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Hundestaffel

Hundestaffel

Titel: Hundestaffel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Abermann
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auftreiben? Bestimmt. Doch könnte er es Leo auch verweigern? Bestimmt auch. Und Hannes würde enttäuscht sein. Das wollte Leo lieber vermeiden. Er versuchte sich zu sammeln. Es war unsicher, zwei Herren dienen zu wollen. Wenn er Gonzo missfiel, würde das Hannes’ Missfallen nach sich ziehen. Das machte ihn nervös. Er strich erneut sein Augenlid glatt. Weiterhin nichts am Display. Er zündete sich eine Zigarette an, beruhigte sich ein wenig. Zumindest der Tabak schmeckte immer noch. Der Rauch kräuselte vor seinem Gesicht vorbei. Wenn nur alles so einfach wäre wie Tabak. Er brannte und verrauchte. Leo blies hin und wieder die Schwaden auseinander. Die Luftwirbel beruhigten ihn
.
    Schon seit Wochen hatte Hannes von nichts anderem gesprochen, als Bélisa endlich ins Bett zu bekommen. Oder wie hatte er sich ausgedrückt? Zu Fall bringen? Hannes hatte es Leo einmal im Auto gesagt, als sie die Mädchen abholen wollten. Sie habe unleugbare Vorzüge, meinte er. Oder hatte er es anders ausgedrückt? Es hätten auch Leos Worte sein können. Aber Leo hatte andere Standards. Er hätte ja auch Anna genommen. Nur bot sich ihm Anna nicht an. Nicht so, wie sie sich Hannes anbot. Hannes war eben anders als er, dachte Leo. Hannes hatte Sonderwünsche. Hannes erlaubte sich den Luxus, wählerisch zu sein
.
    Leo erinnerte sich, dass es gegen Mitternacht gewesen war, als Hannes seinen Wunsch geäußert hatte. Leo erinnerte sich nicht mehr, ob er überrascht gewesen war. Wahrscheinlich nicht. Und jetzt erinnerte sich Leo auch, dass Hannes ihm diesen Auftrag gegeben hatte, Gonzo zu fragen, ob es sich blau löse oder ob man auch farbloses bekommen könne. Er würde Gonzo fragen müssen. Hoffentlich würde es ihm dieser nicht als Unwissenheit auslegen. Nein, vielmehr wies es ihn als versierten Käufer aus. Und überhaupt, wer bestellte schon Rohypnol! Doch nur eine ausgesuchte Gruppe von Menschen! Leos Augenlid beruhigte sich etwas. Er würde alles richtig machen. Hannes würde zufrieden sein. Er durfte nur nicht nervös sein. Dann würde alles funktionieren. Nervosität entstand aus unnötiger Angst vor den Folgen. Das hatte Hannes einmal gesagt. Leo atmete ein. Im selben Moment klingelte das Telefon. Leo wartete das dritte Läuten ab. Dann hob er ab, als wäre nichts dabei. Und er sprach mit fester Stimme. Das machte den Anschein, dass er sich seiner Sache sicher war und keine Gedanken an irgendwelche Folgen verschwendete
.
    Leo, du williger Vollstrecker. Du Diener der Diener. Ich kann mir gut vorstellen, wie du gewartet hast. Und ich überlege, dass Hannes die Tabletten schon hatte, als wir an jenem Abend im Palace saßen. Warum hat Hannes gewartet? Hat er hin und wieder nach dem Päckchen in seiner Tasche gegriffen und überlegt, was er tun soll? Oder war der Plan schon ausgearbeitet; hatte ihn nur unsere Schlägerei zunächst daran gehindert, ihn in die Tat umzusetzen? Was denkst du, Leo? Und hast du dir beim Warten jemals die Frage gestellt, ob du ihn hindern solltest? Hättest du die Kraft dazu gehabt?
    Hätte ich ihn hindern können? Im Gegensatz zu dir kann ich zumindest behaupten, von nichts gewusst zu haben. Aber macht es das besser? Bekomme ich wirklich meine Absolution von der Unwissenheit? Wäscht mich das rein? Vielleicht ja, vielleicht nein. Doch je weiter ich in die Geschehnisse dieser Tage eintauche, umso größer wird das schlechte Gewissen darüber, dass ich nichts unternommen habe. Ich muss mir selbst dabei zusehen, wie ich ahnungslos um das Wesentliche herumtanzte. Ich war niemals im Takt, ich verstand nie, was passierte. Und doch war ich ständig nah am Geschehen. Ich hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um zu verhindern, was geschah. Ich hätte mir selbst helfen können. Und ich hätte dich retten können, Leo.
    Bekomme ich also die Absolution von meiner Unwissenheit? Ich hoffe es, aber sicher bin ich mir nicht.

Donnerstag
    Nachmittag schon. Ich lag auf der Couch, in einem trüben Dämmerzustand. Kopfschmerzen, die zwischen meinen Schläfen echoten, kleine Schallwellen, die in die Ohren brandeten und in kalten Schauern über meinen Rücken spülten. Im Fernseher wechselten sich die Bilder ab, die Finger drückten mechanisch Tasten, Zehen wackelten. Der Körper als defekte Maschine, die mühevoll Dampf ausstieß und ächzend rotierte.
    Ich hatte Probleme, zwischen dem Geschehen auf dem Bildschirm und den Vorgängen in der Nacht zuvor zu unterscheiden. Moderatoren in glitzernden Kulissen, Filmhelden,

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