Hungry for Love
Pablo ins Einkaufzentrum. Er brauchte dringend neue Turnschuhe, seine waren vorne schon so eng, dass er sich kaum noch rühren konnte.
Nachdem sie ein passendes Paar gefunden hatten, gingen sie zu Dunkin` Donuts und tranken Heiße Schokolade, für Pablo kaufte sie seinen Lieblings-Streuseldonut. Danach bummelten sie noch ein wenig die Schaufenster entlang und kamen an einem Buchladen vorbei.
„Pablo, warte mal kurz. Ich möchte mir etwas ansehen.“
„Ich dachte, du kaufst dir Bücher nur auf dem Flohmarkt?“
„Tue ich eigentlich auch. Aber da war neulich dieser Schriftsteller im Hasta Burrito und ich wollte nur mal sehen, was der so schreibt.“
„Wie heißt der denn?“
Teresa lächelte. „Luke Cartwright. Soll ein ganz berühmter Autor sein, hat Drew mir erzählt. Ich lese ja meist nur die Klassiker, mit moderner Literatur habe ich nicht viel am Hut.“
„Ich hab noch nie von dem gehört.“
„Ich auch nicht. Deshalb will ich mir ja seine Bücher mal angucken.“
„Was schreibt er denn so?“, wollte Pablo wissen.
„Romantische Sachen, glaube ich.“
„Liebesschnulzen?“
„Ja“, Teresa lachte, „Liebesschnulzen. Sieh mal, da ist ein ganzes Regal voll mit seinen Romanen.“
Sie ging auf das Regal zu und nahm eins der Bücher in die Hand, blätterte ein wenig darin und betrachtete sich dann die Rückseite. Da war neben dem Klappentext auch noch ein Foto von ihm drauf. In echt sieht er fast noch besser aus, dachte sie. Dann ging sie die Bücher durch: „Love is Magic“, „Forever in Love“, „Love is not Enough“, der schien es ja mit der Liebe rauszuhaben. Sie fragte sich, ob er im Privatleben auch so viel damit zu tun hatte.
Sie fand, dass sich die Buchbeschreibung von „Love is not Enough“ am besten anhörte und ging damit zur Kasse.
Als sie eine Stunde später im Columbus Park saß und Pablo mit ein paar anderen Jungs Baseball spielte, war Teresa bereits in „Love is not Enough“ vertieft. In dem Buch ging es um eine Frau, die ihren Mann so sehr liebte, dass sie alles erduldete, sogar seine zahlreichen Affären. Sie war schon jetzt gespannt, wie die Geschichte ausging, ob die Frau endlich erkannte, dass, egal wie sehr sie ihren Mann auch liebte, das einfach nicht genug war, um glücklich zu sein, wenn er sie ja nicht glücklich machte. Manchmal brauchte es halt mehr als einfach nur Liebe: Ehrlichkeit und Treue, Zuversicht und Verständnis.
Sie fragte sich, ob sie selber auch irgendwann noch mal all das erfahren durfte. Michael war ein guter Mann gewesen, sie hatte ihn sehr geliebt, doch sie hatte sich ihre Zukunft mit ihm einfach anders vorgestellt. Gleich nachdem sie geheiratet hatten, veränderte er sich. Es schien, als ob er erst da erkannte, dass das für die Ewigkeit war. Dass er von nun an Verantwortung zu tragen hatte. Zwei Monate nach Pablos Geburt war er plötzlich verschwunden, ohne ein Wort oder einen Abschiedsbrief. Er war einfach fort. Und seine Sachen auch.
Pablo hatte sie schon oft gefragt, wo sein Dad denn sei. Sie hätte ihm am liebsten gesagt, dass er tot ist, so verletzt war sie. Doch sie würde ihren Sohn nicht anlügen und sagte ihm stets nur das, was sie wusste, nämlich dass sie es nicht wusste. Sie hatte sich oft vorgestellt, was wäre, würde er auf einmal wieder vor der Tür stehen. Sie war froh, dass es bisher nicht passiert war, denn sie war nach all den Jahren noch immer so wütend, dass sie sich sicher war, sie würde ihn mit bloßen Händen erwürgen.
Doch nach acht Jahren glaubte sie nicht, dass er sich je wieder blicken lassen würde. Es tat ihr einzig und allein für Pablo leid. Ohne einen Vater aufwachsen zu müssen, war nicht leicht für ihn, ohne einen Mann im Haus, ohne ein Vorbild. Sie hatte eine Weile versucht, Ersatz zu finden, doch sie war immer an Kerle geraten, mit denen es nicht lange gut ging und hatte erkannt, dass das sicher noch schlimmer für Pablo war, die Männer kommen und gehen zu sehen. Und deshalb hatte sie vor ein paar Jahren der Männerwelt abgeschworen. Märchenprinzen gab`s halt nur in Büchern und nicht in der realen Welt. Und so machte sie sich weiter daran, das Buch von Luke Cartwright zu lesen. Gerade als dort einer dieser Märchenprinzen auftauchte, erklärte ihr Pablo, dass er nach Hause und etwas essen wolle.
Gut, dachte sie, das muss dann bis heute Abend warten, wenn ich allein in meinem Bett liege und hoffentlich nicht wieder von attraktiven Autoren träume.
3. Kapitel
Müde saß Teresa am
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