Hundert Namen: Roman (German Edition)
Bettwäsche, Briefpapier und Ähnliches sticken beziehungsweise drucken lassen«, erklärte Eva fast ein wenig beschämt. »Ich habe versucht, andere Familienmitglieder ausfindig zu machen, aber vergeblich.«
»Weil es den Namen McFlanagan einfach nicht gibt«, zischte Molly leise, und zum ersten Mal sah sie Eva lachen – obwohl sie deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben schien.
»Hör auf, Molly.«
»Was denn? Er ist wahrscheinlich nie auf den Gedanken gekommen, dass sein Urgroßvater ein Hochstapler war, der seinen Namen bei der Landung in Amerika umgehend geändert hat, wahrscheinlich auf der Flucht vor dem Gesetz, und irgendeinen Quatsch-Namen erfunden hat, um ein neues Leben beginnen zu können.«
Edward fing an zu lachen.
So entspannt hatte Kitty den ernsten jungen Mann noch nicht erlebt.
Nun kam George direkt auf Eva zu und nahm ihre Hand. Sie errötete, aber er ließ keinen Protest gelten und führte sie aus dem Saal. Kitty spielte noch mit der Idee, den beiden zu folgen, als ihr Telefon aufleuchtete. Sie hatte es absichtlich auf stumm gestellt, aber in diesem Moment schien es geradezu danach zu schreien, dass sie antwortete. Ausgerechnet Richard Daly, dieser Mistkerl, dem sie unfreiwillig zu einem Buchvertrag verholfen hatte! Sie musste das Gespräch annehmen. Hastig stand sie auf und huschte durch die Glastür in den Garten hinaus, von dem man einen Blick auf den Fluss hatte.
Das Herz klopfte ihr bis in den Hals, als sie abhob.
»Kitty«, sagte Richie.
»Ja.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du drangehst.«
»Wollte ich auch nicht.«
Schweigen.
»Na ja, ich rufe an, weil ich dir etwas sagen wollte.« Er seufzte. »Aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.«
»Komm einfach zur Sache, Richie.«
»Ich möchte dir danken für das, was du getan hast. Dass du mein Buch an den Verlag geschickt hast. Nach allem, was ich dir angetan habe … tja, ich habe deine Hilfe nicht verdient, und wenn du das Manuskript nicht losgeschickt hättest, tja, dann hätte ich es wahrscheinlich nie gemacht. Das Buch ist schon lange fertig, aber ich hab mich einfach nicht getraut, es jemandem zu zeigen. Und, na ja … danke. Ich weiß nicht, warum du das getan hast, aber danke.«
Wenn er gewusst hätte, warum sie es getan hatte!, brodelte es in ihr.
»Aber vor allem rufe ich an, weil ich mich entschuldigen wollte. Ich hab mich abscheulich benommen. Ganz egal, wie sehr ich es beschönigen und rechtfertigen möchte, ich schaffe es nicht. Es war echt niederträchtig. Du warst eine College-Freundin, und ich hätte dir das nicht antun dürfen. Hand aufs Herz, es tut mir wirklich, ehrlich leid …«
»Du hast mich gedemütigt, Richie«, unterbrach sie ihn.
»Das wusste ich nicht, aber jetzt verstehe ich, warum du gedacht hast, dass ich dich …«
»Du hast mich gedemütigt und benutzt, und ich hab mich so elend gefühlt wie noch nie in meinem ganzen Leben.« Sie hatte einen Kloß im Hals und unterbrach sich, weil sie sonst losgeheult hätte. Und das wollte sie nicht.
»Ich weiß, und es tut mir sehr leid. Ich möchte das wieder in Ordnung bringen, ehrlich. Ich möchte einen positiven Artikel über dich bringen, und ich habe schon mit meinem Chef darüber gesprochen, dass ich schreiben kann, was ich will. Das heißt, ich möchte das schreiben, was du willst.«
»Was bringt dich denn auf die Idee, dass ich überhaupt jemals wieder mit dir sprechen will?«, fragte sie, empört über sein Ansinnen. »Es ist mir völlig egal, was du über mich schreiben willst oder geschrieben hast. Aber du hast mich angelogen, du hast mit mir geschlafen und etwas ganz Wertvolles kaputtgemacht, das ist es.« Kitty war bestimmt keine keusche Jungfrau, aber mit jemandem ins Bett zu gehen, um Informationen von ihm zu bekommen, war das Gemeinste, was sie sich vorstellen konnte. Eigentlich erwartete sie, dass Richie sich jetzt verteidigen würde, wie er es bei ihrem letzten Gespräch getan hatte – ein Feigling, der die Verantwortung für das, was er getan hatte, nicht übernehmen wollte. Aber das Gegenteil passierte.
»Ich weiß. Du hast recht. Tut mir leid, ich werde dich nicht mehr belästigen. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass du das Netteste für mich getan hast, was je jemand für mich getan hat, und dass ich nicht verstehe, warum, weil mir klar ist, dass das, was ich dir angetan habe, absolut unterste Schublade war. Aber damit muss ich wohl leben. Ich will dir deine Zeit nicht länger stehlen, ich wollte nur, dass du
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