Hungrig nach Macht (German Edition)
vertraut, als er ihr die Luft abdrückte. Ein Vertrauen darauf, er würde die Situation nicht ausnutzen. Gestützt auf das Vertrauen, das Jörg auf sie ausstrahlte.
Sie wollte sich keinesfalls wie eine unbezahlte Domina vorkommen.
Hanna wollte ihre neu entdeckte Neigung ausleben und sich gut dabei fühlen. Und ihr Sklave sollte das auch.
Was sollte sie aber in Bezug auf Jörg unternehmen?
Wie sollte sie ihm ihre Gedanken mitteilen?
Sie wusste ja nicht einmal, was für ein Mensch er war.
Der rettende Einfall ließ nicht lange auf sich warten. Sie würde ihm befehlen, ihr seine persönliche E-Mail-Adresse mitzuteilen. Dann könnte sie per Mail ihren Gedanken freien Lauf lassen. Was er dann daraus machte, würde sich zeigen.
Ja, so wollte sie es machen. Am Ende hatte er eine Frau und drei Kinder zu Hause.
Autsch. Dieser Gedanke versetzte ihr einen ungeahnten Stich. Nein, das wollte sie einfach nicht glauben. Hatte er nicht mal erwähnt, dass er auch Single war?
Hanna hatte so etwas vage in Erinnerung. Vielleicht auch nur, weil sie es sich wünschte.
Sie würde ihm ein paar Fragen stellen und dann seine Antwort abwarten.
Danach könnte sie ihm immer noch von ihrem Gedankenchaos erzählen.
Ihr Entschluss stand fest. So wollte sie es machen.
Die Frage war nur, wann?
Schließlich wollte sie nicht mit der Tür ins Haus fallen.
Besser, sie ließ ihn ein paar Tage zappeln. Wenn er sich in der Zeit nicht meldete, gäbe es auch keinen Grund, ihm ein Desinteresse zu unterstellen. Schließlich hatte sie ja gesagt, dass sie sich meldet. So meinte Hanna wenigstens, ihrer Erinnerung Glauben schenken zu können.
Jörg hatte sie verwirrt. Sie wusste nicht mehr genau, was wann und schon gar nicht wie passiert war.
Es war ungeheuerlich, was dieser Mann in so kurzer Zeit geschafft und in ihr geweckt hatte.
Hanna freute sich auf die Fortsetzung, wollte aber nichts überstürzen. Irgendwie schien ihr, müsste der nächste Schritt wohlüberlegt sein.
Aber sie würde sich in den nächsten Tagen auf jeden Fall bei Jörg melden. Schon allein, weil sie es so wollte.
7
Hanna ging am Montag wie gewohnt ins Büro, tauchte ein in ihre Arbeit und versank in den Fluten der neuen Vertragsklauseln. Sie studierte Paragrafen, neue Festsetzungen, Tarife und war geradezu dankbar, als Silke ungefragt mit einem Kaffee hereinkam.
Die beiden unterschiedlichen Frauen verstanden sich gut und teilten sich oft einen Tisch in der Kantine, wenn sie gemeinsam in die Pause gingen. Darum ließ die Frage, wie das Essen am Freitag gelaufen war, nicht lange auf sich warten.
Etwas zögerlich kam die Antwort, denn Hanna hasste Lügen. Darum beschränkte sie sich auf belanglose Gesprächsinhalte des Abends.
Sie waren nicht besonders vertraut miteinander. Dennoch hatte Silke bei Hanna ein gutes Gespür dafür, wann es angebracht war, das Thema zu wechseln. Um nicht unnötig zu nerven, fragte Silke nicht weiter nach. Sie lenkte das Gespräch auf die neuen Regelungen, die vor allem die freien Mitarbeiter betrafen. Obwohl sie insgeheim darauf brannte, mehr über den Mann zu erfahren. Diese ungewöhnlich fesselnde Stimme war ihr bei dem Telefonat mit Hansen schließlich nicht entgangen.
Silke war aber im Gegensatz zu Hanna eine Frau, die ihre Belange immer hinten anstellte. Wohl auch ein Grund, warum sie in ihrem Job so aufgehen konnte. Hanna wusste diesen Charakterzug sehr zu schätzen. Wahrscheinlich, weil es für sie persönlich so inakzeptabel erschien.
Den Arbeitstag empfand Hanna als sehr anstrengend. Sie war froh, als sie die Akten endlich durchhatte.
Nach getaner Arbeit wollte sie ein bisschen in der BDSM-Gruppe lesen, um weitere Erfahrungen zu sammeln.
Nach kurzer Zeit stellte sie allerdings fest, dass sie zu viele Dinge im Kopf hatte, um wirklich aufnahmefähig zu sein.
Darum beschloss sie, nachdem sie ihre beiden Bewerber angeschrieben hatte, den PC auszuschalten.
Für den nächsten Tag nahm sie sich vor, ein Fake als Zweitprofil anzulegen und sich damit neu in der Gruppe anzumelden. Die Vorstellung, sie könnte einem ihrer Kollegen oder einem Geschäftspartner in diese Gruppe auffallen, hatte doch irgendwie einen faden Beigeschmack.
Um ihrerseits nicht desinteressiert zu wirken und auch um den Kontakt aufrechtzuerhalten, schickte Hanna Jörg eine SMS. Sie erkundigte sich, welche Auswirkungen der Einbruch in seiner Firma hatte. Versucht, es möglichst beiläufig klingen zu lassen, bat sie Jörg um seine E-Mail-Adresse und wünschte ihm
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