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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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man nie sicher sein, Laura. Dann wird wieder jemand umgebracht, und die Lebendigen sind wieder vergessen. Ich finde immer noch, dass dieser Beruf nicht für eine Frau …»
    «Vater. Lassen wir das, ja? Ich habe keinen anderen und damit Schluss.»
    Der alte Gottberg kicherte, und Laura konnte kaum fassen, dass sie schon wieder auf ihn hereingefallen war.
    Erleichtert hörte sie, dass ein Anrufer anklopfte.
    «Du hast gewonnen, Babbo! Aber jetzt werfe ich dich aus der Leitung! Schlaf gut!» Sie drückte auf den Knopf.
    «Pronto.»
    «Laura?»
    «Sì.»
    «Fa molto caldo e sono molto ubriaco.»
    «Du bist betrunken?»
    «Sì! Dottor Salvia und ich haben ein sehr fröhliches Gespräch über Berlusconi und Prodi gehabt. Und dann kam noch Professore Granelli dazu, und der war heute Abend besonders unterhaltsam, und dann haben wir alle drei zu viel getrunken.»
    «Wo bist du denn?»
    «In der Küche meines Vaters, und ich mache mir gerade einen starken Espresso, außerdem habe ich Kopfschmerzen.»
    «Schade.»
    «Warum ist das schade? Es war ein guter Abend. Dafür muss ich eben bezahlen!»
    «Es ist schade, weil ich etwas mit dir besprechen wollte. Etwas, das ich nicht mit einem Betrunkenen besprechen kann.»
    «Oh, là, là, die Signora Commissaria ist sehr ernst. Aber ich sage dir, du hättest diesen Abend außerordentlich genossen. Es war wunderbar … die Sterne über Siena, die blaugelbe Stunde, die Fahnen im Wind, die Mauersegler …»
    «Es reicht, Angelo. Leider sitze ich hier in meiner Wohnung und denke darüber nach, ob ein junger Ire namens Patrick meine Tochter Sofia verführen wird und ob ein uralter Mann Opfer seiner längst vergangenen Sünden wurde.»
    «Können wir uns morgen darüber unterhalten? Ich bin heute Abend nicht mehr besonders gut im Lösen komplizierter Angelegenheiten. Aber ich würde mir an deiner Stelle mehr Sorgen um Sofia machen als um den alten Mann. Ich meine, er ist tot, oder? Sofia ist sehr lebendig.»
    «Du klingst heute Abend wie mein Vater, Angelo. Ist das dein Ernst?»
    «Nein, aber ich finde es gut.»
    «Was findest du gut?»
    «Das mit Sofia und dem alten Mann. Was ich gerade gesagt habe. Das finde ich gut!»
    «Du bist wirklich betrunken!»
    «Naturalmente, aber es ist ziemlich angenehm … bis auf die Kopfschmerzen. Penso che ti amo, Laura. Nimm die Dinge nicht so ernst. In deinem Kopf tickt es schon wieder! Immer dieses verdammte deutsche Pflichtbewusstsein. Es ist spät. Trink ein Glas Wein und schlaf dich aus. Morgen reden wir weiter. Dormi bene! Ciao, amore!»
    Er hatte aufgelegt. Laura kam sich in diesem Augenblick sehr deutsch vor, sehr nüchtern, sehr unbeholfen. Und sehr allein mit ihren Gedanken über die Hölle, den Frosch und eine Frau und ihr kleines Mädchen, die an die Nazis verraten wurden.
    Nazis! Sie fuhr auf und schaute auf die Uhr. Kurz nach elf. Zu spät, um ihren Sohn Luca in England anzurufen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was Sofia mit ihrer Bemerkung über Nazis und Lucas englische Schule gemeint haben könnte. Und was hatte Angelo gerade gesagt? Penso che ti amo. Ich denke, dass ich dich liebe. Was für eine seltsame Liebeserklärung.

AM NÄCHSTEN MORGEN betrat Laura das Dezernat genau in dem Moment, als Streifenbeamte den Fund einer männlichen Leiche gemeldet hatten. Der Tote sei von Fischern aus der Isar gezogen worden. Kurz vor dem großen Stauwehr in Oberföhring.
    «Der Mann ist mit Sicherheit nicht ertrunken! Soll ich ausrichten!», sagte Claudia. «Ihr sollt alles mitbringen, was ihr aufbieten könnt!»
    «Na, dann mach mal!», nickte Laura der Sekretärin zu. «Bring auf Trab, was wir zu bieten haben.»
    «Schon geschehen. Die Jungs von der Spurensicherung sind unterwegs. Doktor Reiss ebenfalls.»
    «Gut. Ich fahre dann mit Baumann raus.»
    Claudia hob die Augenbrauen und gleichzeitig die Schultern. «Er hat vor zehn Minuten angerufen, dass er später kommt, weil er noch zur Gerichtsmedizin will. Mit seiner älteren Leiche von gestern scheint was nicht in Ordnung zu sein.»
    «Na gut, dann hole ich ihn dort ab.»
    Claudia legte beide Hände flach vor sich auf den Schreibtisch und richtete die Augen zur Decke.
    «Was jetzt?», fragte Laura.
    «Jetzt habe ich gelogen.»
    «Und warum?»
    «Weil Peter manchmal sehr charmant sein kann.»
    «Ach!»
    «Ja, ach!»
    «Und wo ist er?»
    «Ich weiß es nicht.»
    Laura griff nach dem Telefon auf Claudias Schreibtisch und wählte Kommissar Baumanns Handynummer. Es meldete sich die Mailbox.
    «Hat

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