Hurra wir kapitulieren!
Werkschau der Akademie zurück.
So entstand innerhalb weniger Wochen eine Kultur der Angst, des Bedauerns und der Entschuldigung, wie sie Deutschland noch nie erlebt hatte. Von Franz Josef Wagner bis Harald Schmidt, von Peter Scholl-Latour bis Roger Willemsen, von Bischof Huber bis Kardinal Lehmann stand die formierte Gesellschaft wie ein Mann da, fest entschlossen, jede Kränkung der Muslime abzufangen, noch bevor sie die Adressaten erreicht hatte.
In Lüdinghausen, einer Kleinstadt bei Münster in Westfalen, kam es Ende Februar zu einem Prozess gegen einen 61 -jährigen Rentner, der Toilettenpapier mit dem arabischen Schriftzug »Koran, der heilige Qur‘an« bedruckt und die Blätter verschickt hatte. Keine sehr geschmackvolle Aktion, aber auch nicht geschmackloser als vieles, was auf der Kasseler Documenta folgenlos präsentiert wird. Die Verhandlung fand vor einem großen Aufgebot an Reportern aus dem In- und Ausland statt, von denen die meisten den Namen Lüdinghausen noch nie gehört hatten. Um der Sache das nötige Gewicht zu geben, wurde die Anklage von einem Oberstaatsanwalt aus Münster vertreten. Nachdem sich der Richter, der Ankläger und der Verteidiger im Richterzimmer auf einen Deal verständigt hatten, wurde der Angeklagte wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 166 StGB zu einer einjährigen Freiheitsstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Wer in Brandenburg einen Ausländer krankenhausreif schlägt, wird in der Regel auch nicht härter bestraft.
»Das Verfahren war ein Geschäft, nichts weiter«, sagte der Übeltäter, nachdem alles vorbei war. Der Richter gab zu, dass nicht nur rechtliche Überlegungen eine Rolle gespielt hatten: »Die Bedeutung hat sich erheblich gesteigert durch die weltpolitische Lage«, und der Oberstaatsanwalt aus Münster erklärte, es sei »ein deutliches Zeichen nach außen gesetzt worden«. Bis auf den Verurteilten waren alle am Prozess Beteiligten zufrieden. Mit dem kleinen Bauernopfer hatte das Schöffengericht von Lüdinghausen Schlimmeres verhindert, seinen Respekt vor dem Islam bewiesen und für Ruhe und Ordnung in der Stadt gesorgt.
Eine etwas andere Erfahrung machten die Betreiber eines Bordells in Köln, die auf einem 8 mal 24 Meter großen Superposter zur WM (»Die Welt zu Gast bei Freundinnen«) neben einer leicht bekleideten Blondine die Fahnen der Teilnehmer-Nationen präsentierten, darunter auch die des Iran und Saudi-Arabiens. Kaum hing der optische Gruß an der Hauswand, tauchten vermummte und bewaffnete Gestalten in dem Etablissement auf. Die Botschaft wurde verstanden. Um weiteren Ärger zu vermeiden, ließ die Geschäftsführung des Hauses die beiden Fahnen übermalen. Eine Sprecherin der Kölner Polizei äußerte die »Vermutung«, bei den vermummten und bewaffneten Gestalten könnte es sich um Moslems gehandelt haben, die sich »in ihren religiösen Gefühlen verletzt« gefühlt hätten. Damit war der Beitrag der Polizei zur Aufklärung des Vorfalls, den man auch als Nötigung und Verstoß gegen das Vermummungsverbot interpretieren könnte, bereits geleistet. Immerhin war geklärt, dass weder Angehörige der Heilsarmee noch der Naturfreundejugend als Täter in Frage kamen.
Auch die Sparkasse Mainfranken kam noch einmal mit einem blauen Auge davon. Sie hatte 30 000 Bälle an Kinder im Großraum Würzburg verteilen lassen, auf denen -wie auf dem Kölner Puff-Poster - die Fahnen aller 32 WM-Teilnehmer zu sehen waren. Was die Würzburger Weltbürger nicht wussten, war, dass auf der Saudi-arabischen Fahne das muslimische Glaubensbekenntnis steht: »Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott. Und Mohammed ist sein Prophet.« Es darf im Wind flattern, »aber wenn damit rumgekickt wird, haben wir als Muslime ein bisschen Probleme damit«, erklärte der Vorsitzende des Internationalen Islamischen Forums und der Islamischen Gemeinschaft in Würzburg. Worauf sich die Sparkasse Mainfranken umgehend bei der islamischen Gemeinschaft entschuldigte.
Eine öffentliche Entschuldigung fiel vollkommen aus dem Rahmen. Erstaunlicherweise wurde über sie in keiner deutschen Zeitung berichtet, obwohl sie sehr umfassend war. Zu lesen war sie nur im Internet, auf der Website www.danishmuhammedcartoons.com :
»We‘re sorry we gave you shelter when war drove you from your home country ...
We’re sorry we took you in when others rejected you ...
We’re sorry we gave you the opportunity to get a good
education ...
We’re sorry we gave youfood and
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