Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
Vom Netzwerk:
Isar herumlaufen. Und ich könnt nie in diesem Tunnel schlafen, wie der Ralf. Ich tät vor Angst sterben, das kann ich garantieren!»
    «Und wie kommen Sie zum Ralf?»
    «Ah, jetzt ham S’ mich wieder am Wickel. Der Ralf ist zu uns gekommen, wenn Sie’s genau wissen wollen. Auf einmal war er da, mitsamt seinem Anhänger. Und dann wollt er unsere Fahrräder reparieren. Dabei waren die gar nicht kaputt.» Sie lachte laut auf. «Danach hat er mit den Steinen angefangen. Das war eine gute Idee, und wir haben gedacht, wenn er noch einen Second-Hand-Laden für gebrauchte Kleidung anschließt, dann könnt noch was aus ihm werden. Wissen S’, in unseren Schränken hängt so viel Zeug rum, das wir nie anziehen. Gute Sachen, kein G’lump!»
    «Aber Sie wissen natürlich, dass Ralf mit Sicherheit nicht sehr lange hierbleiben wird. Mich wundert sowieso, dass meine Kollegen ihn noch nicht abgeschleppt haben.»
    «Ja so was! Jetzt glaub ich Ihnen, dass Sie von der Kripo sind!» Angriffslustig reckte sie ihren Kopf. «Warum soll er denn nicht dableiben, der Ralf? Er tut doch keinem was, und Dreck macht er auch nicht. Verhaften S’ lieber die Saubär’n, die seinen Anhänger angebieselt und seine Reifen zerstochen haben!»
    «Die werden wir sicher finden.» Laura fühlte sich flau, schämte sich beinahe für das «Wir», das sie der kämpferischen Dame wie einen Schutzschild entgegenhielt.
    «Des werden wir ja sehn! Viel Erfolg. Komm, Gisela, wir gehen jetzt. Heut Nachmittag fahr ich mit dem Rad herunter und schau nach dem Ralf!» Sie nickte Laura zu, packte ihr Hündchen fester und eilte mit schnellen Schritten dem nördlichen Ausgang der Unterführung zu. Ihre Freundin folgte, hatte aber Mühe, den großen Retriever hinter sich herzuzerren, der nicht von den menschlichen Duftmarken lassen wollte.
     
    Laura fand Ralf bei den kleinen Wasserfällen unterhalb des Maximilianeums. Die Ellenbogen auf den Knien, den Kopf auf die Fäuste gestützt, saß er auf einem Betonquader und starrte vor sich hin. Zwei der Federn auf seinem Hut waren abgeknickt. Als sie sich schweigend neben ihn stellte, warf er ihr aus den Augenwinkeln einen kurzen Blick zu und starrte dann weiter auf den Fluss. Unterhalb der Fälle schäumte die Isar, als hätte jemand Waschmittel ins Wasser gestreut.
    «Sauerei!», sagte Ralf nach langen Minuten.
    «Der Schaum oder dein Anhänger?»
    «Alles!»
    «Mhm.»
    Wieder schwiegen sie lange. Eine fette Spinne hing in einem riesigen Netz zwischen zwei Geländerstangen.
    «Hast es gesehen, was?»
    Laura nickte.
    «Wolltest ’n Kaffee, eh?»
    «Ich bin zufällig vorbeigekommen. Hab heute frei.» Laura beschloss, sich nicht als Polizistin zu zeigen.
    «Ach so.» Er sah sie noch immer nicht an.
    «Wer hat denn das gemacht?»
    Er zuckte die Achseln.
    «Warst du nicht dabei?»
    «Zum Glück nicht!»
    «Wo warst du denn?» Er verzog das Gesicht.
    «Heut haste wieder die Frageritis, was?»
    «Ja, wenn du nichts sagst!»
    «Was soll ich ’n sagen? Ändert ja doch nix.»
    Laura verbot sich selbst die nächste Frage. Wenn er etwas sagen würde, dann musste es von ganz allein kommen. So viel hatte sie inzwischen verstanden. Aber das Schweigen fiel ihr schwer, und nach ungefähr fünf Minuten versuchte sie es mit einer anderen Taktik.
    «Eigentlich könnte ich dich heute zum Kaffee einladen. Oben am Johannisplatz.»
    Er reagierte nicht.
    «Wetten, dass du noch nicht gefrühstückt hast?»
    Langsam wandte er den Kopf und sah sie lange an.
    «Dein Veilchen wird jetzt doch schwarz!», murmelte er endlich.
    «Was hat mein Veilchen mit Frühstück am Johannisplatz zu tun?» Laura wurde ungeduldig.
    «Warum willste eigentlich dauernd was tun. Ich find das anstrengend. Kannste nich einfach hier stehen und das Wasser anschaun?»
    «Davon werden aber deine platten Reifen auch nicht heil!»
    «Vom Frühstücken auch nich!»
    «Na, dann eben nicht!» Laura drehte sich um und ging Richtung Maximilianeum. Es dauerte nicht lange, und er folgte ihr.
    «Biste jetzt sauer?»
    Laura ging einfach weiter.
    «Was is’n los?»
    «Jetzt fragst du auf einmal. Ich dachte, dass man nicht so viel fragen darf!»
    Er machte ein paar schnelle hüpfende Schritte, bis er sie einholte und neben ihr ging.
    «Frauen sind kompliziert, was?»
    Laura zuckte die Achseln.
    «Auch nicht komplizierter als du, zum Beispiel.»
    Zum ersten Mal an diesem Tag lachte er ein bisschen.
    «Also dann, Frühstück?»
    Er nickte, sagte aber nichts mehr, bis sie sich unter einem

Weitere Kostenlose Bücher