Hunter 05 - Späte Vergeltung
begehen würde.« Zach konnte sich einfach nicht zurückhalten, auch wenn er damit Gefahr lief, von dem Gespräch ausgeschlossen zu werden. »Curtis war ein Parasit, der Frauen ausnutzte und sie misshandelte. Ich bezweifle, dass er jemals einen Gedanken daran verschwendet hat, dass es falsch war, was er tat.«
Houston rieb über sein Kinn. »Vielleicht wusste er nicht, wie es weitergehen sollte.«
Zach schnitt eine Grimasse. »Er hätte innerhalb kürzester Zeit eine andere Frau gefunden. Was auch immer die in ihm gesehen haben.«
»Okay, gehen wir davon aus, dass es Mord war, auch wenn wir dafür noch keine Anhaltspunkte haben. Wer sollte das getan haben, und warum?«
Das war der entscheidende Moment. Höchstwahrscheinlich würden Houston und Jenks ihnen übel nehmen, dass sie eigene Untersuchungen angestellt hatten.
Während Chloe in knappen Worten von ihrem Verdacht bezüglich Bentley Scott berichtete, beobachtete Zach die Mienen seiner Kollegen. Zuerst schauten sie nur ungläubig, dann wechselte Jenks von belustigt zu wütend. Houston dagegen wirkte eher nachdenklich.
Jenks machte sich zuerst Luft. »Was ist das denn für eine bescheuerte Geschichte? Ein ehemaliger Vergewaltiger, der sich rächen will? Noch dazu an einer Zeugin, die eigentlich anonym war?« Er grinste Chloe höhnisch an. »Wenn Sie so Ihre Verteidigungen angehen, werden Sie sich nicht lange als Anwältin halten.«
An der Art, wie Chloe noch eine Spur blasser wurde, erkannte Zach, dass sie von den Worten getroffen war, aber sonst ließ sie sich nichts anmerken. Sie beugte sich zu Jenks vor. »Da ich meinen letzten Prozess gewonnen habe,
trotz
Ihrer schlampigen Arbeit, sehe ich kein Problem mit meiner Arbeitsweise.«
Houston hielt seinen Partner mit einer schnellen Handbewegung zurück, als der erneut verbal zuschlagen wollte. »Die gegenseitigen Beschuldigungen bringen uns nicht weiter. Sie können sicher sein, dass wir im Fall von Curtis’ vermeintlichem Selbstmord genau ermitteln werden, Ms Hunter. Was diesen …«, er betrachtete seine Notizen, »… Bentley Scott angeht, können wir sein Alibi für den Todeszeitpunkt von Ms Meadows überprüfen, aber viel mehr können wir ohne wirkliche Beweise nicht tun. Natürlich werden wir auch mit dem Besitzer des Strip-Clubs reden und uns vergewissern, dass das Opfer wirklich dort gearbeitet hat.«
Zach wusste, dass diese zäh wirkende Prozedur zu allen Ermittlungen dazugehörte, und normalerweise machte ihm das auch nicht viel aus, aber jetzt, wo Chloe in Gefahr war, ging ihm das alles zu langsam. »Wir können die Sache auch etwas abkürzen. Bentley Scott war eindeutig derjenige, der sich zum Zeitpunkt des Mordes in Candice Meadows’ Wohnung aufgehalten hat. Ich habe eine Sprachprobe von ihm mit der vom Notruf vergleichen lassen. Sie stimmen eindeutig überein.«
Jenks starrte ihn sprachlos an, und auch Houston brauchte einen Moment, um seine Sprache wiederzufinden. »Du wusstest das die ganze Zeit und sagst es uns erst jetzt? Verdammt noch mal, Murdock, was ist los mit dir?«
Mühsam unterdrückte Zach sein schlechtes Gewissen. Houston hatte zwar recht, aber es hätte sicher noch länger gedauert, wenn er darauf gewartet hätte, dass seine Kollegen handelten. »Ich weiß es erst seit ein paar Stunden. Ihr braucht nicht zu seiner Wohnung fahren, er ist ausgeflogen. Ein Spurensicherungsteam ist bereits bei der Arbeit.«
Houston schien mit jedem Wort wütender zu werden, aber als er sprach, klang seine Stimme gefährlich ruhig. »War das dann alles? Oder gibt es noch etwas, das du uns über
unseren
Fall sagen möchtest? Sitzt der Täter vielleicht schon im Gefängnis?«
Zach bemühte sich, nicht zusammenzuzucken. »Nein, leider nicht. Ich wüsste auch nicht, wo ich ihn suchen sollte. Von seinem Bewährungshelfer haben wir seine Telefonnummer, und es sitzt schon einer der Techniker daran, ihn über das GPS zu orten, aber derzeit ist das Handy abgeschaltet. Vielleicht hat er es auch zerstört. Davon gehe ich beinahe aus, bisher kam er mir sehr organisiert vor.«
»Und warum war dann seine Stimme auf dem Band? Das war doch ein ziemlich bescheuerter Fehler.«
Zach zuckte mit den Schultern. »Das war etwas, das er nicht vorausplanen konnte. Vielleicht hat ihn die Gegenwehr des Opfers überrascht, und er hat für eine Sekunde nicht darüber nachgedacht, was er tat. Oder er ist davon ausgegangen, dass sein Name nie auftauchen würde und deshalb niemand auf die Idee käme, die Stimmen zu
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