Hungry for Love
nächsten Morgen in der U-Bahn, so müde, dass sie Schwierigkeiten hatte, die Augen offen zu halten. Wieso war sie auch so lange aufgeblieben, wenn sie doch gewusst hatte, dass genau das eintreffen würde? Aber das Buch war einfach so schön gewesen, wie ein guter Film, in dem man sich verlieren konnte. Sie hatte es nicht zur Seite legen können. Beim vierzehnten Kapitel hatte sie sich dann gezwungen, schlafen zu gehen. Sie hatte das Buch mitnehmen und in der Bahn weiterlesen wollen, aber sie hatte es in der Hektik heute früh vergessen. Doch sie wusste jetzt schon, dass ihr Herz nicht eher Ruhe geben würde, bis sie es durch hatte. Sie freute sich deshalb bereits jetzt auf den Feierabend, damit sie sich schnell ans Weiterlesen machen konnte.
Auf den letzten paar Metern zum Restaurant fragte sie sich, ob er wohl heute wieder dort auftauchen würde, Luke Cartwright.
Es war ein stressiger Tag, obwohl es ein Sonntag war. Es fing mittags an, in Strömen zu regnen, die Leute flüchteten ins Restaurant und brachten große Pfützen mit sich, die Teresa alle paar Minuten aufwischen durfte, damit niemand ausrutschte.
„Was für ein ätzender Tag“, sagte Drew.
„Das kannst du laut sagen“, erwiderte Teresa, die gerade dabei war, die Kaffeemaschine neu zu füllen. „Ich habe mir übrigens eins seiner Bücher gekauft.“
„Du meinst, eins seiner Bücher?“
„Genau. Du hattest recht, er schreibt unglaublich. Ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.“
„Welches liest du denn?“
„ Love is not Enough .“
„Aah, das, wo der Typ seine Frau betrügt. Zum Glück verlässt sie das Dreckschwein.“
„Oh, wieso hast du das denn jetzt verraten? So weit war ich noch nicht.“
„Na, man kann es sich ja eh denken. Seine Bücher haben immer ein Happy End.“
„Ehrlich, immer?“
„Naja, zumindest die aus der Love-Reihe. Davor, die Passion-Reihe, da gab`s auch schon mal ein tragisches Ende. Ich mag aber die Love-Reihe lieber. Ich meine, Tragik haben wir doch alle schon genug im Leben, aber so richtig romantische Sachen … welche Frau träumt nicht davon?“
„Ich habe die Romantik längst aufgegeben, Drew. Das sind, wie du schon sagst, nur Geschichten. Märchen. In echt passiert so was doch nicht, und erst recht nicht jemandem wie uns.“
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Eines Tages werde ich bestimmt Mr. Right finden. Und du solltest die Männer auch nicht jetzt schon aufgeben. Wie alt bist du?“
„Dreißig.“
„Siehst du, du hast nicht mal dein halbes Leben hinter dir. Da kann noch eine ganze Menge kommen.“
„Na, ich weiß nicht. Eigentlich bin ich ganz zufrieden, so wie es gerade läuft.“
„Sehnst du dich denn nicht manchmal nach etwas Romantik?“
„Doch, aber dann kann ich ja eins dieser Bücher lesen. Und gut ist.“
„Ach, Teresa. Du tust mir echt leid, so jung und schon so verbittert.“
„Ich bin gar nicht verbittert, nur realistisch.“
„Okay, wie du meinst. Wenn du nichts mehr von Männern wissen willst, brauche ich dir ja auch nicht erzählen, dass Luke Cartwright gestern hier war und nach dir gefragt hat.“
„Was? Du nimmst mich auf den Arm.“ Teresa sah Drew erstaunt an.
„Nein, er war hier.“
„Aber er hat nicht nach mir gefragt.“
„Na ja, nicht so direkt. Aber er hat sich die ganze Zeit umgesehen und nach dir gesucht.“
„Das hast du dir ganz sicher nur eingebildet, Drew.“
„Ich habe ein Gespür für so was, das kannst du mir ruhig glauben. Also, wenn du ihn nicht willst, werde ich ihn mir schnappen.“
„Na, dann versuch ruhig dein Glück. Ich wünsche dir alles Gute.“
„Mir muss man kein Glück wünschen, Teresa, sieh mich an, ich bin heiß.“
Teresa lachte. Drew war einfach unglaublich. So viel Selbstbewusstsein mit Anfang zwanzig, sie würde sicher noch viel im Leben erreichen.
Gegen zwei Uhr kam er. Luke Cartwright kam durch die Tür, klitschnass, und schüttelte sich erst einmal. Dann setzte er sich in dieselbe Ecke wie neulich. Es war Teresas Tisch, Nummer 7, was Drew gar nicht zu gefallen schien. Doch Rico mochte es nicht, wenn Tische getauscht wurden, er bestand darauf, dass die Tischeinteilung eingehalten wurde, damit kein Durcheinander entstand.
„Guten Tag, was kann ich Ihnen heute bringen?“, fragte Teresa freundlich.
Als ihr Blick auf ihn fiel, errötete sie leicht, denn sie erinnerte sich an ihren unanständigen Traum, den Traum, in dem genau dieser Mann vorgekommen war.
„Guten Tag, Teresa, schön, Sie
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