Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
Hochzeitsempfang begrüßte.
    »O nein, das geht doch nicht«, protestierte Eva. »Wir sind so viele, und die anderen erwarten auch gar nicht, eingeladen zu werden.«
    »Wie viele sind Sie denn?«
    »Vierzehn Leute, deshalb ist es doch …«
    »Hallo-ho!«, fiel die Braut Eva ins Wort und winkte einem verschwitzten Angehörigen des Personals zu, der drei Kameras in der Hand hielt und sich bemühte, ein Duzend fröhlicher Familienmitglieder auf ein Gruppenfoto zu bannen. »Können wir bitte noch einen Extratisch im Bankettraum aufstellen?«, rief sie so munter, als gäbe es nichts Unkomplizierteres auf der Welt.
    George Webb hatte eine hinreißende Villa an der Mündung des Bandon River, direkt am Kinsale Harbour. Hinter dem Haus erstreckte sich eine Wiese bis hinunter zum Fluss, wo eine ziemlich große Yacht ankerte.
    So stiegen Kitty und ihre bunt zusammengewürfelte Truppe aus dem Bus und schlossen sich, wenn auch mit Ausnahme von Eva nicht ganz passend gekleidet, der Hochzeitsgesellschaft an. Schon als Eva in den Bus geklettert war, hatte sie eine Menge Komplimente und anerkennende Pfiffe für ihr traumhaftes Kleid geerntet, und als George Webb sie sah, ließ er seinen Gesprächspartner ohne ein Wort der Erklärung stehen und eilte auf sie zu. Kitty blickte sich nach seiner Freundin um, konnte sie aber nirgends entdecken.
    Inzwischen wunderte sich Kitty auch nicht mehr über Evas spärliches Gepäck, denn sie hatte selbst miterlebt, dass sich Evas Geschenke nicht immer dafür eigneten, in Taschen und Tüten verpackt zu werden. Nicht lange nachdem sie an dem eigens für sie bereitgestellten Tisch Platz genommen und den köstlichen Kuchen probiert hatten, hörte man Musik aus dem hinteren Teil des Raums. Es dauerte eine Weile, bis die Gespräche verstummt waren, aber schließlich wurde es ganz still, und alle lauschten den beiden alten Männern, die »My Wild Irish Rose« zum Besten gaben. Der eine trug eine rote Weste über einem rot-weiß gestreiften Hemd, der andere das gleiche Outfit in Gelb und Weiß, dazu hatten beide weiße Hosen an und auf dem Kopf Strohhüte mit farblich passenden Bändern. Die Gäste, die davon ausgingen, dass die Darbietung zum musikalischen Hochzeitsprogramm gehörte, legten die Kuchengabeln beiseite und lauschten, aber einer der Anwesenden wusste es besser, erhob sich langsam von seinem Platz am Haupttisch und beobachtete zitternd und mit leuchtenden Augen die beiden übrig gebliebenen Mitglieder seines Barbershop-Quartetts, das den Namen Sweet Harmony trug und mit dem er vor fünfzig Jahren durchs ganze Land getourt war. Kitty schätzte, dass sie etwa im gleichen Alter waren wie Seamus, Georges Großvater, also um die achtzig. Nun, wo die Sänger sich der allgemeinen Aufmerksamkeit sicher waren, begannen sie sich zwischen den Tischen hindurchzuschlängeln, mit leuchtenden Augen, lächelnd, unterhaltsam und liebenswert, auch wenn sie sicherlich etwas müder klangen als vor fünfzig Jahren, auch wenn ihnen die beiden anderen Stimmen fehlten, trotz ihrer gebeugten Schultern und arthritischen Hände. So gelangten sie schließlich zum Haupttisch, und alle Gäste erwarteten, dass sie sich nun an das Brautpaar wenden würden. Aber stattdessen gingen sie zu Seamus, dem Mann, der immer noch hier stand, die Hand aufs Herz gedrückt, das Gesicht voller Zuneigung, die Augen voller Tränen. Bei den letzten Zeilen des Liedes stimmte er mit ein, und als das Lied zu Ende war, schafften die beiden Sänger einen nahtlosen Übergang zu »Happy Birthday«.
    Nachdem der Applaus verebbt war, blieben die Blicke auf Seamus gerichtet, denn alle warteten auf eine Erklärung, warteten auf mehr. Die drei alten Männer hielten einander in den Armen, tief ergriffen, die Köpfe zusammengesteckt, und man spürte eine Verbindung zwischen ihnen, die selbst die gutherzigsten Menschen neidisch gemacht hätte. Wahrscheinlich hatte der Vierte im Bunde nicht das Glück gehabt, dieses hohe Alter zu erreichen.
    Schließlich blickte Seamus auf und wandte sich wieder den Gästen zu. »Ladys und Gentlemen, liebes Brautpaar«, begann er, und die Braut – seine Enkelin – wischte sich verstohlen eine Träne aus den Augen. »Ich weiß, wir sind eigentlich fertig mit den Ansprachen, aber ich kann diesen Moment nicht verstreichen lassen, ohne wenigstens ein paar Worte zu sagen, wenn ihr erlaubt.«
    Braut und Bräutigam ermunterten ihn enthusiastisch, weiterzusprechen.
    »Ich habe diese Männer fünfzig Jahre nicht gesehen«,

Weitere Kostenlose Bücher