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Hundert Namen: Roman (German Edition)

Hundert Namen: Roman (German Edition)

Titel: Hundert Namen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ich wieder einen Fehler mache.«
    »Das wird nicht passieren, Kitty. Weißt du, wenn man eine Geschichte erzählen will, wenn man sich – wie ich es gerne ausdrücke – auf die Suche nach der Wahrheit macht, dann muss man nicht auf Teufel komm raus eine Lüge aufdecken oder ein weltbewegendes Thema beackern – es geht einfach nur darum, zum Herzen dessen vorzudringen, was real ist.«
    Kitty nickte und schniefte leise. »Es tut mir leid – ich wollte wirklich nicht, dass sich alles nur um mich dreht, wenn ich dich besuche. Es tut mir wirklich leid.« Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen und legte den Kopf auf Constances Bett, peinlich berührt, weil Constance sie so sah, weil sie sich so erbärmlich aufführte, wo ihre Freundin doch krank war und viel wichtigere Sorgen hatte.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Constance beschwichtigend und strich Kitty sanft über die Haare. »Das ist ein noch besseres Ende, als ich mir ursprünglich gewünscht habe. Dann darf unsere arme Raupe also doch fliegen.«
    Als Kitty den Kopf hob, wirkte Constance auf einmal sehr erschöpft.
    »Bist du okay? Soll ich einer Schwester Bescheid sagen?«
    »Nein, nein. Ich werde nur manchmal von jetzt auf gleich total müde«, erwiderte sie. Ihre Augenlider flatterten. »Ich mache schnell ein Nickerchen, dann bin ich wieder fit. Ich möchte nicht, dass du gehst, wir müssen noch über so viel reden. Zum Beispiel über Glen.« Sie lächelte schwach.
    Kitty gab sich alle Mühe, das Lächeln zu erwidern. »Ja. Aber schlaf erst mal eine Runde«, flüsterte sie. »Ich bleibe einfach hier sitzen.«
    Constance hatte sich von ihr noch nie etwas vormachen lassen und konnte Lügen in Sekundenschnelle an ihrem Gesichtsausdruck erkennen. »Ich mochte ihn sowieso nicht so besonders.«
    Dann schlossen sich ihre Augen.

    Kitty setzte sich auf die Fensterbank, schaute auf die Leute hinunter, die unten vorbeigingen, und überlegte sich eine Route für den Heimweg, auf der sie möglichst wenig gesehen wurde. Dann aber riss sie ein französischer Wortschwall aus ihren Gedanken, und sie blickte überrascht zu Constance hinüber. In den zehn Jahren ihrer Bekanntschaft hatte Kitty ihre Freundin nur beim Fluchen Französisch sprechen hören.
    »Was hast du gesagt?«
    Einen Moment machte Constance einen verwirrten Eindruck. Dann räusperte sie sich und nahm sich zusammen. »Du siehst aus, als wärst du ganz weit weg, Kitty«, sagte sie leise.
    »Ich hab nachgedacht.«
    »Ich werde sofort die Behörden verständigen.«
    »Ich habe nämlich eine Frage, die ich dir schon immer stellen wollte.« Kitty setzte sich wieder auf den Stuhl neben Constances Bett.
    »Ach ja? Warum Bob und ich keine Kinder haben?« Constance setzte sich im Bett auf, griff nach ihrem Wasserglas und trank einen winzigen Schluck durch den Strohhalm.
    »Nein, du Klugscheißerin«, entgegnete Kitty. »Du hast jede Pflanze umgebracht, die du jemals besessen hast, und ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es einem Kind bei dir ergangen wäre. Nein, ich wollte dich fragen, ob es eine Geschichte gibt, die du gern geschrieben hättest, aber aus irgendeinem Grund nie geschrieben hast.«
    Sofort hellte Constances Gesicht sich auf. »Oh, das ist eine wirklich gute Frage. Vielleicht sogar eine Geschichte in sich selbst.« Sie sah Kitty mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Du könntest Journalisten, die sich zu Ruhe gesetzt haben, interviewen und sie fragen, was für eine Geschichte sie immer schreiben wollten, aber nie geschrieben haben. Was meinst du? Über die Idee sollte ich gelegentlich mal mit Pete sprechen. Wir könnten Kontakt mit ehemaligen Autoren aufnehmen und sie bitten, speziell für unsere Zeitschrift die Geschichte zu schreiben, die sie schon immer schreiben wollten. Leute wie Oisín O’Ceallaigh und Olivia Wallace. Wir geben ihnen die einmalige Chance dazu. Könnte doch gut eine Sonderausgabe werden.«
    »Hörst du denn nie auf?«, lachte Kitty.
    In diesem Augenblick klopfte es leise an der Tür, und Bob, Constances Mann, kam herein. Er sah müde aus, aber als er sich Constance zuwandte, wurde sein Gesicht sanft und liebevoll.
    »Hallo, mein Schatz – oh, hallo, Kitty. Schön, dass du dich auch mal blicken lässt.«
    »Der Verkehr«, erklärte Kitty ungeschickt.
    »Das Gefühl kenne ich«, grinste Bob, kam zu ihr und küsste sie auf den Kopf. »Der Verkehr hält mich auch oft auf. Aber besser spät als nie, was?« Er sah Constance an, deren Gesicht konzentriert und fast angespannt wirkte.

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