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Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall

Titel: Hundszeiten: Laura Gottbergs fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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trotz Wassermangels. Sie hatte eindeutig eine Niederlage gegen sich selbst erlitten.
    Kritisch betrachtete sie ihr Spiegelbild. Das Veilchen tendierte inzwischen zu einem kränklichen Grüngelb. Auch das war nicht vorteilhafter als Lila oder Blauschwarz. Deshalb entschloss sie sich zu einem knallgrünen Leinenkleid mit weitem halblangem Rock. Immerhin passte es zu ihrem Auge.
    Ralf schnarchte nicht mehr, rührte sich aber nicht. Lauschend blieb Laura vor der Küchentür stehen, klopfte dann, obwohl die Tür offen stand.
    «Kann ich reinkommen? Ich brauche dringend einen Tee. Danach bin ich gleich weg. Muss zur Arbeit!»
    «Na klar!»
    Er saß im Schneidersitz auf dem kleinen Balkon und hatte seinen Federhut auf. Lucas T-Shirt passte ihm tatsächlich und die Jeans offensichtlich auch. Laura war sicher, dass ihr türkischer Nachbar Ralf längst entdeckt hatte, und vermutlich nicht nur er.
    «Willst du auch Tee?» Sie hängte einen Teebeutel in ihre größte Tasse.
    «Haste vielleicht ’n Kaffee?»
    «Klar. Wie war die Nacht?»
    «Gar nich so schlecht.»
    «Du hast geschnarcht.»
    «Das liegt an meiner Nase, die is immer noch dick!»
    «Tut mir leid.»
    «Halb so wild.»
    Laura goss heißes Wasser in die Tassen.
    «Mit Milch und Zucker?»
    «Wenn’s geht.»
    «Es geht.»
    Er kam nicht in die Küche, um seinen Kaffee abzuholen, sondern blieb sitzen, wandte ihr den Rücken zu und schaute in Richtung Alpen, die aber aufgrund des zähen Smogs nicht zu sehen waren.
    «Dein Kaffee ist fertig.»
    «Danke.»
    «Ich muss jetzt weg, Ralf.»
    «Ja.»
    «Wenn du Hunger hast, im Kühlschrank findest du schon was. Deine Klamotten sind noch in der Waschmaschine. Wenn du Lust hast, kannst du hierbleiben. Ansonsten sehen wir uns bei deinem Anhänger.»
    «Und wenn nich?»
    «Dann nicht!»
    Sie griff nach ihrem Rucksack, schloss ihre Schlafzimmertür diesmal von außen ab und schloss sie dann wieder auf. Sie ging das Risiko ein, warum, wusste sie selbst nicht genau. Und sie rief nicht im Präsidium an, um zu sagen, dass sie später kommen würde.
     
    Commissario Guerrini wusste selbst nicht genau, warum er an diesem Morgen doch zum Kommissariat ging, obwohl es wenig zu tun gab und er eigentlich zu Elsa Michelangeli fahren wollte. Aus schierer Gewohnheit und Gedankenverlorenheit stand er plötzlich vor der Questura. Eigentlich hatte er zu seinem Wagen gehen wollen, der in der Nähe seiner eigenen Wohnung geparkt war.
    Nicht gut, dachte er. Aber weil er schon einmal da war, betrat er die vertrauten Gänge. Natürlich traf er auf D’Annunzio, der offensichtlich immer Dienst hatte (was wohl seine Mutter dazu sagte?). Der junge Mann wirkte sehr munter an diesem Morgen, ungewohnt munter. Er begrüßte den Commissario geradezu überschwänglich und teilte ihm in verschwörerischem Ton mit, dass sie Verstärkung bekommen hätten, eine Frau, Sergente wie Tommasini. Weil doch zwei Kollegen ausgefallen seien – einer wegen eines Autounfalls, der andere aus Altersgründen.
    Ja, natürlich. Jetzt erinnerte sich Guerrini, dass es ein Rundschreiben gegeben hatte. Aber er hatte es nur überflogen und war davon ausgegangen, dass der neue Kollege ein Mann sein würde. Bisher arbeiteten nur wenige Frauen in der Questura von Siena.
    Eine Frau also. Dann gab es ja künftig eine Menge zu tun für Vicecommissario Lana. Von nun an würde er vermutlich nicht mehr arbeiten, sondern nur noch gockeln. Voraussetzung war natürlich, dass die Frau gut aussah und nicht zu alt war. Als Sergente konnte sie jedes Alter zwischen Ende zwanzig und fünfzig haben. Na ja, ihm konnte es egal sein.
    «Und, wie ist sie?» Er fragte D’Annunzio mehr aus Freundlichkeit, denn dieser schien vor Mitteilungsdrang zu platzen.
    «Was soll ich sagen, Commissario? Capponi hat gemeint, dass sie eine Bombe ist. Ich finde, sie sieht gut aus … wirklich gut.»
    «Soso, eine Bombe, sagt Capponi.» Guerrini hob die Augenbrauen. «Wo ist sie denn jetzt, die Bombe?»
    «Sie räumt gerade ihren Schreibtisch ein. Hat das Zimmer neben Ihnen, Commissario. Zusammen mit Tommasini, der hat aber heute frei. Bitte, Commissario, sagen Sie nichts zu Capponi. Ich meine wegen der Bombe.»
    «Nein, natürlich nicht. Aber du bist ein bisschen geschwätzig, D’Annunzio, pass nur auf, dass du nicht an den Falschen gerätst.»
    Der junge Polizist wurde rot, und Guerrini grinste.
    «Trotzdem danke ich dir, dass du mich vorgewarnt hast. Ich meine, wenn ich plötzlich vor einer Bombe stehe … Man weiß ja

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