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HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition)

Titel: HUNGER & LUST: Das erste Buch zur Kulinarischen Körperintelligenz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vito von Eichborn , Uwe Knop
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bereits erwähnten Gründen besser lassen).

»Der kann essen, was er will, und wird nicht dick!«
    Um den genetischen Kreis zu schließen, müssten wir schlussfolgern, dass konsequenterweise auch bei Schlanken die Gene großen Einfluss auf deren Körpergewicht haben. Welch Überraschung, auch das scheint so zu sein: Die Framingham-Studie ergab, dass bei manchen Menschen kein Zusammenhang zwischen BMI, Körpergewicht und Fettaufnahme gefunden werden kann. Anders formuliert: Diese Zeitgenossen essen, was sie wollen, und werden nicht dick. Grund dafür sei neben mehr Bewegung, einem wilderen Temperament und schnellerem Stoffwechsel spezielle Genvarianten. Bei diesen Menschen spielte weder das Alter noch das Geschlecht eine Rolle, genauso wenig war die Fitness oder die aufgenommene Gesamtkalorienmenge relevant .
    Man könnte nun spekulieren, dass deren Gene den aktuellen Überflusszustand bereits ein Stück weit mehr „realisiert“ haben und im Vergleich zu den Speichergenen wenig bis keinen Bedarf für massiv überschüssiges Depotfett „sehen“. Sie haben vielleicht schon ein kleines epigenetisches Update 2000: „Es gibt tagtäglich genug zu essen, warum sollen wir uns lähmendes Fett aufhalsen, das sowieso nicht gebraucht wird.“ Zur Info: Die Epi genetik ist ein vergleichsweise junger Forschungszweig derMolekularbiologie. Epigenetische Marker stecken auf der DNS, unserem Erbstrang, und wirken wie Schalter, die gewisse Gene „an- oder ausknipsen“. Diese Schalter werden durch unseren Lebensstil und unsere Umgebung beeinflusst, wie etwa die Ernährung. Und das ein Leben lang – vielleicht sehen sich eineiige Zwillinge, die unterschiedliche Lebensstile pflegen, deshalb nach Jahrzehnten nicht mehr ganz so ähnlich. So gehen Forscher der John Hopkins University davon aus, dass die Epigenetik im Lauf des Lebens auch die Entwicklung des Körpergewichts bestimmt. Das mit den an- oder ausgeschalteten Genen erworbene „Erbwissen“ kann sogar an die direkten Nachfahren weitergegeben werden. Kritische Wissenschaftler betonen jedoch, dass epigenetische Vererbung bei Säugetieren nur bei sehr wenigen geprägten Genen möglich ist. Die Epigenetik zeigt aber insgesamt, wie flexibel Lebewesen mit ihrem genetischen Erbe zu Lebzeiten umgehen können, um sich den herrschenden Umweltbedingungen besser anzupassen.
    Nehmen wir also an, die Dünnen essen auch deshalb weniger, weil bei uns derzeit Überflussbedingungen herrschen und deren Körper daher keinen aktuellen Bedarf zur übermäßigen Fettspeicherung sehen. Hinzu kommt: Wenn sie zu viel essen, was sicher passiert (siehe Kapitel 5), wird die überschüssige Energie durch zusätzliche Wärmeproduktion und Bewegung verbraucht. Und auch diese Vermutung bestätigen Erkenntnisse vom sogenannten „Fidgeting“, den kleinen Bewegungen im Alltag (dazu mehr im nächsten Kapitel). In dieses Ernährungs-Erbgut-Mosaik fügt sich die Erkenntnis des Kings College in London wie das fehlende Steinchen: „Was Menschen gerne essen, ist weitgehend genetisch bestimmt“ , fanden die Wissenschaftler an eineiigen Zwillingen heraus, die für solche Untersuchungen aufgrund ihres identischen Erbguts besonders geeignet sind. Damit sei die These widerlegt, dass unsere Erziehung und dassoziale Umfeld bedingen, was wir gerne essen. Die Erkenntnis der Studie lautet, dass die Ernährungsweise mehr mit den Genen als mit der persönlichen Entscheidung zu tun habe. Du isst, was Du bist – und jeder Mensch is(s)t anders .
    Die Universität Toronto konkretisierte diesen Ansatz mit der Entdeckung, dass eine bestimmte Variante des Gens namens GLUT2 maßgeblich die Vorliebe für Süßes bedingt . Menschen mit dieser süßen Genvariante, einem Bauplan für einen Zuckersensor im Hirn, konsumieren deutlich mehr Zucker und Süßigkeiten als Menschen mit der herkömmlichen Genvariante – unabhängig von Alter und Körpergewicht. Vielleicht sind diese süßen Spezialgene gar ein Grund für die folgende Feststellung der Louisiana State University Anfang 2011: „Süßwaren-Liebhaber“ wiegen weniger als der Durchschnitt.
    Für alle Genzweifler blicken wir noch einmal zu den Zwillingsforschern nach Helsinki, denn deren schwere Suche nach unterschiedlich schweren eineiigen Zwillingen verdeutlicht, wie groß der Einfluss der Gene auf das Gewicht ist: Lediglich 0,6 Prozent der 2500 untersuchten erwachsenen Zwillingspaare wiesen signifikante Gewichtsunterschiede auf . Schließen wir das Kapitel leicht schmunzelnd

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