truppen nicht bis zur Ostgrenze zurückweiche. Oberst Roque Fleischer, der damals Generalstabschef war, überreichte ihm mit einer bestürzten Gebärde das Telegramm, doch er las es mit unerwarteter Freude.
    »Ausgezeichnet!« rief er aus. »Macondo besitzt also schon ein Telegrafenamt!«
    Seine Antwort war kategorisch. In drei Monaten hoffte er sein Hauptquartier in Macondo aufschlagen zu können. Wenn er dann Oberst Gerineldo Márquez nicht lebend anträfe, würde er ohne Gerichtsverfahren das gesamte Offizierskorps erschießen, das er in diesem Augenblick gefangenhielt, angefangen bei den Generalen, und würde seinen Untergebenen befehlen, bis zur Beendigung des Krieges gleichermaßen zu verfahren. Als er drei Monate später siegreich in Macondo einzog, war Oberst Gerineldo Márquez der erste, der ihn auf dem Moorweg umarmte.
    Das Haus wimmelte von Kindern. Ursula hatte Santa Sofía von der Frömmigkeit aufgenommen, zusammen mit ihrer ältesten Tochter und einem Enkelpärchen, das fünf Monate nach Arcadios Erschießung geboren worden war. Entgegen dem letzten Wunsch des Erschossenen taufte sie das Kind auf den Namen Remedios. »Ich bin sicher, das war es, was Arcadio sagen wollte«, führte sie ins Feld. »Wir wollen sie nicht Ursula nennen, weil man mit diesem Namen viel leiden muß.« Den Zwillingen gab sie die Namen José Arcadio Segundo und Aureliano Segundo. Amaranta übernahm die Pflege aller. Sie stellte Holzstühle ins Wohnzimmer und richtete mit anderen

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