Hungrig nach Macht (German Edition)
war nämlich ein Foto des Mitgliedes. Hanna war ein wenig enttäuscht, dass so wenige ein Pic im Profil hatten, konnte sich aber inzwischen denken, dass es in einer solchen Gruppe günstiger war, nicht direkt sichtbar zu erscheinen.
Anfangs hatte sie nicht darüber nachgedacht. Aber was, wenn einer ihrer Geschäftspartner oder jemand aus der Firma sie wiedererkennen würde? Oder Jörg? Wenn er sie in diesem Forum fand. Gar nicht auszudenken.
Ach was. Wenn, dann wüsste er sicher, dass sie sich ihrer Hausaufgaben wegen hier angemeldet hatte. Schließlich konnte man ja erkennen, wer zuletzt in die Gruppe eingetreten war. Aber ihre Kollegen sollten sie hier nun wirklich nicht sehen. Obwohl es im Grunde egal war. Was sie tat, konnte sie bisher stets vertreten und daran würde sich auch in Zukunft nichts ändern.
Später könnte sie immer noch nur ein Bild ihrer Augen hochladen, wenn sie das wollte.
Jetzt aber erstmal zu den Nachrichten.
Die erste kam von Christoph. Er stellte sich in sehr netter und höflicher Form vor. Ein sehr devoter Mann, der eine dominante Partnerin für eine feste Beziehung suchte, in der er seine Neigung ausleben wollte.
Sehr nett, aber eine Spur zu schnell. Jemanden anzuschreiben, den man überhaupt nicht kennt, und dann direkt von einem Beziehungswunsch zu sprechen, klang für Hanna schon sehr verzweifelt.
Nummer 1 fiel nicht direkt durchs Raster, wurde aber erstmal auf Eis gelegt.
Die Nächsten vier Nachrichten waren einfach nur unverschämt und wurden umgehend gelöscht. Die meisten anderen boten sich als Sklaven an, die eine strenge Führung suchten. Schrieben aber weiter nichts. Also kamen auch diese erstmal ins Gefrierfach. Allerdings hinter Christoph.
Dann endlich wieder eine ansprechende Vorstellung von Frank. Der aber auch eine Beziehung suchte und die geografische Entfernung als Problem ansah. Immerhin trennten sie 350 km.
Alle realen Beziehungswünsche kamen für Hanna sowieso nicht infrage. Daran war sie nicht interessiert. Und vormachen wollte sie auch niemandem etwas.
Tom Dev. Er gefiel Hanna schon wegen seiner Namenswahl. Es schien deutlich, dass dieser Name ein Fake war. Aber der Mensch dahinter schrieb sehr einfühlsam. Und egal wie er sich nannte, die Art, wie er seine erste Nachricht formulierte, weckte Hannas Interesse.
Also Tom Dev kam in die Kategorie: erste Wahl.
Die restlichen Nachrichten kamen da alle nicht ran. Auch wenn das Thema irgendwie einen dunklen Bereich betraf. Niveaulos würde Hanna deswegen nicht werden.
Blieben von den ganzen Bewerbern gerade mal zwei übrig. Hanna würde ihnen später antworten.
Sie rief noch mal die Gruppenseite auf, um die weiteren Einträge in den Foren zu verfolgen.
Hier und da ließ sie wieder einen Kommentar einfließen. Nicht nur, um sich in Erinnerung zu rufen. Ihr fiel jemand auf, der bei seinen Postings sehr gewählte Worte benutzte. Hanna antwortete auf einen seiner Kommentare, mit ebenso schwungvollen und geschmeidigen Worten, wie er sie benutzte.
Sie blieb fast eine ganze Stunde hängen, im Austausch der Kommentare mit Jay Slave.
Es war faszinierend, wie sehr sich ihre Art zu schreiben glich. Sie schienen sich fast im selben Zimmer zu unterhalten, ohne eine einzige persönliche Ansprache.
Der Hunger, den Hanna inzwischen verspürte, zwang sie, sich von dieser fesselnden Unterhaltung zu lösen.
Während sie sich einen Salat aus Mais und Thunfisch zubereitete, dachte sie über die eben geführte Konversation nach. Waren anfangs immer wieder Kommentare von anderen dazwischen zu lesen, hatten sich innerhalb des Gespräches alle dezent zurückgezogen.
Hanna war sich sicher, mit diesem Mann nicht das letzte Mal geschrieben zu haben. Nein, sicher war sie nicht. Sie hoffte, ihm in der Gruppe wieder zu begegnen.
Sie schaltete Musik an, nahm sich einen Teller mit Salat und ließ sich bequem auf der Couch nieder. So ein ruhiger Tag gefiel ihr ausgesprochen gut. Normalerweise las sie oder malte. Einer der vielen Gründe, warum sie einem Singleleben den Vorzug gab. An freien Tagen war sie zu nichts und niemanden verpflichtet. Konnte sich ganz dem hingeben, wozu sie gerade Lust hatte. Selbst wenn sie nur Musik hören wollte.
Die Gedanken in dem Kopf der jungen Frau zogen ihre Bahnen.
Unterm Strich hatte sie jetzt einen Sklaven und zwei Bewerber. Und einen, ja wie sollte sie ihn bezeichnen? Einen interessanten Schreiber mit devoter Veranlagung.
Dieser Gedanke ließ sie wieder lächeln. Was war nur mit ihr geschehen,
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