Hungrig nach Macht (German Edition)
Natürlich wollte sie über das Erlebte mit Jörg nachdenken. Auch über das, was ihr bevorstand. Wie es sich entwickeln könnte. Aber was hatte das für einen Sinn? Für eine Neueinsteigerin wie sie würde sich das Bild erst mit etwas mehr Hintergrundinformationen klären.
Es war also viel effektiver, diesen Gedanken erst wieder aufzugreifen, wenn sie die Bücher - oder zumindest einen Teil davon - gelesen hatte.
Ob sie Mark von Jörg erzählen sollte? Wie würde er reagieren, wenn sie ihm ihren Herrinnen-Status erklären würde? Wie sollte sie ihm das erklären? Irgendwie erschien es ihr lächerlich, verstand sie es doch selbst nicht.
Nein, das Thema musste vorerst ruhen.
Und was war mit Jörg? Erwartete er etwas von seiner Herrin?
Hanna lächelte, denn das stand ihm als Sklave sicher nicht zu.
Sie freute sich schon sehr auf die Bücher. Endlich würde sie mehr erfahren.
In ihrer Vorfreude auf das Päckchen, das sie in den nächsten Tagen bekommen sollte, kam die Nachricht von Mark. Er war bereits auf dem Weg zu ihr.
Die beiden verbrachten einen wunderschönen Abend auf der Dachterrasse.
Er hatte einen leckeren Wein mitgebracht und frische Erdbeeren.
Es war so locker und entspannt zwischen ihnen, dass sie bei schöner Hintergrundmusik einfach ihre Zweisamkeit auf der Dachterrasse genossen.
Sie lagen auf der Matratze. Jeder mit einem Glas in der Hand. Das Obst stand in einer Schale zwischen ihnen und sie plauderten einfach über dies und das.
Sie waren froh über ihre Freundschaft, die schon viele Höhen und Tiefen erlebt hatte. Nicht die Freundschaft an sich. Doch es gab immer etwas im eigenen Leben oder im Leben des Anderen, dass sie freundschaftlich miteinander teilten.
Als sich Mark spät in der Nacht verabschiedete, war Hanna unendlich dankbar, dass er für sie da war. So wie sie auch für ihn. Selbst wenn es wie heute nur darum ging, nicht allein sein zu wollen.
Sie küssten sich zum Abschied. So wie sie es immer taten.
Hanna stand noch an ihrer Wohnungstür, als Mark schon einige Minuten weg war. Sie befühlte ihre Lippen. Etwas war anders als sonst. Dieser Kuss. Sie küssten sich immer, wenn ihnen danach war. Ja, sie schliefen sogar miteinander, wenn sie wollten.
Aber es fühlte sich nicht an wie sonst.
Hatte sie etwas Unrechtes getan?
Ach was. Hanna verwarf dieses aufkommende Unwohlsein. Sie konnte küssen, wen sie wollte. Sie war eine freie Frau.
Sie holte noch die Gläser und die Schüssel von draußen und beschloss, sich schlafen zu legen. Für einen Tag hatte sie genug erlebt. Es war nicht viel. Aber es war Neuland, das sie betreten hatte. Der Abend mit Mark rundete diesen Tag perfekt ab, sodass sie ihn bedenkenlos schließen konnte.
6
Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel weckten Hanna am späten Morgen.
Bei ihrem spärlichen Frühstück ließ sie ein Gedanke nicht los: Wie könnte sie ihre Neugierde am besten befriedigen, die ihre neuen Erfahrungen mit sich brachten?
Auf die Bücher musste sie erstmal warten. Es war Wochenende und darum würden sicher noch zwei Tage vergehen, bis sie ihr Päckchen in den Händen halten konnte.
Im Internet ließen sich bestimmt interessante Informationen finden.
Mit einem erwartungsvollen Lächeln schaltete sie den Computer ein und stellte die Kaffeekanne griffbereit neben sich.
Sie klickte ein wenig herum, in der Hoffnung, eine Seite oder einen Begriff zu finden, die oder der sie weiterbringen konnte.
Sie stieß auf einen BDSM-Test. Na, das war doch schon mal was.
Etwas zögerlich begann sie mit dem Test.
Was würde sie wohl über sich erfahren? Was für Fragen kämen auf sie zu?
Augen zu und durch! Ein Vorsatz, mit dem sie sich selbst antrieb. Denn wie sollte sie weiterkommen, wenn sie sich nicht einmal selber einschätzen konnte? Außerdem las sie auf der Startseite einige eindrucksvolle Kommentare von Leuten, die den Test bereits absolviert hatten.
Ein paar Fragen erschienen der wissbegierigen Frau ziemlich lächerlich. Ob sie Lust empfinde, wenn sie ihrem Partner Schmerzen zufügte. Hanna dachte an Grausamkeiten, die blutig endeten. Und konnte sich nicht einmal mit dem Gedanken anfreunden, so etwas zu tun. Schon gar nicht, Lust dabei zu empfinden. Einfach absurd. Die Idee, dass es dabei um Schläge gehen könnte oder Wachsspielchen, kam ihr erst viel später. Da hatte sie allerdings nicht mehr die Möglichkeit, zurückzugehen. Na, auch egal, dachte sie und kam zum Ende.
Das Ergebnis wurde ihr kurz darauf mitgeteilt.
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