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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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sehr mühsam, das Denken, das Bewegen, alles.»
    Laura stieg zu den beiden Polizeibeamten hinauf, die im Schatten der alten Weide neben ihrem Wagen standen. Sie waren sehr jung, und Laura hatte sie noch nie gesehen. Um die Sache zu vereinfachen, zeigte sie deshalb ihren Ausweis und fragte nach dem Protokoll der Zeugenaussagen.
    «Es tut mir leid, Frau Hauptkommissarin», sagte der größere der beiden. «Das ist ein sehr kurzes Protokoll. Die Zeugen haben den leblosen Körper der besagten Person um sechs Uhr achtundvierzig nahe dem Ufer vor dem Wehr treiben sehen. Es gelang ihnen, den Körper an Land zu ziehen und dort zu lagern. Danach haben die Zeugen mit ihrem Handy die Polizei gerufen. Das waren wir. Wir haben danach alles Weitere veranlasst.»
    «Na wunderbar!», sagte Laura, nickte den beiden zu und kehrte zu ihrem Wagen zurück. Die beiden jungen Polizisten starrten ihr hinterher.
     
    «Irgendwas von Baumann gehört?», fragte Laura im Dezernat an. Sie saß in ihrem Dienstwagen, einem ziemlich neuen BMW, der in der Hitze unangenehme Gerüche nach saurer Milch ausdünstete.
    «Nichts», antwortete Claudia. «Was war denn das für ein Toter an der Isar?»
    «Wir wissen es noch nicht. Ein Obdachloser vermutlich. Er wurde übel zugerichtet. Ich fahre deshalb zu einem seiner Kollegen. Vielleicht finde ich was raus.»
    «Zu einem Kollegen?»
    «Ja, klar. Ich habe ihn zufällig gestern kennengelernt. Netter Typ.»
    «Ist alles in Ordnung mit dir?»
    Laura lachte auf und beendete das Gespräch. «Nein!», sagte sie sehr laut. «Nichts ist in Ordnung. Ich halte es immer noch nicht aus, erschlagene Menschen zu sehen, dabei bin ich jetzt lange genug in diesem Scheißjob. Ich krieg so eine wahnsinnige Wut, dass ich irgendwas kaputt hauen könnte, und gleichzeitig macht es mir totale Angst!» Sie war froh, dass Baumann nicht bei ihr war. Zurzeit mochte sie Selbstgespräche lieber als Dialoge. Die Selbstgespräche waren ehrlicher. Aber dieser Wagen stank erbärmlich. Sie öffnete alle Fenster, um den Fahrtwind hineinzulassen.
    Es war nicht weit bis zum Friedensengel. Laura stellte den BMW auf dem Gehsteig am Eingang des Parks ab und lief hinunter zur Unterführung. Wieder spürte sie diesen ziehenden Schmerz im Rücken. Froschalarm! Der silberne Anhänger stand an seinem Platz, abgeschlossen wie eine große Schatzkiste auf Rädern. Aber keine Spur von Ralf. Fehlalarm.
    Laura umkreiste Ralfs Heim und folgte mit einem Finger den roten Farblinien. Plötzlich nahm sie intensiven Uringeruch wahr und entdeckte halb eingetrocknete Pfützen rund um den Anhänger. Mindestens ein halbes Dutzend Männer mussten das Gefährt angepinkelt haben. Sie bückte sich. Die Reifen waren platt. Laura lehnte sich an die Wand der Unterführung, schloss die Augen und dachte nach. Warum hatten sie den Anhänger nicht umgeworfen oder in die Isar gekippt? Aber es war ja klar: Wer auch immer sie sein mochten, ihr Ziel war es, Schrecken zu verbreiten und ihn allmählich zu steigern. Oder war das nur ihre eigene Vorstellung? Hatte die rote Farbe nichts mit der Pisse zu tun, mit den zerstochenen Reifen?
    Das ganz normale Elend eines Penners, würde Peter Baumann sagen. Wahrscheinlich stimmte das. Sie selbst hatte es oft genug gesehen. Aber nie zuvor hatte ein Obdachloser ihr ein blaues Auge geschlagen und sie dann zum Kaffee eingeladen.
    «Werd nicht sentimental, Laura!», sagte sie halblaut vor sich hin. «Nicht sentimental werden. Klar?»
    Nichts war klar. Sie wollte Ralf finden, weil sie Fragen an ihn hatte. Als sie die Augen wieder aufmachte, standen zwei Frauen und zwei Hunde vor ihr. Ein sehr kleiner Hund mit einer Schleife zwischen den Ohren und ein großer Golden Retriever. Die beiden Frauen waren etwa gleich groß und eher ältlich. Eine von ihnen hatte sehr schwarz gefärbte Haare und sehr große goldene Ohrringe, die im Halbdunkel der Unterführung glänzten.
    «Was machen Sie denn da?», fragte die Schwarzhaarige in einem spitzen Münchnerisch, das sich als Hochdeutsch tarnte. «Des is der Anhänger vom Ralf, damit Sie’s nur wissen. Ach du meine Güte. Des schaut ja aus hier. Na, der wird eine Freud haben, der Ralf!»
    Der große helle Hund bellte zweimal und hob sein Bein am Anhänger. Die zweite Frau packte ihn am Halsband und zerrte ihn weg. Doch der Hund pinkelte ungerührt weiter und hinterließ eine nasse Zickzackspur auf dem Boden.
    «Also, ich wüsst wirklich gern, was Sie hier machen. Und wo ist eigentlich der Ralf?» Die

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